Julia Extra Band 0299
ihr zu. „Ich werde dich bestimmt nicht mitten auf der Tanzfläche vergewaltigen.“
Heiße Röte schoss Kenzie in die Wangen. „Das habe ich auch nicht angenommen“, erwiderte sie verärgert und hob trotzig das Kinn.
Dominick erwiderte schweigend ihren Blick und nahm jede Einzelheit ihres Gesichts in sich auf. Den sanften Schwung ihrer Brauen. Die leuchtend grünen Augen, die von langen, dichten Wimpern umkränzt waren. Die makellose Linie ihrer Wangenknochen. Die vollen, sinnlichen Lippen.
Sie war die schönste Frau, der er je begegnet war.
Seine Frau.
Und auch wieder nicht.
Aber noch war sie nicht die Frau eines anderen. Und sie schuldete ihm noch etwas …
Am späten Sonntagvormittag fuhr Dominick vor Kenzies Haustür vor.
„Also dann“, sagte sie, die Hand schon am Türgriff. „Danke fürs Fahren und … auch für alles andere.“
Beim Aussteigen verspürte Kenzie ein überwältigendes Gefühl der Erleichterung. Nachdem das gefürchtete Wochenende endlich hinter ihr lag, konnte sie es kaum erwarten, Dominicks beunruhigender Gegenwart zu entfliehen. Sie fühlte sich völlig ausgelaugt und war außerdem todmüde, da sie im Gegensatz zu ihm auch in der letzten Nacht kaum ein Auge zugetan hatte. Während Dominick den Schlaf der Gerechten schlief, hatte sie stundenlang hellwach im Dunkeln gelegen und angespannt seinen tiefen, regelmäßigen Atemzügen gelauscht.
Als er nun ebenfalls ausstieg und ihre Reisetasche vom Rücksitz nahm, war Kenzie sofort in Alarmbereitschaft.
„Ich bringe das für dich nach oben“, verkündete er, als hätte er ihr ihre Befürchtungen vom Gesicht abgelesen. „Außerdem“, fügte er mit einem süffisanten Lächeln hinzu, „haben wir ja noch eine Kleinigkeit miteinander zu klären.“
Kenzie spürte, wie sich jeder einzelne Muskel ihres Körpers versteifte. „Hör zu, Dominick, ich … ich bin zu so etwas jetzt wirklich nicht in der Stimmung.“
Er hielt in der Bewegung inne und sah sie aufmerksam an. „In der Stimmung zu was ?“, erkundigte er sich unschuldig.
Jäher Zorn stieg in Kenzie auf. Offenbar machte ihm dieses demütigende Katz-und-Maus-Spiel einen Heidenspaß. „Zu … zu was auch immer du vorhast“, stieß sie mit zusammengebissenen Zähnen hervor.
Jetzt lächelte er wieder. „Im Moment habe ich lediglich vor, deine Tasche nach oben zu bringen, und bei einem starken Kaffee noch ein wenig mit dir zu plaudern. Aber falls ich meine Meinung kurzfristig ändern sollte, lasse ich es dich wissen.“
Kenzie zögerte immer noch. Alles in ihr sträubte sich dagegen, Dominick Zugang zu ihrem ganz privaten Reich zu gewähren, das sie sich in den letzten Monaten so liebevoll eingerichtet hatte. Andererseits hatte sie sich nun mal auf diesen Kuhhandel mit ihm eingelassen. Er hatte ihr ein ganzes Wochenende geopfert, und je eher sie wusste, was er dafür verlangte, desto besser.
„Na schön“, gab sie schließlich nach und nahm ihm demonstrativ die Tasche ab. „Aber nur für eine halbe Stunde.“
Während sie mit dem Lift nach oben fuhren, blickte Kenzie starr geradeaus, sodass Dominick sie ungestört betrachten konnte. Es war offensichtlich, dass sie ihren Ärger kaum beherrschen konnte, und das war gut so. Mit Kenzies Wut fertig zu werden, war bedeutend leichter, als ihrer kühlen Ablehnung zu begegnen.
Wenig später blickte Dominick sich interessiert in ihrem Wohnzimmer um. Sanfte Herbsttöne waren die vorherrschenden Farben. Die smaragdgrünen und kobaltblauen Kissen, die die gemütliche Sitzgruppe schmückten, sorgten für leuchtende Akzente. An den Wänden hingen mehrere gerahmte Kunstdrucke – romantische Szenen aus dem neunzehnten Jahrhundert mit Frauen in fließenden Gewändern und eleganten Herren in Frack und Zylinder.
Ein krasserer Gegensatz zu seinem eigenen Apartment war kaum denkbar. Dort war alles ultramodern und von klaren Linien bestimmt. Es gab jede Menge Glas, Chrom und Leder, und die Bilder – selbstverständlich alles Originale – stammten ausnahmslos von zeitgenössischen Künstlern.
Erst jetzt realisierte Dominick, wie verschieden Kenzies Geschmack von seinem war. Sie hatte zwar nie etwas in der Richtung angedeutet, aber vermutlich hatte sie sich in der sachlichen, fast unpersönlichen Atmosphäre seiner Wohnung nie wirklich wohlgefühlt.
„Sehr hübsch hast du es hier“, meinte er mit einem anerkennenden Kopfnicken, nachdem er seine Inspektion beendet hatte.
„Danke“, erwiderte Kenzie kurz angebunden. Es interessierte
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