Julia Extra Band 0299
gewesen zu schwören, dass vor wenigen Stunden noch beide funktioniert hatten.
Als sie ein schwaches Geräusch hörte, schrak sie zusammen. Im nächsten Moment gruben sich harte Finger schmerzhaft in ihre Schultern, dann versetzte ihr jemand einen so heftigen Stoß, dass sie gegen das Heck eines nebenstehenden Autos taumelte.
„Miststück.“
Noch ehe sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden hatte, versetzte ihr jemand einen Schlag ins Gesicht. Ihr Kopf flog zur Seite, und sie verspürte einen brennenden Schmerz. Als sie wieder klar sehen konnte, sah sie ihn dicht vor sich stehen.
Grant … hier?
Ein Blick in sein Gesicht verriet ihr, dass er betrunken oder auf Drogen war oder vielleicht auch beides.
Lass ihn nicht aus den Augen …
Ihre Wange pulsierte heftig, der Schmerz breitete sich über die gesamte linke Gesichtshälfte aus, aber sie beachtete ihn nicht. Sie konzentrierte sich allein auf Grant und versuchte herauszufinden, was er als Nächstes vorhatte.
In ihrer Handtasche trug sie eine kleine Dose Pfefferspray bei sich, an ihrem Schlüsselring befand sich eine Alarmsirene. Außerdem hatte sie Stiefel mit hohen dünnen Absätzen an. Lauter Dinge, mit denen sie sich verteidigen konnte.
„Was muss ich noch tun, damit du endlich auf mich hörst, du Miststück?“
Sag nichts. Er will dich nur provozieren.
Ilana erahnte den Moment, in dem er erneut zum Angriff übergehen wollte. Sie nutzte den Schwung, mit dem er zum Schlag ausholte, um ihn zu Boden zu reißen, anschließend nagelte sie mit ihrem Absatz seine Hand auf dem Asphalt fest. Als er vor Schmerz brüllte, hob sie ihren Fuß leicht an. Daraufhin rollte er sich von ihr fort, setzte sich ein Stück weiter auf und hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Hand.
Er fluchte so laut, dass das Echo von den Wänden der Tiefgarage zurückgeworfen wurde. Ilana nutzte die Zeit, um das Pfefferspray aus ihrer Tasche zu holen, und rannte die wenigen Meter bis zum Aufzug. Das Adrenalin, das durch ihren Körper gepumpt wurde, ermöglichte es ihr, für den Moment ihre Angst zu vergessen. Am Aufzug angelangt, drückte sie auf den Knopf.
Bitte, bitte, halt jetzt bloß nicht unterwegs irgendwo an .
Sie hatte Glück. Kaum zwei Sekunden vergingen, bis die Türen auseinanderglitten. Aufatmend betrat sie die Kabine, schob ihren Sicherheitsschlüssel in das Schloss und gab den Code für das Stockwerk ein. Erst nachdem sie ihr Apartment betreten, die Wohnungstür hinter sich verschlossen und die Alarmanlage eingeschaltet hatte, setzte die körperliche Reaktion ein.
Ilana begann am ganzen Körper zu zittern und war plötzlich in Schweiß gebadet. Alles tat ihr weh.
Um Gottes willen .
Nach einer langen, heißen Dusche fühlte sie sich besser. Sie schlüpfte in ein langes weites T-Shirt und kroch ins Bett. Dann machte sie das große Licht aus und knipste die Nachttischlampe an. Um sich abzulenken, stopfte sie sich ein Kissen in den Rücken und sah sich im Fernsehen noch einen Film an.
Irgendwann musste sie dann tatsächlich eingeschlafen sein, bis sie schließlich von der Morgensonne geweckt wurde. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr sprang sie aus dem Bett. Als ihre Muskeln protestierten, sog sie zischend den Atem ein. Oh, verdammt!
Schon wieder eine Cocktailparty. Am Nachmittag hatte Ilana ihre Mutter angerufen und bitten wollen, sie zu entschuldigen, doch letztlich hatte sie sich anders entschieden. Warum, konnte sie nicht erklären … und so genau wollte sie es auch gar nicht wissen. Und jetzt war es ohnehin zu spät. In einer halben Stunde würde ihre Mutter sie abholen.
Nachdem sie geduscht hatte, schlüpfte sie in ein enges Kleid aus schwarzer Seide mit Dreiviertelärmeln und passenden hochhackigen Pumps. Das Haar steckte sie sich am Hinterkopf zu einem schlichten Knoten zusammen. Jetzt musste sie nur noch den leichten Bluterguss auf ihrer Wange sorgfältig kaschieren. Die letzten Tage waren wirklich schlimm für sie gewesen. Dass Grant wieder in ihrem Leben aufgetaucht war, war ein einziger Albtraum.
Mit verbalen Angriffen oder anonymen Anrufen konnte sie umgehen. Körperliche Gewalt war jedoch etwas ganz anderes. Das Echo von Grants Worten hallte immer noch in ihrem Kopf wider. Nach dem Überfall in der Tiefgarage hatten sie definitiv etwas Bedrohliches.
Das Problem war, dass sie sich von Xandro nicht fernhalten konnte, selbst wenn sie es gewollt hätte. Auch heute Abend würde er wieder dabei sein. Da sie in denselben Kreisen verkehrten, war es
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