Julia Extra Band 0299
stieß sie grimmig hervor. Sobald sie wieder zu Atem gekommen war, sagte sie steif: „Ich glaube, ich sollte jetzt lieber gehen, Dominick. Du hast deinen Spaß gehabt, und ich habe keine Lust, mich noch weiter von dir demütigen zu lassen. Wir wissen doch beide, dass du längst beschlossen hast, Nein zu sagen und …“
„Wer sagt denn, dass ich vorhabe, Nein zu sagen?“
Sekundenlang sah Kenzie ihn verwirrt an, dann schüttelte sie resigniert den Kopf. „Offenbar bereitet es dir Vergnügen, dich auf meine Kosten zu amüsieren. Ich weiß wirklich nicht, wieso ich geglaubt habe, es hätte irgendeinen Sinn, an deine bessere Natur zu appellieren.“
„Wo wir doch beide wissen, dass ich so etwas gar nicht besitze“, ergänzte er zynisch.
Das war nicht fair! Dominick hatte seine Fehler, aber Kenzie hätte sich nie in ihn verlieben können, wäre da nicht auch eine weiche, liebenswürdige Seite an ihm gewesen. Aber vielleicht hat er ja recht, sagte sie sich nun. Vielleicht hatte sie sich alles nur schöngeredet, weil sie unbedingt den Märchenprinzen in ihm sehen wollte, von dem sie immer geträumt hatte.
Mit Schaudern dachte sie an die kalte Unversöhnlichkeit, mit der Dominick auf ihren Entschluss reagiert hatte, das Angebot von Carlton Cosmetics anzunehmen. Ihre Ehe war zu dem Zeitpunkt an einem absoluten Tiefpunkt angelangt, und sie hatte gehofft, dass die durch ihren Vertrag bedingte einmonatige Trennung eine Chance sein könnte, ihre Beziehungsprobleme wieder in den Griff zu bekommen.
Damals war sie noch fest davon überzeugt gewesen, dass Dominicks Gefühle für sie stärker waren, als er zuzugeben bereit war, und dass er nur etwas Abstand brauchte, um es ebenfalls zu erkennen. In ihrer Naivität hatte sie sogar darauf gebaut, dass er dann auch seine ablehnende Haltung bezüglich ihres Kinderwunsches noch einmal neu überdenken würde.
Stattdessen hatte er ihr absurderweise eine Affäre mit Jerome Carlton unterstellt. Eine völlig abwegige Annahme, an der er jedoch stur festhielt, egal, wie oft sie ihm das Gegenteil versicherte.
„Als wir uns kennenlernten, warst du nicht so hart und verletzend“, stellte sie traurig fest.
„Vielleicht habe ich mich ja nur von meiner Schokoladenseite gezeigt, weil ich dich ins Bett bekommen wollte“, schlug Dominick schonungslos vor. „Möglicherweise liegt es aber auch daran, dass meine Frau plötzlich Lust bekam, ihre neu erworbenen Liebeskünste an einem anderen auszuprobieren.“
Dummerweise hatte Kenzies Entschlossenheit, unberührt in die Ehe zu gehen, ihn zu der Annahme verleitet, dass er sich ihrer Treue sicher sein könne. Ihre Affäre mit Carlton hatte ihm jedoch klargemacht, dass sie genauso charakterlos und verlogen war wie jede Frau, mit der er bisher näher zu tun hatte – allen voran seine eigene Mutter.
„War ich denn ein guter Lehrer?“, fuhr er unbarmherzig fort. „Ist Carlton auf seine Kosten gekommen?“
Kenzie war kreidebleich geworden. Einen Moment lang stand sie nur reglos da und sah ihn ungläubig an. Dann sagte sie tonlos: „Ich werde jetzt gehen, bevor dieses Gespräch noch verletzender wird.“
Dominick sah, wie sie langsam zur Tür ging. Plötzlich wurde ihm klar, dass er sie nicht einfach so aus seinem Leben verschwinden lassen konnte. „Um wie viel Uhr findet die Trauung statt?“, fragte er in völlig verändertem Tonfall.
Kenzie blieb stehen und drehte sich zögernd zu ihm um. „Wieso willst du das wissen?“, fragte sie misstrauisch.
Dominick zuckte die Schultern. „Um dich rechtzeitig abzuholen, natürlich. Schließlich dürfte es kaum in deinem Interesse liegen, dass wir zu spät kommen.“
Meinte er das im Ernst, oder war es nur ein weiteres Manöver, um sie zu demütigen? Am liebsten hätte Kenzie dankend auf seine Hilfe verzichtet, aber dann dachte sie an ihren Vater und schluckte ihren Stolz hinunter.
„Meine Eltern erwarten uns am Freitag zu einem Familiendinner“, teilte sie ihm spröde mit. „Wir sollten also spätestens um sieben Uhr da sein.“
Dominick zog überrascht die Brauen hoch. „Ich dachte, es ginge nur um die Trauung und den anschließenden Empfang. Von einem ganzen Wochenende war nie Rede.“
Mit gesenktem Kopf stand Kenzie da und biss sich auf die Lippe. „Ich fürchte, das ist noch nicht alles“, gestand sie ihm. „Meine Eltern rechnen natürlich damit, dass wir auch bei ihnen übernachten.“
Nachdenklich betrachtete Dominick ihr seidiges Haar, die samtige Haut, die vollen,
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