Julia Extra Band 0299
Abend. Xandro.“ Ilana nahm sich vor, ihn am Abend von zu Hause aus anzurufen, um die Verabredung abzusagen.
Gegen Mittag rief Danikas Agentur zurück. Micki war am Apparat und sah sich offenbar genötigt, ziemlich deutlich zu werden, doch ohne allzu großen Erfolg, wie es schien. Das Gespräch dauerte eine ganze Weile, und als sie schließlich auflegte, konnte Ilana ihr ansehen, wie es ausgegangen war. „Na?“
„Danika behauptet steif und fest, statt einem Honorar das Kleid bekommen zu haben.“
„Und?“
„Damit steht Aussage gegen Aussage.“
Daraus folgte, dass Ilana das rote Abendkleid aus der Kollektion herausnehmen und durch ein neues, nicht weniger spektakuläres Kleid ersetzen musste. Das war zwar mehr als ärgerlich, aber Danika konnte sich tatsächlich fast alles erlauben. Den ganzen Nachmittag über klingelte immer wieder das Telefon, wobei sich zweimal niemand meldete. Außerdem kam ein Anruf von Xandro, den anzunehmen Ilana sich weigerte, was bei Micki nur ein verständnisloses Kopfschütteln hervorrief.
„Diesen Mann lässt du dir entgehen? Bist du verrückt?“, fragte sie, während sie den Hörer auflegte.
„Gar nicht.“ Gerade jetzt konnte Ilana es nicht zulassen, dass sich ihr Leben durch einen Mann verkomplizierte … und Xandro Caramanis brauchte sie schon gar nicht. „Ich will mich einfach auf nichts mehr einlassen, das weißt du doch.“
Ilana musste Mickis eingehende Musterung über sich ergehen lassen. Und wieder schüttelte die Freundin den Kopf. „Ehrlich, Darling, du machst einen Riesenfehler. Das ist doch ein echter Traummann.“
„Findest du?“, fragte Ilana mit einem spöttischen Lächeln.
„Du nicht?“
„Überhaupt nicht.“ Was natürlich glatt gelogen war.
Eine bessere Freundin als Micki konnte Ilana sich nicht wünschen. Im Lauf der Zeit hatten sie so viel miteinander geteilt, und mit den Jahren kamen immer mehr gemeinsame Erlebnisse dazu. Trotzdem hatte Ilana den wirklichen Grund dafür, warum sie sich im letzten Moment geweigert hatte, Grant zu heiraten, stets für sich behalten. Und dafür, dass Micki ihr Schweigen wortlos akzeptiert hatte, war sie ihr heute noch dankbar.
„Ich glaube nicht, dass er dir die Entscheidung überlässt.“
Lächerlich. Sie hatte bereits entschieden.
Doch selbst wenn sie versuchte, sich das noch so sehr einzureden – ein leiser Zweifel blieb. Xandro Caramanis war nicht umsonst so unglaublich erfolgreich. Wer bereits in jungen Jahren ein ganzes Imperium im Griff hatte, musste über eine gehörige Portion Manipulationsgeschick verfügen.
Und wenn schon?
Sie war stark und selbstbewusst, eine Überlebenskämpferin.
Warum sollte sie ausgerechnet jetzt aufgeben? Nur weil ein Mann sie zufälligerweise geküsst hatte? Und damit Gefühle zum Leben erweckte, die sie vor Jahren begraben hatte – mit dem Ergebnis, dass sie anfing, sich nach etwas Unmöglichem zu sehnen.
Es war nicht fair. Nein, es war überhaupt nicht fair.
„Am besten stellen wir schon mal die Musik für die nächste Vorführung zusammen“, riss Micki sie aus ihren trübseligen Überlegungen. „Ich schlage vor, dass ich ein paar Sachen raussuche, und du sagst mir, ob du einverstanden bist oder nicht, okay?“
5. KAPITEL
Als Ilana pünktlich um viertel vor sieben das Restaurant betrat, kam Xandro ihr entgegen. Obwohl er sie nur mit einem flüchtigen Kuss begrüßte, verschlug es ihr die Sprache.
„Einfach atemberaubend.“
Sie nahm an, dass das Kompliment ihrem eleganten Hosenanzug galt, den sie selbst entworfen hatte. Sie bedankte sich mit einem vorsichtigen Lächeln, während ein Kellner sie an ihren Tisch begleitete.
Am Ende hatte sie die Verabredung eben doch nicht abgesagt, aber es war egal. Sie würden sich ein bisschen unterhalten, Wein trinken, eine Kleinigkeit essen, sich danach das Theaterstück ansehen … und wenn alles vorbei war, würde sie sich in ihr Auto setzen und nach Hause fahren.
Im Grunde genommen war das doch das Normalste von der Welt, oder etwa nicht?
Erstaunlich schnell begann sie sich zu entspannen, was so weit ging, dass sie Xandros Gesellschaft sogar genießen konnte. Er wusste genau, was er tun musste, damit sich eine Frau mit ihm wohlfühlte. Es gab sogar Momente, in denen sie glatt vergaß, dass sie heute wieder mehrere anonyme Anrufe bekommen hatte. Natürlich von Grant, von wem sonst. Und vielleicht waren diese Anrufe ja auch der eigentliche Grund dafür gewesen, dass sie die Verabredung mit Xandro am Ende doch
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