Julia Extra Band 0299
soll ich deine Atmung überprüfen? Alle zwei Stunden?“
„Das kannst du dir sparen, Abby.“
„Wie bitte?“ Erstaunt musterte sie ihn.
„Mir geht es schon viel besser. Das musst du doch bemerkt haben. Seit der letzten Ohnmacht sind vier Stunden vergangen. Und sie war auch nur ganz kurz. Höchstens fünf Minuten lang. Ich habe es überstanden.“
„Das kannst du gar nicht wissen, Mychale. Sicherheitshalber werde ich tun, was Gregor gesagt hat.“
„Also gut, dann sagen wir drei Uhr morgens. Wenn dann alles in Ordnung ist, legst du dich wieder hin und schläfst weiter.“
Hoffentlich geht das gut, dachte sie, und stellte den Wecker vorsichtshalber auf Mitternacht. „Okay“, meinte sie dann. „Gute Nacht.“
„Langsam, langsam. Komm her, wir müssen noch etwas besprechen.“
Nur widerstrebend trat sie näher.
„Setz dich zu mir.“ Mychale klopfte neben sich auf das Bett.
„Ich weiß nicht.“
„Ich verspreche dir, dich nicht zu verführen. Es sei denn, du bittest mich ausdrücklich darum.“
Abby atmete tief durch – wild entschlossen, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie sich nach ihm sehnte. Herausfordernd schob sie das Kinn vor und funkelte ihn an. „Darauf kannst du lange warten.“ Sie setzte sich auf die Bettkante. „Was willst du denn besprechen?“
„Da ich jetzt wieder klar denken kann und keine Kopfschmerzen mehr habe, würde ich gern wissen, warum du hier bist und wie du hergekommen bist.“
Auch das noch!
Nervös begann sie, mit der Bettdecke zu spielen. „Habe ich dir das nicht schon erzählt?“, fragte sie, um Zeit zu gewinnen.
„Nein, das hast du nicht. Ich möchte jetzt die ganze Geschichte hören, von Anfang an.“ Sein Blick war unnachgiebig.
Also gut, dachte Abby. Er gab ja doch keine Ruhe. Entschlossen blickte sie ihm in die Augen, damit er glaubte, die Wahrheit zu hören. „Ich habe dir erzählt, dass mein Onkel etwas mit Brianna vorhat, was ich nicht gutheißen kann.“
„Was hat er vor?“
„Tut mir leid, aber darüber kann ich nicht sprechen.“ Sie befeuchtete mit der Zungenspitze ihre Lippen, als sie bemerkte, wie dunkel Mychales Blick geworden war. „Nur so viel: Ich war entsetzt über seinen Plan. Da ich meinen Onkel kenne, war mir klar, dass ich nicht gegen ihn ankomme, solange ich unter seinem Dach wohne. Also musste ich Brianna an einen Ort bringen, wo ich in Ruhe nachdenken konnte.
Die Seenlandschaft schien ideal zu sein, weil ich mich gut hier auskenne. Vergangene Woche bin ich heimlich hergefahren, um mich davon zu überzeugen, dass das Chalet unbewohnt ist. Einige Vorräte hatte ich schon mitgebracht. Vor einigen Tagen habe ich dann in meinem Zimmer im Haus meines Onkels Reiseprospekte liegenlassen, um ihn auf die falsche Fährte zu locken. Dann habe ich mit Brianna den Bus nach Merdune genommen. Dort sind wir in den Zug gestiegen und hergefahren.“
Sie atmete tief durch und sah Mychale an. Er runzelte die Stirn. „Du bist vom Bahnhof zu Fuß hergekommen?“
„Ja, so weit ist das gar nicht. Es ist herrlich, wieder hier zu sein. Mir hat das alles sehr gefehlt. Allein die Luft hier oben …“ Allerdings schmerzte die Erinnerung auch – die Erinnerung an ihre Eltern, an Julienne, an die Vorfälle aus der jüngsten Zeit. Das alles belastete Abby schwer. Manchmal erschien ihr das Leben hoffnungslos.
„Erzähl weiter.“
Sie atmete tief durch.„Eigentlich war es das schon. Wir sind hergekommen, und ich habe überlegt, wo wir vor meinem Onkel sicher sind. Und dann bist du aufgetaucht.“
Mychale starrte nachdenklich vor sich hin. „Ist er wirklich so schlimm?“, fragte er schließlich. „Konntest du niemanden um Hilfe bitten?“
„Er ist noch viel schlimmer, und helfen konnte mir keiner.“
Der Prinz schien das zu akzeptieren. „Ehrlich gesagt habe ich mich auch immer gefragt, was mein Vater an ihm fand. Mir war er immer unsympathisch.“
Abby rang sich ein Lächeln ab. „Er mag dich auch nicht.“
„Ich bin erschüttert.“
„Das ist nicht witzig, Mychale. Er kann keinen von euch leiden. Abgesehen von eurer Schwester. An Carla sollten Julienne und ich uns ein Vorbild nehmen, aber auf gar keinen Fall durften wir Nadia nacheifern. Sein Urteil über sie fiel besonders vernichtend aus.“
„Carla ist ein Schatz“, sagte er leise.
„Ja, das stimmt.“
„Aber Nadia ist auch toll. Wir sind uns immer besonders nahe gewesen.“
Das war allgemein bekannt. „Ich kenne sie beide.“
„Ich weiß. Warst du oft bei
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