Julia Extra Band 0299
dann erfahren, dass seine Nichte und das Baby sich im Chalet versteckt hielten.
Ich muss Brianna retten, dachte Abby verzweifelt. Es gab nur eine Möglichkeit: so schnell wie möglich mit der Kleinen verschwinden und Mychale in Gregors Obhut lassen.
„Bist du sicher, dass mein Onkel mehr über Mychales Krankengeschichte weiß als du?“, fragte sie beunruhigt.
Gregor lachte. „Nun ja. Immerhin habe ich mich eingehend mit der Fürstenfamilie beschäftigt. Allerdings ist es durchaus möglich, dass die Aufzeichnungen, die mir zur Verfügung standen, nicht vollständig waren.“
„Ach so.“
Gregor blieb stehen und tätschelte Abby lächelnd die Wange. „Mach dir keine Sorgen, er hat das bald überstanden und wird wieder ganz der Alte sein. Bis dahin dauert es aber noch etwas. Er wird vermutlich noch einige Male plötzlich einschlafen. Vorausgesetzt, ich habe die richtige Diagnose gestellt.“
Er reichte ihr einige Tüten, die er mitgebracht hatte. „Ich habe eingekauft. Hier sind Brot, Käse und Weintrauben.“
„O danke. Du bist ein Engel.“
„Ach, und hier sind noch einige Bücher und Zeitschriften für den Prinzen, falls er später Lust hat zu lesen.“
„Prima.“ Abby warf einen kurzen Blick darauf. „Ich habe hier bisher noch keine Bücher entdeckt. Offenbar hat die Familie beim Umzug alles mitgenommen.“
Gregor wurde wieder ernst. „Sag mal, Abby, findest du es nicht an der Zeit, mir zu erzählen, in welchem Verhältnis du zu Prinz Mychale stehst?“
„In gar keinem!“, erwiderte sie bestimmt. „Wir haben uns zufällig unterwegs getroffen, und er hat mir hier Unterkunft gewährt.“
Skeptisch musterte er sie. „Du hast also keine Affäre mit ihm?“
Offen und ehrlich erwiderte sie seinen Blick. „Nein, ganz bestimmt nicht.“ Er hat mich noch nicht einmal geküsst, hätte sie am liebsten hinzugefügt.
Ganz überzeugt schien Gregor dennoch nicht zu sein. „Du weißt, wie gefährlich das wäre, oder?“
„Nein, weiß ich nicht. Du bist doch der Experte, der alles über die Fürstenfamilie weiß.“
„Genau. Die Montenevadas haben mich schon immer fasziniert. Ich war fast eifersüchtig, als du und Julienne zu Dr. Zaire gezogen seid, dem Leibarzt der Familie. Jedenfalls habe ich mir damals in den Kopf gesetzt, einmal sein Nachfolger zu werden.“
„Schade, ich hätte gern mit dir getauscht.“ Das war als Scherz gemeint, klang aber so schroff, dass Gregor misstrauisch wurde.
„Steckst du in irgendwelchen Schwierigkeiten, Abby?“, fragte er besorgt. „Ich würde dir gern helfen.“
„Das ist lieb von dir, Gregor, aber es ist alles in Ordnung.“ Sie griff nach seiner Hand und lächelte voller Zuneigung. „Julienne und ich haben oft von dir gesprochen. Für uns warst du immer der große Bruder, und wir haben dich und die Seenlandschaft hier oben sehr vermisst.“
Vor Rührung versagte ihr die Stimme. Hoffentlich habe ich nicht schon zu viel gesagt, dachte Abby.
Gregor erwiderte ihr Lächeln und drückte ihr aufmunternd die Hand. „Ich habe auch oft an euch gedacht. Wenn du bereit bist, würde ich gern hören, was mit Julienne passiert ist. Ich finde es unendlich traurig, dass sie nicht mehr da ist.“ Als er ihre Miene bemerkte, fügte er schnell hinzu: „Wie gesagt, du kannst es mir erzählen, wenn du so weit bist. Ich verstehe, dass es dir sehr schwerfällt, darüber zu sprechen.“ Er seufzte traurig, riss sich aber schnell zusammen. „Komm, wir sehen jetzt lieber nach dem Patienten.“
Der Prinz erwartete sie bereits. Mittlerweile hatte er sich ein wenig erholt. „Ich bin das jetzt wirklich langsam leid“, sagte er vorwurfsvoll, als wäre Gregor schuld an seiner Misere. „Eine Weile fühle ich mich prima und völlig gesund, und dann geht alles von vorne los.“ Ungeduldig sah er Gregor an. „Sie müssen mir etwas dagegen geben. Lange halte ich das nicht mehr aus.“
Gregor erwiderte seinen Blick. „Ich wünschte, ich könnte etwas tun, Eure Durchlaucht. Aber ich befürchte, Sie müssen einfach Geduld haben. Es wird noch etwas dauern, bis Sie wieder völlig gesund sind.“
Der Prinz fluchte unterdrückt, und Gregor lächelte verständnisvoll.
„So gefallen Sie mir schon besser. Der alte Kampfgeist ist geweckt. Dann haben Sie vielleicht auch die Energie, heute Abend in eines der Schlafzimmer umzuziehen. Wollen wir es versuchen?“
„Klar, ich würde alles tun, um von dieser Couch hinunterzukommen.“
„Abby?“
Sie eilte herbei, um zu helfen. Dabei
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