Julia Extra Band 0299
er den Kuss vertiefte, wurde ihre verletzte Wange in Mitleidenschaft gezogen, aber der Schmerz verflog im Nu. Jetzt gab es nur noch sie und den Mann, unter dessen ungestümen Zärtlichkeiten sie dahinschmolz.
Irgendwann merkte sie verschwommen, dass er sie losließ, und ein paar Sekunden lang war es, als würden ihre Beine unter ihr nachgeben, aber gleich darauf hatte sie sich wieder unter Kontrolle.
„So, und jetzt alles noch mal von vorn“, sagte er heiser.
Herr im Himmel. Was meinte er mit von vorn …ab wo ?
„Ich bin überrascht, dass es dir plötzlich die Sprache verschlagen hat.“
Sein amüsierter Tonfall ärgerte sie. „Ich suche immer noch nach den angemessenen Worten“, brachte sie schließlich mühsam heraus.
„Lass die Ausflüchte.“
Ilana warf ihm einen missmutigen Blick zu, der aufgrund der Dunkelheit seine Wirkung allerdings weitgehend verfehlte. „Glaub ruhig, dass es Absicht ist.“
Er deaktivierte die Alarmanlage, dann öffnete er die Beifahrertür und trat einen Schritt zurück. „Einsteigen, Ilana.“
Sie rührte sich nicht von der Stelle. „Ich will aber nicht. Ist das bei dir immer noch nicht angekommen?“
„Vor mir hast du nichts zu befürchten.“ Seine Stimme klang gefährlich ruhig. Fast so, als ob er wüsste, dass Grant …
Aber er konnte es nicht wissen.
„Ich ziehe es dennoch vor, ein Taxi zu nehmen.“
Xandro hüllte sich in Schweigen und wartete weiter darauf, dass sie einstieg, was sie nach einer kleinen Ewigkeit schließlich widerstrebend tat. Ihre Lippen prickelten von seinem Kuss, sie konnte ihn immer noch schmecken und spüren. Ihre rechte Kopfseite schmerzte, die Wange brannte. Plötzlich fühlte sie sich scheußlich verletzlich und aus irgendeinem unerfindlichen Grund den Tränen nah.
Fang jetzt bloß nicht an zu heulen, beschwor sie sich. Eine einzige Träne würde die Demütigung perfekt machen. Denk an etwas Schönes. Sonnensatte Tage, ein strahlend blauer Himmel, Rosen im Garten, Blumenduft in der Luft. Junge Katzen, die sich übermütig im Gras balgen … denk an alles, alles, nur nicht an deine dunklen Erinnerungen und den Mann an deiner Seite.
Es funktionierte ganz gut, besonders wenn sie durch die Windschutzscheibe nach draußen auf die vorbeihuschenden Lichter, die Autoscheinwerfer und Leuchtreklamen schaute. Xandro zog es vor zu schweigen, wofür sie ihm dankbar war. Als der Bentley endlich vor ihrem Haus anhielt, atmete sie auf. Ilana löste den Sicherheitsgurt und griff nach der Tür. Dann warf sie ihm ein kurzes Danke hin und stieg aus.
Nach wenigen Schritten hörte sie eine Autotür gedämpft ins Schloss fallen, gefolgt von dem leisen Pfeifton einer Alarmanlage. Und dann stand Xandro auch schon neben ihr.
„Ich bringe dich noch bis zu deiner Wohnungstür.“
„Nein.“ Sie musste ihn loswerden … unter allen Umständen.
Sie gab den Sicherheitscode für die Außentür ein und betrat schnell die Eingangshalle – allerdings nicht schnell genug, um ihn abzuschütteln. Für die Benutzung des Aufzugs benötigte sie ihren Sicherheitsschlüssel, aber sie blieb einfach trotzig vor den geschlossenen Türen stehen. Xandro hob eine Hand und zeichnete eine feuchte Tränenspur auf ihrer Wange nach, dann musterte er sie lange und schweigend aus schmalen Augen.
„Na los, mach schon.“
Als sie immer noch keine Anstalten machte, deutete er auf den Lift und sagte: „Sobald die Aufzugtüren sich hinter dir schließen, bist du mich los.“
Sie zögerte, unsicher, ob er sein Wort auch halten würde, dann gab sie sich einen Ruck und holte den Aufzug. Sekunden später kündigte ein leises Klingeln seine Ankunft an. Eilig stieg Ilana ein und machte drei Kreuze, als sich die Türen hinter ihr schlossen. Endlich in ihrer Wohnung angelangt, schloss sie dreimal hinter sich ab und legte den Riegel vor. Dann durchquerte sie das große Wohnzimmer und ging in die Küche. Da sie wusste, dass sie erst nach Einbruch der Dunkelheit zurückkehren würde, hatte sie überall das Licht brennen lassen.
Es tat gut, sich abzuschminken … weniger gut tat der Anblick des dunkler werdenden Blutergusses auf ihrer Wange. An den Oberarmen hatte sie ebenfalls blaue Flecke. Minuten später setzte sie sich mit einer Tasse Tee im Wohnzimmer auf die Couch und machte den Fernseher an.
Leise aufseufzend zog sie die Beine unter sich und lehnte sich in die weichen Polster zurück, während sie durch die Kanäle zappte. Dabei sah sie aus dem Augenwinkel in der Nähe der
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