Julia Extra Band 0300
überschüttet – bis Luc dem fröhlichen Treiben lachend Einhalt gebot.
Lizzy konnte den Ozean riechen und das beruhigende Plätschern der seichten Wellen hören, obwohl man das Wasser in der Dunkelheit nicht sah. Der schwere Duft tropischer Jasminbäume, die vor dem Haus blühten, hüllte sie regelrecht ein.
„Komm“, sagte Luc und legte nach kurzem Zögern einen Arm um ihre Schulter. Wohl um die Hausangestellten nicht misstrauisch zu machen, vermutete Lizzy. Aber seine leicht verhaltene Geste sprach für Lizzys Empfinden Bände. Er wollte sie nicht berühren. Ihre lächerlichen Bekenntnisse, wie wenig Erfahrung sie in Liebesdingen hatte, turnten ihn ab, und er zog sich von ihr zurück. Die Mauer war errichtet, und Luc schien unerreichbar zu sein.
Das Innere des Anwesens war ebenso schön und geschmackvoll eingerichtet wie die Villa am Comer See, wenn auch in wesentlich sanfteren, zarteren Farben. Nur die schattigen Außenplätze wirkten um einiges luxuriöser.
Sobald es ihr möglich war, entfernte sich Lizzy von Luc, um sich in dem eleganten Strandhaus genauer umzusehen. Aus dem offen gehaltenen Eingangsbereich führte eine helle Marmortreppe zu einer Galerie im ersten Stock. Ein großer Deckenventilator trug summend die abendliche tropische Hitze fort.
„Das offizielle Kennenlernen findet zwar erst morgen statt“, begann Luc und riss damit Lizzy aus ihren Gedanken, „aber dies hier ist Nina.“
Zuerst sah Lizzy in Lucs Gesicht, das wieder einmal völlig verschlossen wirkte, dann fiel ihr Blick auf die zierliche dunkle Frau neben ihm.
„Nina kümmert sich um das Haus und alle Mitarbeiter“, erklärte er. „Falls du also irgendetwas brauchst, wende dich vertrauensvoll an sie.“
Lizzy gab Nina die Hand.
„Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen, Signora de Santis“, begrüßte Nina sie lächelnd. „Im Namen aller Angestellten möchte ich Ihnen beiden unsere herzlichsten Glückwünsche zur Vermählung aussprechen.“
Neben sich spürte Lizzy Lucs Anspannung, während er sich bei Nina bedankte. „Meine Frau will nun sicher nach oben gehen und sich ein wenig frisch machen“, setzte er hinzu, und für Lizzys Ohren klang es befremdlich, als seine Frau bezeichnet zu werden.
„Ich zeige Ihnen den Weg, Signora“, bot Nina an. „Bitte, hier entlang!“
Das Schlafzimmer war ganz in leichten Blautönen und elfenbeinfarben gehalten – bis auf das Bett. Zwei Mädchen waren damit beschäftigt, die Koffer und Reisetaschen auszupacken. Über dem mahagonifarbenen Himmelbett schwebte ein weiterer Deckenventilator, und an den französischen Fenstertüren stand ein Tisch, der für zwei Personen gedeckt war.
„Dort drüben befindet sich das Badezimmer“, sagte Nina und öffnete eine Tür, hinter der sich ein wahres Luxusbad in Gold und Marmor verbarg. „Soll Ihnen eines der Mädchen ein Bad einlassen?“
„Oh, nein, vielen Dank“, murmelte Lizzy ausweichend. „Ich werde mich erst einmal umschauen, denke ich.“
„Natürlich. Sie wollen sich einleben.“ Nina nickte verständnisvoll und klatschte zweimal in die Hände. „Kommt, ihr beiden, wir lassen die Signora allein, damit sie sich einrichten kann.“
So kann man es auch nennen, dachte Lizzy ironisch und behielt ihr verkrampftes Lächeln bei, bis die drei aus dem Schlafzimmer verschwunden waren.
Dann ließ sie sich erschöpft auf einen der Stühle fallen und atmete tief ein und aus. Sie fühlte sich völlig ausgebrannt und starrte wie hypnotisiert auf das einladende Bett. Auf diese Weise wartete also eine junge Braut auf ihren Bräutigam, der im Augenblick vielleicht noch einen letzten einsamen Schlummertrunk genoss.
Die perfekte Hochzeitsreise ins Paradies.
Seufzend stand sie auf und öffnete die Schränke, um herauszufinden, welche Sachen ihr gehörten. Doch sie erkannte kein einziges Kleidungsstück wieder, und allmählich wurde ihr klar, dass sie mit dieser Heirat buchstäblich ihr gesamtes altes Leben abgelegt hatte. Selbst die Unterwäsche bestand nur aus kostspieligen Designerstücken: schick, modern und aufreizend sexy.
Lizzy stöhnte auf und ging ins Bad, um sich dort umzusehen. Hinter einer dekadent großen Badewanne mit Whirlpool befanden sich zwei geräumige Duschkabinen, ein abgeteilter Toilettenbereich und zwei breite Waschbecken mit einem gigantischen Spiegel. In einem hohen Glasschrank in der Ecke reihten sich Flaschen, Töpfchen und Dosen mit Badeschaum, Ölen und aller möglichen Kosmetik, die sich eine Frau nur wünschen
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