Julia Extra Band 0299
Umständen kannst du natürlich nicht mit deinem neuen Liebhaber bei Kathys Hochzeit aufkreuzen.“
Nun war Dominick auch klar, warum Kenzie Carlton seit mehreren Wochen nicht mehr gesehen hatte. Da ihre Familie nicht einmal wusste, dass er überhaupt existierte, hätte er ihr wohl kaum am Krankenbett ihres Vaters Gesellschaft leisten können.
„Kommst du nun mit oder nicht?“, fragte Kenzie unumwunden, ohne auf Dominicks Provokation einzugehen. Nach kurzem Zögern fügte sie hinzu: „Wenn du es schon nicht für mich tust, dann wenigstens für meinen Vater.“
Er zog die Brauen hoch. „Diese Angelegenheit scheint dir ja wirklich am Herzen zu liegen, wenn du nicht einmal vor emotionaler Erpressung zurückschreckst.“
Kenzie errötete schuldbewusst. „Ich weiß ja selbst, dass ich eine Menge von dir verlange“, gab sie zu. „Und ich hätte dich auch nicht gefragt, wenn es nicht so wichtig wäre.“
Er antwortete nicht. Sah sie nur an, als würde er darauf warten, dass sie noch etwas sagte.
„Ich … ich wäre dir wirklich sehr dankbar, wenn du das für mich tun würdest, Dominick“, fügte sie pflichtschuldig hinzu.
„Sehr dankbar … “, wiederholte er nachdenklich. „Soll das ein Angebot sein, dich sozusagen selbst als Opfer darzubieten, falls ich für deine Familie noch einmal den liebenden Ehemann spiele?“
Brennende Röte schoss Kenzie in die Wangen. „Natürlich habe ich nicht … ich meine, ich würde nie …“ Sie wedelte hilflos mit den Händen, dann stieß sie einen resignierten Seufzer aus. „Ach, was soll’s, es ist hoffnungslos! Vergiss einfach, dass ich dich gefragt habe. Ich werde das schon irgendwie hinbekommen.“
„Und wie, wenn ich fragen darf? Willst du ihnen erzählen, dass ich geschäftlich unterwegs bin und dich deshalb nicht begleiten kann?“
Sie schüttelte mutlos den Kopf. „Das habe ich schon versucht, aber mein Vater ist fest davon überzeugt, dass du es trotzdem schaffen wirst, an der Hochzeit deiner Schwägerin teilzunehmen.“
„Schön zu hören, dass wenigstens ein Mitglied deiner Familie mir uneingeschränktes Vertrauen entgegenbringt“, bemerkte Dominick ironisch.
Zum Thema Vertrauen hätte Kenzie auch einiges beitragen können. Ihr lag schon eine entsprechende Bemerkung auf der Zunge, aber sie verzichtete darauf, um die ohnehin schon gereizte Stimmung zwischen ihnen nicht noch zu verschärfen.
Dominick trank den Rest seines Weins in einem Zug aus und stand unvermittelt auf. „Lass uns von hier verschwinden“, forderte er sie auf. „Hier können wir nicht weiterreden.“ Er umfasste ihren Arm und zwang sie sanft, aber bestimmt, ebenfalls aufzustehen.
Kenzie war so perplex, dass sie ihm widerstandslos folgte. Erst als sie auf der Straße standen, wo Dominick ein vorbeifahrendes Taxi heranwinkte, fand sie die Sprache wieder.
„Wohin fahren wir?“, erkundigte sie sich misstrauisch, als der Wagen vor ihnen zum Stehen kam und Dominick ihr die Tür aufhielt.
„In meine Wohnung.“
Kenzie verharrte unwillkürlich in der Bewegung. Der Gedanke, das Apartment zu betreten, in dem sie acht Monate als Dominicks Ehefrau gelebt hatte, behagte ihr ganz und gar nicht. Sie hatte dort die schönsten und zugleich auch die schrecklichsten Stunden ihres Lebens verbracht.
Schließlich stieg sie dann doch ein.
Noch hatte Dominick ihre Bitte, sie am Samstag zu Kathys Hochzeit zu begleiten, nicht abgelehnt. Und solange er es nicht tat, war sie bereit, das Gespräch weiterzuführen, wo immer er es wünschte.
„Möchtest du auch einen Drink?“ Dominick hielt kurz die Karaffe mit dem Brandy hoch, bevor er etwas von der goldbraunen Flüssigkeit in ein Glas schenkte.
„Ja, bitte.“ Kenzie bezweifelte zwar, dass Alkohol ihr bei der Lösung ihres Problems helfen würde, aber zumindest würde er ihre aufgewühlten Nerven etwas beruhigen.
Dominick reichte ihr das Glas, dann bediente er sich selbst. „Also, wo waren wir stehen geblieben?“, nahm er nahtlos den Gesprächsfaden wieder auf. „Ich glaube, du wolltest mir gerade erklären, zu welchen Opfern du bereit wärst, wenn ich dich zu Kathys Hochzeit begleite.“
Angesichts dieser Unverfrorenheit verschluckte Kenzie sich prompt an ihrem Brandy.
„Vorsicht, nicht so hastig!“ Mit wenigen Schritten war Dominick bei ihr und klopfte ihr auf den Rücken – eine Spur zu heftig, wie Kenzie fand. „Möchtest du noch einen?“, erkundigte er sich trocken, als er ihr das leere Glas abnahm.
„Nein, besten Dank“,
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