Julia Extra Band 0300
dass sie wirklich Charlie Bennett war, die Kunstexpertin, die auf seinen Wunsch hin nach Venedig gekommen war. Sein Tonfall machte es ihr nur zu deutlich klar.
„Ich möchte Sie weder zu meinem Feind noch zu meinem Freund machen, Signor Rossi“, beeilte sich Charlie zu versichern. „Ich bin aus rein beruflichen Gründen hier.“
Aber warum befand sie sich dann hier, in einem luxuriösen Haus, am Fuße der Berge, die Venedig umgeben? Etwa weil dieser Mann dich anzieht wie die Motten das Licht? Und warum klopfte ihr Herz nur so laut, dass sie fürchtete, er könne es hören?
Sie hatten schon einige Zeit lang schriftlichen Kontakt, aber Orlando persönlich kennenzulernen, brachte Charlie völlig aus dem Gleichgewicht. Unmöglich konnte sie sein neuestes Gemälde in seinem Schlafzimmer begutachten!
„Entweder Sie lassen das Bild jetzt herunterbringen, damit ich es mir ansehen kann“, drohte Charlie ihm unmissverständlich, „oder ich werde umgehend Ihr Haus verlassen!“
Sie war so jung, naiv und äußerst begehrenswert! Als Charlie kampflustig ihr Kinn hob, um ihre Forderung zu unterstreichen, konnte Orlando sich nur schwer beherrschen. Er musste sie einfach besitzen. Die Kunst sollte warten! Es würde ihm ein Vergnügen sein, diese kleine Wildkatze zu zähmen. Vielleicht war es ihm hinterher sogar möglich, ihr die Täuschung und diese verrückte Zeichnung zu verzeihen, die sie von ihm am Canale Grande angefertigt hatte.
Charlie stieß vor Schreck einen leisen Schrei aus, als Orlando plötzlich den Arm um ihre Schultern legte, als wolle er ihre Flucht verhindern. Dann jedoch verschleierte sich ihr Blick vor Verlangen, genau wie er es vorausgesehen hatte. Sie begehrte ihn ebenfalls, daran gab es keinen Zweifel.
„Es ist an der Zeit, dir ein wenig Respekt beizubringen.“
Der verführerische Klang seiner Stimme ließ Charlie einen Schauer der Erregung verspüren.
„Du könntest auch ein wenig mehr davon an den Tag legen“, gab sie kokett zurück. Wie von selbst ging auch ihr das vertraute Du über die Lippen.
Als sie versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien, zog Orlando sie noch dichter an sich heran. „Du willst doch jetzt nicht gehen, oder?“, murmelte er dicht an ihrem Mund. Wie er zufrieden feststellte, hatte sie jeden Widerstand aufgegeben.
Charlie sehnte sich danach, von Orlando geliebt zu werden. Sie wollte ihn streicheln, küssen, ihn in sich spüren …
„Lass mich los“, startete sie einen letzten, schwachen Versuch, sich seiner gefährlichen Anziehungskraft zu entziehen. Aber er war so viel stärker als sie. „Küss mich, wenn du dich traust“, forderte sie ihn schließlich heraus.
„Nichts lieber als das“, gab er mit einem leisen Lachen zurück, während seine Hände zärtlich über ihre nackten Arme strichen.
Charlie schmolz in Orlandos Armen förmlich dahin. Zwar konnte sie versuchen, sich gegen ihn zu wehren, nicht aber gegen ihre eigenen Sehnsüchte. Schon von dem ersten, recht unglücklich verlaufenden Moment ihres Zusammentreffens an begehrte sie ihn.
Seitdem dachte sie ständig daran, wie es wohl sei, von ihm gehalten und geküsst zu werden. Wie berauscht atmete sie den Duft seines Rasierwassers ein.
„Du schnurrst wie ein Kätzchen, das von der Milch genascht und nun Lust auf mehr bekommen hat, cara. Möchtest du mehr, carissima?“
Charlie war viel zu erregt, um ihm zu antworten. Mit einem Seufzer schmiegte sie sich enger an ihn, während ihre Hände auf Entdeckungsreise gingen. Wie männlich und stark er sich anfühlte! Sicherlich war Orlando ein erfahrener Liebhaber, der wusste, wie man Frauen glücklich machte.
Er war genau das, was sie brauchte. Viel zu lange schon hatte sie auf die Freuden der körperlichen Liebe verzichtet. Als sie in seine Augen sah, war sie sicher, sich in Orlando getäuscht zu haben. Wie konnte ein Mann, der ein solches Feuer in ihr entfachte, überheblich und arrogant sein? Sie war bereit, ihm alles zu glauben, als Orlando verführerische Worte in seiner Muttersprache in ihr Ohr flüsterte.
„Du bist ein solches Unschuldslamm“, murmelte er, sie die Treppe hinauftragend.
Charlie schlang die Arme um seinen Hals und kuschelte sich voller Erwartung eng an Orlandos breite Brust. In seinem Schlafzimmer stellte er sie vorsichtig auf die Füße.
Der Fußboden in diesem Raum war bedeckt von wertvollen persischen Teppichen. Im Mittelpunkt aber stand auf einer Anhöhe ein riesiges, mit einem burgunder- und goldfarbenen Überwurf bedecktes
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