Julia Extra Band 0299
praktisch unmöglich, ihm aus dem Weg zu gehen.
Als Ilana in die Eingangshalle trat, sah sie Liliana bereits draußen in ihrem Lexus warten. Auf der Fahrt schaffte sie es wie durch ein Wunder, eine leichte Unterhaltung zu beginnen und sie bis Rose Bay in Gang zu halten. Zu wenig Schlaf, zu viele Schmerztabletten – ihre Wange brannte immer noch – und ein anstrengender Arbeitstag. Da war es fast ein Wunder, dass sie überhaupt noch aufrecht stehen konnte.
Auf der Cocktailparty wurde ihr rasch klar, dass Sekt in ihrem Zustand nicht angebracht war. Deshalb ließ sie ihr halb leeres Glas stehen und beschränkte sich auf Mineralwasser.
„Ilana.“
Sie erstarrte. Xandro. Sie setzte ein Lächeln auf, während sie sich dem Mann zuwandte, der mit ihrem Herzen wer weiß was anstellte.
Leicht kniff er die Augen zusammen und musterte sie forschend.
„Alles okay?“, fragte er.
Oh, Himmel. „Ja, sicher.“
Sein Gesicht war undurchdringlich. „Ist irgendwas?“
„Nein, gar nichts. Ich habe nur keine Lust auf Spielchen“, gab sie mühsam zurück und sah, dass sein Blick hart wurde.
„Du hältst das hier für ein Spiel?“
„Ich habe keinen Platz in deinem Leben.“
„Das ist ein großer Irrtum.“
Sie spürte, wie ihr Kopf plötzlich leer wurde, dann fingen ihre Wangen an zu brennen. Er nahm ihre Hand und verflocht seine Finger mit ihren. Ilana bekam Herzklopfen. Als er mit den Daumen leicht über die Innenseite ihres Handgelenks fuhr, verstärkte sich das Gefühl der Demütigung, das sie empfand. Gleich würde er spüren wie ihr Puls raste.
Sie versuchte, sich seiner Hand zu entziehen.
„Hör auf“, verlangte sie leise, woraufhin er eine Augenbraue hob.
„Womit? Deine Hand zu halten?“
Wieder wollte sie sich losreißen, aber es gelang ihr nicht. Sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen schossen. Verdammt. „Lass das.“
Er lockerte seinen Griff, jedoch ohne sie loszulassen. Und natürlich würde er sofort wieder fester zupacken, falls sie anfing sich zu wehren.
„Dein Ex hat dich wieder bedroht.“
Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Ilana wich seinem Blick aus. „Wie kommst du darauf?“
„Weil ich es weiß.“
Sie hätte heute Abend nicht herkommen sollen. Aber es war einfacher gewesen, als sich eine Ausrede einfallen zu lassen, die ihr wahrscheinlich doch niemand abgenommen hätte.
„Willst du mir davon erzählen?“
„Nein.“
„Das solltest du aber. Allein wirst du mit diesem Problem nicht fertig werden.“
Ilana schüttelte langsam den Kopf. „Jeder, der versucht mir zu helfen, macht die Sache nur noch schlimmer. Glaub mir.“
Die Kopfschmerzen, die schon den ganzen Tag hinter ihren Schläfen pochten, wurden stärker. Ilana schaute sich verzweifelt nach Liliana um. Wo steckte sie bloß?
„Falls du deine Mutter suchst, sie unterhält sich da drüben“, informierte Xandro sie trügerisch ruhig, während er sie losließ. Sofort bahnte sie sich, ohne einen Blick zurückzuwerfen, ihren Weg in Lilianas Richtung. Die Kopfschmerzen boten ihr eine willkommene Ausrede. So brauchte sie nicht zu lügen und hatte trotzdem einen guten Grund, sich vorzeitig zu verabschieden.
„Oh, Liebes, das tut mir ja so leid“, sagte Liliana mitfühlend. „Soll ich dich nach Hause …“
„Nein, lass nur“, fiel Ilana ihr hastig ins Wort. „Ich nehme ein Taxi.“
„Ich fahre dich.“
Xandro. Sie hatte ihn nicht kommen hören. Er hatte einen Gang wie eine Wildkatze. Ilana schloss kurz die Augen und öffnete sie wieder. „Das ist wirklich nicht nötig.“
„Oh, das ist ganz reizend von Ihnen“, sagte Liliana charmant. „Vielen Dank.“
Jetzt hatte Ilana die Qual der Wahl. Sie konnte sich entweder weigern, und das bedeutete, dass sie sich in aller Öffentlichkeit herumstreiten musste. Oder sie ließ ihm seinen Willen. Sie entschied sich für Letzteres, allerdings nur, bis sie draußen auf dem Bürgersteig standen. Dann holte sie ihr Handy aus ihrer Tasche.
„Was hast du vor?“
„Ich rufe ein Taxi.“
„Kommt nicht infrage.“
„Das hast du nicht zu bestimmen.“
Sie sah seine dunklen Augen wütend aufblitzen – und eine Sekunde später stand die Zeit still. Die Umgebung trat in den Hintergrund, die Luft schien sich plötzlich elektrisch aufgeladen zu haben … und ihr Herz begann wie verrückt zu hämmern.
Ganz langsam zog er sie an sich, legte seinen Mund auf ihren und begann sie so leidenschaftlich zu küssen, dass sich ihre Wut umgehend verflüchtigte. Als
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