Julia Extra Band 0299
ihrer Serviette. Sie wusste, dass es dumm gewesen war, ihrer Familie ihre Eheprobleme zu verschweigen. Und noch viel dümmer war es gewesen, im Stillen darauf zu hoffen, dass sich früher oder später zwischen ihr und Dominick alles wieder einrenken würde.
Dennoch hatte sie es getan. Monatelang hatte sie vergeblich auf einen Anruf, auf irgendein Lebenszeichen von ihm gewartet. Weil sie einfach nicht glauben konnte, dass Dominick außer sexuellem Verlangen tatsächlich nichts für sie empfand. Irgendwann, so hatte sie sich immer wieder gesagt, musste er doch zur Vernunft kommen und einsehen, dass sie sich nie für Jerome Carlton interessiert hatte. Dass es für sie immer nur Dominick gegeben hatte. Und dann würde er auch erkennen, dass er sie ebenfalls liebte, und sie bitten, zu ihm zurückzukehren.
Schließlich hatte Kenzie eingesehen, dass sich ihre Hoffnungen nie erfüllen würden, und schweren Herzens die Scheidung eingereicht. Doch bevor sie ihre Eltern ins Bild setzen konnte, war ihr Vater mit einem Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert worden.
Und nun heiratete am Samstag ihre kleine Schwester, und niemand in ihrer Familie ahnte, dass sie und Dominick nicht mehr zusammen waren.
3. KAPITEL
„Warum hast du ihnen nichts gesagt, Kenzie?“
Dominick sah Tränen in ihren schönen Augen schimmern, doch er verbot sich jede noch so kleine Gefühlsregung.
„Das wollte ich ja“, beteuerte sie. „Aber alle waren so mit den Vorbereitungen für Kathys Hochzeit beschäftigt, dass sich nie ein geeigneter Moment dazu ergeben hat. Und dann kam Carly mit der Neuigkeit, dass sie ein Baby erwartet, und kurz darauf wurde Suzy ebenfalls schwanger. Da war ich …“, ihre Stimme bebte bedenklich, „ich konnte einfach nicht …“
„Kenzie …“
„Nein, bitte nicht!“ Über den Tisch hinweg warf sie ihm einen flehenden Blick zu. „Deine Meinung zum Thema Kinder hast du ja bereits klar zum Ausdruck gebracht.“
Dominick presste die Lippen zusammen. Mit dieser verdammten Kinderfrage hatten ihre Probleme überhaupt erst angefangen. Vor ihrer Hochzeit hatten sie nie über dieses Thema gesprochen, und während der ersten stürmischen Monate ihrer Ehe waren sie mit ganz anderen Dingen beschäftigt gewesen.
In dieser Zeit hatte Kenzie unter Dominicks kundiger Anleitung zum ersten Mal die Wonnen sexueller Lust erfahren und sich dabei als überaus gelehrige Schülerin erwiesen. Sie waren so verrückt nacheinander gewesen, dass sie ihre wenige freie Zeit fast ausschließlich im Bett verbrachten.
Für Dominick hätte es ewig so weitergehen können. Kenzie war die Erfüllung all seiner erotischen Fantasien und noch dazu eine intelligente und geistreiche Gesprächspartnerin. Es war die perfekte Beziehung – bis Kenzie ihm nach acht Monaten eröffnete, dass sie sich ein Baby wünsche und gern die Pille absetzen würde.
Er hatte ihr klipp und klar gesagt, dass Kinder weder jetzt noch in Zukunft für ihn infrage kämen, und jeden weiteren Versuch von ihr abgeblockt, noch einmal darüber zu reden. Von diesem Zeitpunkt an begann Kenzie, sich zu verändern. Sie zog sich immer mehr in sich selbst zurück, und auch im Bett lief es zwischen ihnen nicht mehr so gut wie früher. Sie schliefen zwar noch miteinander, aber irgendwie schien Kenzie alle Freude daran verloren zu haben.
Als einen Monat später Jerome Carlton auf der Bildfläche auftauchte, hatte sich bereits eine tiefe Kluft zwischen ihnen aufgetan. Carlton wollte Kenzie unbedingt als „das neue Gesicht“ für seine kleine, aber exklusive Kosmetikfirma gewinnen. Er rief sie ständig deswegen an und lud sie mehrmals zum Essen ein.
Dass er noch einiges mehr getan hatte, um Kenzie sein Angebot schmackhaft zu machen, hatte Dominick zu diesem Zeitpunkt noch nicht geahnt. Allerdings war ihm die penetrante Art, mit der Carlton sein Ziel verfolgte, von Anfang an ein Dorn im Auge gewesen.
Als Kenzie ihm dann eines Abends mitteilte, dass sie beschlossen habe, den Vertrag mit Carlton Cosmetics abzuschließen und wegen einer bereits geplanten Werbekampagne einen Monat in New York sein würde, kam es zum endgültigen Bruch zwischen ihnen. Falls sie tatsächlich mit Carlton in die Staaten flöge, so hatte Dominick ihr unmissverständlich mitgeteilt, bräuchte sie überhaupt nicht mehr wiederzukommen …
„Verstehst du jetzt das Problem?“
Kenzies Frage holte Dominick unvermittelt in die Gegenwart zurück.
„Ich denke schon“, bestätigte er kalt. „Unter den gegebenen
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