Julia Extra Band 0299
Tisch legen würde, wenn er es für angebracht hielt.
Als er nun ausstieg und ihre Reisetaschen aus dem Kofferraum holte, folgte sie ihm eilig. „Dominick …“
„Was?“ Er richtete sich auf und sah sie abwartend an.
„Du hast recht“, teilte sie ihm angespannt mit. „Ich mache wahrscheinlich wirklich keinen sehr glücklichen Eindruck. Aber vielleicht würde es mir ja helfen, wenn du dich nicht ganz so … unnahbar verhalten würdest.“
„Nicht so unnahbar …“ Einen Moment lang ließ Dominick sich ihre Worte durch den Kopf gehen. Dann tat er etwas, womit Kenzie nicht einmal im Traum gerechnet hätte. Ohne Vorwarnung zog er sie an sich und küsste sie, bis ihr die Luft wegblieb und sie das Gefühl hatte, dass der Boden unter ihren Füßen nachgab.
„Auf mich haben Hochzeiten auch immer diese Wirkung“, ertönte eine gut gelaunte Stimme hinter ihnen.
Kenzie fuhr zusammen wie ein Schulmädchen, das man bei etwas Verbotenem ertappt hatte. Hastig trat sie einen Schritt zurück und drehte sich zu ihrem Vater um, der aus dem Haus auf sie zugeschlendert kam. „Wir reden später darüber“, raunte sie Dominick zu und schaffte es wie durch ein Wunder, ein unbefangenes Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern.
Während Vater und Tochter einander überschwänglich umarmten, stand Dominick etwas abseits und beobachtete die Szene. Donald sah gut aus, aber sehr blass. Und auch die viel zu locker sitzende Kleidung zeugte davon, dass er noch vor Kurzem schwer krank gewesen war.
„Wie schön, dich wiederzusehen, Dominick“, sagte er mit aufrichtiger Freude, als er sich von seiner Tochter löste, um seinem Schwiegersohn kräftig die Hand zu schütteln.
„Ich freue mich ebenfalls, Sir.“ Obwohl Dominick sich um einen herzlichen Tonfall bemühte, klang es irgendwie einstudiert. Er war Kenzies Familie nie wirklich nahgekommen und hatte es auch jetzt nicht vor. „Es tut mir nur leid, dass meine beruflichen Verpflichtungen es nicht erlaubt haben, schon früher zu kommen“, fügte er hinzu.
Donald machte eine wegwerfende Handbewegung. „Kein Problem, mein Junge. Wir wissen doch alle, wie eingespannt du immer bist. Außerdem siehst du ja selbst, dass es mir inzwischen wieder großartig geht.“ Er klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter und führte ihn zum Haus. „Nancy freut sich riesig, dass du es doch noch einrichten konntest, bei der Hochzeit dabei zu sein.“
Der Rest der Familie war in der großen, gemütlichen Küche versammelt. Wie schon bei seinem ersten Besuch in Worcestershire kam Dominick nicht umhin, den krassen Unterschied zwischen Kenzies und seiner Familie zu bemerken. Die Nähe und Verbundenheit unter den Millers war fast körperlich zu spüren, was ihm zwangsläufig die angespannte, lieblose Atmosphäre in Erinnerung rief, die in seinem eigenen Elternhaus geherrscht hatte. Unvermittelt verspürte er einen dumpfen Druck auf der Brust.
Nancy und die zwei werdenden Mütter Carly und Suzy umarmten ihn zur Begrüßung, während Kathy, die strahlende Braut, ihn herzhaft auf beide Wangen küsste. Angesichts ihrer arglosen Wiedersehensfreude überkam Dominick ein Anflug von schlechtem Gewissen. Zweifellos wäre ihre Begrüßung deutlich kühler ausgefallen, wenn sie etwas von seinen geheimen Racheplänen geahnt hätten.
Mit ihren grünen Augen und dem prachtvollen dunklen Haar waren alle vier Miller-Schwestern wahre Augenweiden, was sie unübersehbar ihrer immer noch attraktiven Mutter zu verdanken hatten. Inmitten so viel geballter Schönheit fühlte Dominick sich plötzlich seltsam verunsichert – ein Gefühl, das ihm normalerweise völlig fremd war.
Als Nancy und ihre Töchter ein ausführliches Gespräch über die Kleider begannen, die sie bei der Hochzeit tragen würden, trat Donald neben Dominick.
„Ich glaube, wir Männer haben hier nichts mehr zu suchen“, raunte er ihm zu, bevor er für alle hörbar verkündete: „Dominick und ich gehen mal eben mit dem Hund Gassi.“
Die Millers besaßen überhaupt keinen Hund, aber anscheinend wussten alle, was damit gemeint war. Während Kenzie und ihre Schwestern sich ein Grinsen verkniffen, warf Nancy ihrem Mann einen besorgten Blick zu.
„Du weißt doch, dass du noch nicht in den Pub gehen darfst, Liebling“, tadelte sie ihn sanft.
„In den Pub kann ich schon gehen“, korrigierte Donald sie trocken. „Ich darf nur nicht das Bier trinken, das ich so gern hätte.“
„Trotzdem. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Dominick jetzt der
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