Julia Extra Band 0299
nur noch, dass sie strammstehen und salutieren musste.
Xandro funkelte sie wütend an. „Lass das.“
„Ich bin dir auf Gnade und Verderb ausgeliefert.“
„So passiert das ungezogenen Mädchen.“
„O je, mir schlottern die Knie.“
„Pass auf, was du sagst, Ilana“, warnte er sie leise.
„Sagen Sie, meine Liebe, möchten Sie nicht vielleicht einen Kaffee? Oder Tee?“ versuchte Judith mit sanfter Stimme die Wogen zu glätten. „Vielleicht auch irgendetwas zu essen?“
„Wenn Sie sich geeinigt haben, bringen Sie es bitte ins Arbeitszimmer, Judith“, bat Xandro. „Ich muss einige Dinge mit Ilana besprechen.“
Im Arbeitszimmer schob er Ilana über seinen Schreibtisch die aufgeschlagene Morgenzeitung hin. „Hier. Sieh dir das an.“
Als sie sich vorbeugte, sprang ihr das Foto sofort ins Auge. Es zeigte sie auf einer Krankentrage, und Xandro lief nebenher. Allerdings war es weniger das Foto als die Überschrift, die Ilana in Aufruhr versetzte.
Verlobte von Finanztycoon in Autounfall verwickelt.
Vor Überraschung schnappte sie nach Luft, dann hob sie den Kopf und starrte ihn an. „Verlobte? Was soll das denn? Du musst sofort eine Richtigstellung verlangen.“
„Noch nicht gleich.“
„Aber warum nicht? Das ist doch absurd!“, rief sie aus.
Xandro lehnte sich zurück und hüllte sich in Schweigen.
„Oh nein … jetzt dämmert es mir.“ Ilana schüttelte ungläubig den Kopf. „Du willst Grant aus der Reserve locken, stimmt’s? Damit er noch so einen törichten Schritt unternimmt und dabei auf frischer Tat ertappt wird.“
Es könnte funktionieren … möglicherweise. Dann würde Grant vor Gericht gestellt und verurteilt werden. Er würde die dringend benötigte psychiatrische Behandlung erhalten … und aus ihrem Leben verschwinden.
„Ist das mit der Polizei abgesprochen?“, fragte sie.
„Sie wissen Bescheid.“
Ilana atmete tief ein und wieder aus. „Was hast du vor?“
Er beobachtete sie genau, während er erwiderte: „Den Anschein erwecken, dass unsere Verbindung eine neue Stufe erreicht hat.“
Ihr Herz machte einen Satz, dann begann es zu hämmern. „Was meinst du damit?“
Xandro ließ sich Zeit mit seiner Antwort. „Dass wir das Gerücht mit der Verlobung nicht dementieren, sondern es im Gegenteil aktiv weiterverbreiten. Niemand darf erfahren, dass es nicht stimmt, nicht einmal deine Mutter. Und du bleibst hier, weil du hier am sichersten bist.“
Ungläubig schaute sie ihn an. „Heißt das, ich soll über einen längeren Zeitraum hier wohnen?“
„So lange es nötig ist. Hast du ein Problem damit?“
Das hieß, dass sie praktisch mit ihm lebte – nicht nur ein oder zwei Tage, wie ursprünglich angenommen, sondern auf unbestimmte Zeit. Plötzlich verspürte sie ein heftiges Kribbeln im Bauch.
„Ich weiß noch nicht, ob mir die Idee gefällt.“ Genau betrachtet gefiel sie ihr … gar nicht.
„Der einzige Mensch, der dir gefährlich werden kann, bist du selbst.“
Diese Behauptung hatte verschiedene Facetten, von denen sie einige nicht genauer untersuchen wollte. Es machte die Sache nicht besser, dass er recht hatte. Oder dass sein Vorschlag einer gewissen Logik nicht entbehrte. Sie brauchte dringend einen Notausgang. Und vielleicht nicht nur einen!
„Zwei Tage, länger bleibe ich auf gar keinen Fall.“ Das war bis Mitte der Woche. Bis dahin konnte sie sich die ganze Angelegenheit noch einmal in Ruhe durch den Kopf gehen lassen. Zwei Tage. Wie schlimm konnte das schon sein? Sie hatte ihren Laptop und einen Skizzenblock dabei, was bedeutete, dass sie sich in ihre Suite zurückziehen und nur zu den Mahlzeiten auftauchen konnte.
„Gut.“ Xandro schien vorerst zufrieden zu sein. „Dann gehen wir jetzt zur Polizei, damit du Anzeige erstatten kannst, und nach dem Mittagessen ruhst du dich aus.“
8. KAPITEL
In den dunklen Stunden nach Mitternacht entfaltete sich ein Kaleidoskop aus beängstigenden Bildern in ihrem Traum und verwandelte ihn heimtückisch in einen Albtraum. Die Szenerie wirkte so real, dass Ilana verzweifelt um sich schlug.
Die undeutlich verschwommene männliche Gestalt erinnerte an Grant. Seine Gesichtszüge waren wutverzerrt, und aus seinem Mund drang eine Alkoholfahne. Er hielt sie mit grausam harter Hand gepackt, riss an ihren Kleidern und zwang sie zu Boden. Dabei schlug er ihr so hart ins Gesicht, dass ihr Kopf zur Seite geschleudert wurde. Sie schrie und wehrte sich verzweifelt.
„Ganz ruhig.“
Das war eine andere Stimme, so
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