Julia Extra Band 0300
ab.
Verzweifelt versuchte sie, dem eisernen Griff der beiden Bodyguards zu entkommen. Ohne Erfolg. Ihre Freundin Nell Foster hatte in dieser zauberhaften Stadt den Mann ihres Lebens kennengelernt. Warum nur passiert mir so etwas nicht, fragte Charlie sich verzweifelt, während die Handlanger des Italieners sie abführten.
Nach einiger Zeit stellte sie überrascht fest, dass sie sich am Hintereingang ihres Hotels befanden. Sollte sie etwa entführt werden? Brachte man sie nur hierher, damit sie ihre Sachen zusammenpackte? Doch die Männer reagierten nicht auf ihre hysterisch gestellten Fragen, sondern blickten stumm vor sich hin. Kurz darauf wurde sie in einen Aufzug gelotst, dessen Türen sich lautlos hinter ihnen schlossen.
Als sie aus dem Lift trat, glaubte Charlie sich in einer anderen Welt zu befinden. Einer Welt, neben der ihr selbst das luxuriöse Hotel, in dem sie auf Einladung ihres Auftraggebers abgestiegen war, schäbig und geschmacklos erschien.
Plötzlich stieg ein fürchterlicher Verdacht in ihr auf. Dieses Apartment konnte nur einem Menschen gehören! Dem einzigen Menschen der Stadt, der so unverschämt reich war, dass er sich eine derartige Unterkunft leisten konnte. Und er erwartete sie schon.
Charlie hatte doch nichts Unrechtes getan! Sie hatte nur, ohne es zu wollen, Orlando Rossi herausgefordert, den Mann, mit dem sie bisher nur schriftlich oder über das Internet korrespondiert hatte. Ihm gehörte nicht nur das Gebäude, in dem sie sich befanden, sondern halb Venedig mit all seinen Kunstschätzen. Auf seinen Wunsch hin war sie in die Stadt in der Lagune gekommen!
Man konnte eine Geschäftsbeziehung wohl kaum auf unangenehmere Art beginnen! Charlie war eine anerkannte englische Kunstexpertin und Restauratorin. Mit dem Auftrag Orlando Rossis hatte sie die Hoffnung verbunden, ihre Karriere nun auch auf internationaler Ebene ausbauen zu können. Diesen Traum musste sie jetzt wohl begraben!
So verfahren die Situation auch war, als sie jetzt in Orlando Rossis dunkle Augen sah, fühlte Charlie nicht nur Wut und Enttäuschung, sondern auch eine eigenartige Erregung.
Glaubte diese junge Frau wirklich, sie könne einfach eine Karikatur von ihm anfertigen, um sie anschließend an die Klatschpresse zu verkaufen? Die Öffentlichkeit würde sich königlich darüber amüsieren, wenn man den milliardenschweren Immobilienbesitzer Orlando Rossi auf diese Weise zu einer Witzfigur machte!
Mit leichter Genugtuung bemerkte er, wie ein leichtes Zittern ihren schlanken Körper erfasste. Es gab jede Menge zwielichtige Gestalten, wie zum Beispiel geldgierige Künstler und Taschendiebe, in Venedig, denen täglich unvorsichtige Touristen zum Opfer fielen. Zumindest bot sich ihm jetzt die Gelegenheit, einen von ihnen zur Rechenschaft zu ziehen. Aber bevor er über eine angemessene Strafe entschied, wollte er mehr über sie herausfinden. Schließlich war er kein Unmensch.
Eigenartigerweise wurde sein Zorn überlagert von dem Wunsch, dieses zierliche Wesen, das ihn kampflustig anfunkelte, zu beschützen. Sie war so ganz anders als die verwöhnten, weltgewandten und meistens auch blasierten Frauen, mit denen er ansonsten verkehrte. In ihrer abgeschnittenen Jeans und dem billigen Top wirkte sie wie ein junges, unkonventionelles Mädchen. Vielleicht hatte sie ja doch gar keine bösen Absichten gehabt?
Bei genauem Hinsehen erkannte Orlando, dass sie wohl schon Ende zwanzig sein musste. Ihre grünen Augen, die immer noch vor Wut blitzten und ihre roten Locken zeugten von Temperament. Obwohl sie schlank, beinah zerbrechlich wirkte, besaß sie eine ziemlich bemerkenswerte Oberweite, von der er seinen Blick nur schwer abwenden konnte.
„Ich bin Orlando Rossi, der Besitzer dieses Hotels“, eröffnete er schließlich das Gespräch. „Setzen Sie sich.“
Sie reizte ihn, und er wollte sich mit ihr vergnügen! Wenn er sie leidenschaftlich küsste, würde der herausfordernde Ausdruck schon von ihrem Gesicht verschwinden!
„Wie heißen Sie?“ Er beschloss, sanft mit ihr umzugehen, damit er sein Ziel problemlos und schnell erreichte.
„Charlie“, gab sie widerspenstig zurück.
„Charlie, und weiter?“ In Gedanken streichelte Orlando schon ihren schlanken Körper.
„Charlie Bennett“, ergänzte sie knapp. „Ich werde jetzt die britische Botschaft informieren. Sie können mich nicht …“
„Was haben Sie gesagt?“, unterbrach er sie.
„Dass Sie mich hier nicht einfach festhalten können!“
„Ich meine Ihren
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