Julia Extra Band 0299
halb auf und machte eine unbestimmte Handbewegung. „Über nichts Besonderes“, antwortete er vage.
Im Wesentlichen hatte Donald das Gespräch bestritten. Immer wieder hatte er seiner Freude darüber Ausdruck verliehen, dass seine jüngste Tochter bald ebenso glücklich verheiratet sein würde wie ihre älteren Schwestern. Für einen Vater, so meinte er, gäbe es nichts Befriedigenderes, als die Zukunft seiner Kinder in guten Händen zu wissen. Dominick hatte höflich zugehört, ab und zu zustimmend genickt und sich dabei ziemlich schäbig gefühlt. Gleichzeitig war ihm klar geworden, warum Kenzie es bisher nicht übers Herz gebracht hatte, ihrer Familie das Scheitern ihrer Ehe zu gestehen. Aber darüber wollte er jetzt nicht reden.
„Du hast mir nie erzählt, wie Jerome Carlton als Liebhaber ist“, bemerkte er unvermittelt.
Der unerwartete Themenwechsel brachte Kenzie so durcheinander, dass für einen kurzen Moment die Hoffnung in ihr aufflackerte, sie könnte Dominick vielleicht doch etwas bedeuten. Schließlich hätte er keinen Grund, so eifersüchtig zu sein, wenn er überhaupt nichts für sie empfände.
Ein vorsichtiger Blick in seine Richtung machte ihr jedoch umgehend klar, wie naiv diese Annahme gewesen war. Seine angespannte Kinnpartie und das eisige Glitzern in seinen Augen zeugten eher von kalter Wut als von Eifersucht. Und die Tatsache, dass er erneut Jerome ins Gespräch gebracht hatte, bewies allenfalls, dass er es wieder einmal auf einen Streit abgesehen hatte.
Plötzlich wurde Kenzie wütend. Sie hatte Dominick schon unzählige Male beteuert, dass sie nie eine Affäre mit Jerome gehabt hatte, und nie etwas anderes als Hohn und Spott dafür geerntet. Aber dieses Mal würde sie nicht wieder ins offene Messer laufen.
„Da es unter Männern als unfein gilt, mit ihren Bettgeschichten hausieren zu gehen“, entgegnete sie trotzig, „sollte das Gleiche wohl auch für Frauen gelten.“
Das gefährliche Aufblitzen in Dominicks Augen ließ sie instinktiv einen Schritt zurückweichen, aber sie war nicht schnell genug. Eine Sekunde später stand er schon vor ihr und packte sie grob bei den Armen. Kenzie sah ihm deutlich an, dass er sich in diesem Moment nur schwer zusammenreißen konnte, doch sie dachte nicht daran, sich von ihm einschüchtern zu lassen.
„Lass mich auf der Stelle los!“, verlangte sie empört. „Im Grunde ist es dir doch völlig egal, ob ich mit Jerome schlafe oder nicht.“
„Und was ist mit deinen Eltern?“ Unvermittelt wurde sein Griff fester. „Hast du dich schon mal gefragt, wie es ihnen wohl gefallen würde, wenn sie herausfänden, dass ihre unschuldige kleine Kenzie durch fremde Betten zieht?“
„Lass meine Eltern aus dem Spiel!“, befahl sie ihm scharf. „Ihre Gefühle interessieren dich doch genauso wenig wie meine. Dazu müsste man nämlich etwas empfinden können, aber dazu bist du nicht fähig. Denn du glaubst ja nicht an die Liebe, wenn ich dich an deine eigenen Worte erinnern darf.“
Einen Moment lang stand Dominick da wie versteinert. Was er in diesem Augenblick für Kenzie empfand, hätte er nicht sagen können. Er wusste nur, dass es ihn wahnsinnig machte, sie sich in Carltons Armen vorzustellen. Seit ihrer Trennung war er mit keiner Frau mehr zusammen gewesen. Es war, als hätte Kenzies Verrat jedes sexuelle Bedürfnis in ihm abgetötet.
Bis er sie am Mittwoch wiedergesehen hatte.
Seitdem spielte sein Hormonhaushalt verrückt. Er wusste, dass er sie unbedingt haben musste, und sei es auch nur noch ein einziges Mal. Doch es würde nicht hier geschehen. Nicht hier und nicht jetzt.
Abrupt ließ er sie wieder los. „Ja, ich glaube nicht an die Liebe“, stimmte er ihr zu. „Ich gehe jetzt duschen, und wenn ich zurückkomme, solltest du besser schon im Bett liegen und möglichst fest die Augen schließen.“ Mit einem sarkastischen Lächeln fügte er hinzu: „Im Gegensatz zu dir habe ich nämlich keine Vorkehrungen für diese Nacht getroffen, und ich möchte dein Zartgefühl nicht mit dem Anblick meines nackten Körpers schockieren.“
Es ist vorbei, dachte Kenzie wie betäubt, während sie starr auf die Tür blickte, die mit einem schrecklich endgültigen Geräusch hinter ihm zugefallen war.
Dominick empfand nur noch Verachtung für sie. Verachtung und Hass für etwas, das sie nie getan hatte. Und das Schlimmste daran war, dass sich an ihrer Liebe zu ihm nichts geändert hatte.
„Himmel noch mal, kannst du nicht wenigstens eine Minute lang
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