Julia Extra Band 0299
Micki genervt.
„Auf Zimttoast oder mit Ei Benedikt?“, fragte Ilana trocken.
„Ich ersäufe sie in meinem Kaffee.“
„Espresso oder Café latte?“
Micki verdrehte die Augen. „Hör sofort auf.“
„Noch eine Stunde, dann haben wir’s geschafft“, tröstete Ilana die Freundin.
Minuten später reichte Micki Danika Armreifen und Ohrringe, was mit einem gottergebenen Seufzer quittiert wurde.
„Nie wieder“, stöhnte Micki, nachdem das Model nach vorn auf die Bühne entschwunden war.
Trotz der Musik konnte man den Beifall hören.
Ein Model nach dem anderen kehrte zurück, es folgten schnelles Umziehen und Fertigmachen für die nächste Kategorie.
Cocktailgarderobe, Abendgarderobe.
Ilana hatte ein atemberaubend elegantes rotes Abendkleid entworfen, mit einem fein plissierten Mieder und einem engen, gerafften Rock, dessen Seitenschlitz fast bis zur Hüfte reichte.
Gerechterweise musste man zugeben, dass Danika das Kleid ungeheuer stilvoll präsentierte.
„Das nehme ich statt meiner Gage“, verkündete sie mit größter Selbstverständlichkeit, sobald sie wieder hinter der Bühne war.
„Unmöglich, das Kleid ist ein Einzelstück und Teil der Kollektion“, wehrte Micki empört ab.
„Genau deshalb will ich es ja.“
„Das geht nicht.“ Micki trat einen Schritt vor und öffnete den Reißverschluss auf dem Rücken. „Es wird nicht nur heute vorgeführt.“
Danika streifte Micki mit einem herablassenden Blick. „Dann macht ihr eben ein neues.“
Tief durchatmen und bis drei zählen. „In diesem Fall wäre es kein Einzelstück mehr“, mischte sich Ilana ein.
„Pech.“
In der letzten Kategorie wurden Brautkleider präsentiert. Arabelle setzte auf Tradition und zeigte ein Kleid in kostbarer Spitze, mit einem keuschen Halsausschnitt und einer langen Knopfleiste im Rücken, die von winzigen, mit Stoff überzogenen Knöpfen verziert wurde. Der bodenlange Rock schwang bei jedem zierlichen Schritt, den das Model machte, elegant hin und her.
Und dann kam die Preisverleihung – der Höhepunkt des Abends. Bei den Designern schlugen die Wellen der Aufregung hoch. Das war der Moment, auf den alle mit Hochspannung gewartet hatten. Der Conferencier heizte die Stimmung noch tüchtig an, bevor die Auswertung der Jury hereingereicht wurde.
Gleich darauf wurden in den einzelnen Kategorien die Gewinner verkündet. Das jeweilige Model erschien in Begleitung der Designerin oder des Designers wieder auf dem Laufsteg, um den Beifall entgegenzunehmen. Die Spannung war schier unerträglich. Als die Kategorie Abendgarderobe angekündigt wurde, umklammerte Ilana Mickis Hand.
Das rote Kleid von Arabelle machte das Rennen.
Und den ersten Preis für die Kategorie Brautkleider räumten sie auch gleich noch mit ab.
Es war ein unglaublicher Moment, als Micki und Ilana den Laufsteg betraten. Sie trugen beide schwarze Leggings und ebenfalls schwarze bis zur Taille reichende Blousons, dazu Stiefel mit hohen, dünnen Absätzen, ein Outfit, das zu ihrem Markenzeichen geworden war. Sie blieben auf der Bühne stehen, während Danika in dem roten Kleid über den Laufsteg schwebte.
Tosender Beifall brandete auf, dann nahmen sie im Blitzlichtgewitter die Glückwünsche entgegen.
„Liebes, ich bin so stolz auf dich.“ Überglücklich umarmte Liliana ihre Tochter. Weitere Gratulanten folgten, bis Ilana von den vielen Umarmungen ganz schwindlig war.
„Herzlichen Glückwunsch.“
Ilana zuckte zusammen. Oh, nein! Mit Herzklopfen drehte sie sich um und begegnete Xandros ruhigem Blick.
Hier hatte sie ihn nun wirklich nicht erwartet. Männer interessierten sich gewöhnlich nicht für Modenschauen, es sei denn, sie kamen aus der Branche.
War er gekommen, um Danika abzuholen? Vielleicht wollten sie ja noch ausgehen. Oder war er mit einer anderen hier? An Begleiterinnen mangelte es ihm garantiert nicht.
Himmel, hör sofort auf darüber nachzudenken! Es kann dir egal sein, mit wem er hier ist, versuchte sie sich gereizt zur Ordnung zu rufen. Und warum verspürte sie dann diesen Stich?
„Danke.“
Xandro strahlte gebändigte Kraft und unterschwellige Sinnlichkeit aus. Eine tödliche Kombination, die mit Sicherheit nicht nur Ilana den Seelenfrieden raubte. Unter der weltmännischen Fassade verbarg sich das Herz eines modernen Kriegers. Rücksichtslos, entschlossen, mächtig. Man musste schon sehr töricht sein, wenn man auf die Idee kam, mit ihm zu spielen.
Kein Wunder, dass ihm die Frauen zu Füßen lagen.
Faszination,
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