Julia Extra Band 0299
der Kitzel der Jagd … und die instinktive Gewissheit, dass er ganz genau wusste, was er mit seinen Händen, mit seinem Mund anstellen musste, um einer Frau höchste Lust zu bereiten. Und wie er für sich selbst Kapital daraus schlagen konnte.
Höchste Lust … und danach … was war dann?
„Sind Sie fertig?“ In seiner Stimme schwang leiser Spott mit, sodass sie sich peinlich berührt fragte, wie lange sie ihn wohl angestarrt haben mochte.
Himmel, es waren doch hoffentlich bloß ein paar Sekunden gewesen?
Sie spürte, wie ihr die Röte in die Wangen schoss, was ihm ein schwaches Lächeln entlockte, bevor er auf sie zukam. Seine Lippen waren warm. Als sie spürte, wie er mit der Zungenspitze sacht den Umriss ihrer Lippen nachzeichnete, stockte ihr der Atem. Und das nicht nur, weil die Geste ein Versprechen auf mehr, auf unendlich viel mehr in sich barg.
Alles, was sie tun müsste, wäre, ihn fast unmerklich zu ermuntern, mehr nicht.
Aber sie ließ den Moment ungenutzt verstreichen. Sie brachte es einfach nicht über sich.
Als sie erschauerte, hoffte sie zum Himmel, dass es ihm entging.
Es traf sie völlig unvorbereitet, dass er die Hände um ihr Gesicht legte und den Kuss vertiefte. Was für ein Schock für ihre Sinne! Ihr Herz begann zu rasen, während sie im wilden Strudel ihrer Empfindungen unterzugehen drohte.
Am schlimmsten war die Erkenntnis, dass sie dieser unbewussten Reaktion ihres Körpers wehrlos ausgeliefert war. Es war mehr als verstörend. So etwas hatte sie noch nie erlebt. Als Xandro sich jetzt leicht zurückzog und sie forschend ansah, war es fast, als ob er ihre Gedanken gelesen hätte. Während sie nicht die leiseste Ahnung hatte, was in seinem Kopf vorging.
Und dann war es auch schon vorbei. Sobald er sie losgelassen hatte, fing sie an sich einzureden, dass ja eigentlich gar nichts passiert war. Es war nur eine Sache von Sekunden gewesen.
Nicht mehr als ein Kuss in einer Situation, in der es von allen Seiten Umarmungen und Küsse gehagelt hatte.
Obwohl sie natürlich wusste, dass sie sich damit selbst etwas vormachte.
Sein Kuss hatte in ihr eine Saite angeschlagen und Gefühle geweckt, von deren Vorhandensein sie lieber nichts wissen wollte. Sie atmete mühsam tief durch. Noch immer schaffte sie es nicht, den Blick von ihm loszureißen.
Bitte, flehte eine Stimme in ihr. Ich will das nicht.
Unmöglich, den Ausdruck in seinen dunklen Augen zu entziffern. Sie rang sich ein schwaches Lächeln ab, und dann verlangte glücklicherweise auch schon der nächste Gratulant ihre Aufmerksamkeit. Aber Xandros Berührung konnte sie weiterhin spüren. Noch lange nachdem er aus ihrem Blickfeld entschwunden war, fühlte sie sich wie in Trance. Warum hatte er sie so geküsst?
Um sie zu beeindrucken?
Oder spielte er nur mit ihr, um Danika eifersüchtig zu machen?
Dieser Gedanke machte sie wütend. Um nichts in der Welt würde sie sich von einem Mann benutzen lassen … und von Xandro Caramanis schon gar nicht!
Genau das würde sie ihm bei nächster Gelegenheit sagen.
„Ich gehe nach hinten und helfe, die Sachen zusammenzupacken“, informierte Micki sie.
„Warte, ich komme mit.“ Ilana war froh über die Ausrede, hier wegzukommen.
In der Garderobe war alle Anspannung verflogen. Die Models trugen wieder ihre eigenen Sachen, und viele hatten sich bereits verabschiedet, ebenso wie die meisten Friseure und Visagisten.
Die Konkurrenz unter den Designern hatte sich im Wohlgefallen aufgelöst. Man gratulierte sich gegenseitig, und wer bei der Preisverleihung leer ausgegangen war, ließ sich seine Enttäuschung nicht anmerken. Mickis Assistentinnen hatten sich bereits verdient gemacht. Schuhe, Accessoires, Schmuck, alles war sorgfältig einzeln verpackt worden. Die Kleider hatte man wieder in den dafür vorgesehenen Kleidersäcken verstaut, sodass alles mit ein paar Handgriffen in den Van ein- und später wieder ausgeladen werden konnte.
In diesem Augenblick hörte Ilana Danikas gedehnte Stimme hinter sich und rang sich ein Lächeln ab, während sie sich umdrehte. „Noch mal vielen Dank, dass Sie eingesprungen sind“, sagte sie. „Das haben Sie wirklich toll gemacht.“ Das Model zuckte wegwerfend die Schultern.
„Das ist mein Job.“ Danika schwieg einen Moment, bevor sie fortfuhr: „Aber ich schlage vor, dass Sie in Zukunft die Finger von Xandro lassen.“
„Ich weiß nicht, wovon Sie reden“, erwiderte Ilana erstaunlich ruhig, wie sie selbst fand. Und es stimmte ja. Schließlich
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