Julia Extra Band 0299
schlimm daran, mit ihm essen zu gehen? „Bekommt Ihr Ego einen Kratzer, wenn ich Nein sage?“
Er verzog den Mund zu einem Lächeln. „Eine Verschiebung kann ich akzeptieren.“
„Aber ich habe um keine gebeten.“
„Nächste Woche“, beharrte Xandro ungerührt.
„Ich melde mich“, sagte sie spröde, obwohl sie genau wusste, dass sie das ganz bestimmt nicht tun würde.
Er musterte sie gelassen. „Nennen Sie einen Termin.“
Diesmal warnte sie ihr Instinkt. Das war gefährlicher Boden, den sie besser nicht betreten sollte. Er besaß die Fähigkeit, abzuwarten und zu beobachten, wodurch es ihr praktisch unmöglich wurde, ihn einzuschätzen. „Und dann sagen Sie alles andere ab?“
„So ist es.“
Ihr Magen machte einen doppelten Salto und brauchte eine Weile, bis er sich von dem Schreck wieder erholt hatte.
Xandro stand reglos da. Er berührte sie nicht … obwohl es sich unerklärlicherweise so anfühlte. Ihre Umgebung trat in den Hintergrund, Gelächter, Stimmengewirr und die gedämpfte Musik verstummten. Zwischen ihnen knisterte es laut, und Ilana erschien es, als ob die Zeit stehen geblieben wäre.
Wie lange verharrten sie so, umfangen von Stille? Sekunden, eine Minute? Oder zwei?
Dann sah sie, dass sich sein Gesicht entspannte. Seine Mundwinkel bogen sich leicht nach oben, und gleich darauf wurde ihr klar, dass sich seine Aufmerksamkeit verlagert hatte.
„Liliana.“
Der Klang seiner Stimme brachte sie in die Wirklichkeit zurück. Ihre Anspannung fiel von ihr ab, während sie sich ihrer Mutter zuwandte.
Was um Himmels willen war da eben passiert?
Gar nichts.
Natürlich war etwas passiert. Sie konnte es fühlen.
„Xandro.“ Lilianas Lächeln kam von Herzen. „Haben Sie etwas entdeckt, was Ihr Interesse geweckt hat?“
Du irrst .
Heiliger Himmel, vergiss es! Er spielt nur mit dir .
Ihn reizt die Herausforderung .
Fühlte er sich so selten in seinem Leben wirklich herausgefordert, dass er dem Unerreichbaren nachjagen musste?
„So ist es. Ich hätte es wirklich sehr gern.“
Er bezog sich doch auf das Bild … oder etwa nicht?
Vielleicht war sie von ein paar Schlucken Champagner ja schon beschwipst.
Sie brauchte Kaffee, heißen, starken Kaffee. Am liebsten schwarz, mit viel Zucker. Davon würde sie einen klaren Kopf bekommen … und heute Nacht nicht schlafen können. Das aber wollte sie auf gar keinen Fall, denn ihren Nachtschlaf brauchte sie dringend.
Sie könnte sich entschuldigen und gehen. Ihre Mutter würde es ihr bestimmt nicht übel nehmen. Liliana wusste, wie hektisch die letzten Wochen gewesen waren und was bis zum Abend der Preisverleihung noch zu tun war. Aber ihr Stolz verbot es ihr, einfach davonzulaufen. Sie straffte die Schultern und deutete quer durch den Raum auf die andere Seite. „Ich werde nachsehen, was es dort noch so alles gibt“, erklärte sie ruhig.
Ilana spürte, dass Xandro sich nicht täuschen ließ, als sie sich mit einem abschließenden Lächeln umdrehte, um sich zwischen den Gästen hindurch ihren Weg zu bahnen. Sie zwang sich, ganz entspannt einen Fuß vor den anderen zu setzen und dabei die Bilder zu betrachten, an denen sie vorbeikam. Ab und zu blieb sie lächelnd stehen, um irgendwen zu begrüßen oder gute Wünsche für die anstehende Veranstaltung entgegenzunehmen. Wie lange war sie wohl schon hier? Als sie auf die Uhr schaute, sah sie, dass es knapp zwei Stunden waren.
Gegen zehn verabschiedete sie sich von Liliana und verließ die Galerie.
Draußen kam sofort ein Sicherheitsmann auf sie zu. „Steht Ihr Wagen in der Nähe, Miss?“
„Bemühen Sie sich nicht“, schaltete sich eine ihr nicht ganz unbekannte männliche Stimme ein. Schon wieder er. „Ich begleite die Dame.“
Aber das wollte sie nun wirklich auf gar keinen Fall. „Danke, ich komme schon zurecht“, sagte sie und beschleunigte ihre Schritte. Himmel, er sollte sie bloß in Ruhe lassen … war er ihr womöglich absichtlich gefolgt? Sie ging noch schneller, aber es half nichts, er hatte sie eingeholt und ließ sich nicht abschütteln.
Ilana versuchte nicht, eine Unterhaltung in Gang zu bringen, und er zog es ebenfalls vor zu schweigen. Das ärgerte sie, weil sie nur auf eine Gelegenheit wartete, ihn vor den Kopf zu stoßen. Als ihr Auto endlich in Sicht kam, atmete sie erleichtert auf und schaltete mit der Fernbedienung die Alarmanlage aus. Doch als sie die Autotür öffnen wollte, griff Xandro nach ihrer Hand und hielt sie fest.
Warme kräftige Finger umschlossen
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