Julia Extra Band 0299
ihre Rechte. Ilana riss sich los, als ob sie sich verbrannt hätte.
„Danke“, sagte sie steif, während er ihr die Tür aufhielt und wartete, bis sie hinter dem Steuer saß. Dann beugte er sich vor und legte eine Visitenkarte auf ihr Armaturenbrett. „Hier, meine Handynummer.“
Damit sie ihn jederzeit anrufen konnte?
Sollte sie ihm jetzt ebenfalls ihre Visitenkarte geben?
So weit kam es noch!
Ilana schob den Zündschlüssel in die Zündung und startete, im selben Moment schlug er die Tür zu. Die leichten Kopfschmerzen, die schon seit einer halben Stunde hinter ihrer Stirn lauerten, hatten sich mittlerweile zu einem stattlichen Migräneanfall ausgewachsen.
Na prima. Das hatte ihr gerade noch gefehlt.
Zu wenig Schlaf, zu viel Aufregung …
Sie war heilfroh, als sie endlich in ihrer Wohnung war. Jetzt wollte sie nur noch schlafen.
Und morgen war ein neuer Tag.
3. KAPITEL
Im Atelier regierte das Chaos.
Gehetzte Finger flogen im Takt der fetzigen Musik, die einer der beliebtesten lokalen Radiosender brachte. Ab und zu hörte man einen leisen oder auch weniger leisen Fluch, untermalt vom Zischen des Dampfbügeleisens, während Regentropfen auf das Blechdach des Ateliers trommelten.
Ilana ließ sich von der Modelagentur ihre Buchungen bestätigen und überzeugte sich davon, dass die Leihwagenfirma die Uhrzeit richtig notiert hatte.
Heute kam alles zusammen, aber das war nichts Ungewöhnliches. Es war jedes Mal dasselbe. Der Tag vor der Preisverleihung bedeute immer Blut, Schweiß und Tränen.
Als es klingelte, rannte Mickis Assistentin nach vorn und kehrte mit einem großen Strauß aus rosa und cremefarbenen Rosen für Ilana zurück.
Von Liliana?
Ilana entfernte die Karte von der Zellophanumhüllung.
Xandro stand da in kühnen Schriftzügen. Irrtum ausgeschlossen, darunter las sie Viel Glück.
„Aber hallo!“, sagte Micki. „Von wem sind die denn?“
Schnell steckte Ilana die Karte ein und lächelte leicht gequält. „Da wünscht uns nur jemand für morgen Abend viel Glück.“ Eilig verschwand sie in dem Alkoven, wo sich die kleine Einbauküche befand, und nahm eine Vase aus dem Schrank.
Es war eine freundliche Geste … falls er einfach nur freundlich sein wollte. Obwohl sie bezweifelte, dass an Xandro Caramanis irgendetwas einfach sein konnte.
Und als der große Tag endlich angebrochen war, hatte sie keine Zeit mehr, sich um den begehrtesten Junggesellen Sidneys Gedanken zu machen. Das Team Arabelle traf die letzten Vorkehrungen für den großen Auftritt. Obwohl sie so eine Modenschau natürlich nicht zum ersten Mal machten, tauchten immer wieder völlig neue Probleme auf, die bewältigt werden mussten.
Eine Stunde, bevor das erste Model den Laufsteg betreten sollte, war die Garderobe hinter der Bühne brechend voll mit Kleiderständern, aufgeregten Designern, gestressten Schneiderinnen, Friseuren und Visagisten, die sich vor zu wenigen Spiegeln die Plätze streitig machten. Ganz zu schweigen davon, dass alle paar Sekunden irgendwo ein Handy klingelte, trällerte, schrillte oder piepste.
Es war wie in einem Tollhaus.
Und alle wussten aus leidvoller Erfahrung, dass es noch schlimmer werden würde.
Es war so eng, dass man über seine eigenen Füße stolperte. Zu viele Menschen auf zu wenig Raum erzeugten Gereiztheit, ja Wutausbrüche, die allerdings durch die Musik draußen im großen Saal erfolgreich gedämpft wurden.
Organisation und Kooperation waren dringend geboten. Jeder Designer hatte einen detaillierten Zeitplan für jede Kategorie.
„Entschuldigung, dass ich so spät komme.“
Ilana hörte die vage bekannte Stimme und drehte sich um. O je …
Danika war die Vertretung für das verhinderte Model?
Ilana riss sich zusammen. Nun, sie würden damit klarkommen.
Wenn auch vielleicht nicht allzu gut, dachte sie ein paar Minuten später, als sich bis zu ihr herumgesprochen hatte, dass Danika wieder einmal an allem etwas auszusetzen hatte.
„Die Schuhe passen doch überhaupt nicht dazu.“
„Dieser Gürtel? Sind Sie wahnsinnig? Den trage ich nicht! Das kommt ja gar nicht infrage!“
Wo vorgesehen war, dass sie das Haar hochstecken sollte, bestand Danika darauf, es offen zu tragen.
Mehrere Designer brummten ungehalten, es gab Augenrollen und undamenhafte Flüche.
Draußen im Showroom aber klappte alles wie am Schnürchen.
Aber hinter der Bühne wurde die Stimmung nicht besser.
„Wenn sie noch ein einziges Mal den Mund aufmacht, verspeise ich sie zum Frühstück“, fauchte
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