Julia Extra Band 0300
du mich zu erpressen versuchst.“
Zu ihrer Verblüffung nickte er nur und sparte sich jeglichen bissigen Kommentar. Kein herausfordernder Schlagabtausch – sein Gesicht blieb ernst. Lizzy hielt es für seine übliche Maske, hinter der er seine wahren Gefühle verbarg.
In diesem Moment richtete Luc sich zu seiner vollen Größe auf und streckte ihr seine Hand entgegen, um ihr aufzuhelfen. Ein paar Sekunden lang sah sie zögernd zu ihm auf, unschlüssig, ob sie dieses Friedensangebot annehmen sollte.
Aber die Verlockung war zu groß, und das Gefühl, als sich seine kräftigen Finger um ihre Hand schlossen, konnte man nur als himmlisch beschreiben. Sie gestattete ihm, sie auf die Füße zu ziehen. Doch anschließend ließ Luc sie nicht mehr los, sondern nahm sie zärtlich in den Arm.
Ihr Herz klopfte schneller, und Lizzy überlegte fieberhaft, ob sie in diesem Moment wirklich von ihm geküsst werden wollte. Ein Kribbeln breitete sich auf ihrer Haut aus und versetzte ihre Nerven in Hochspannung.
„Ich brauche ein paar Dinge, die deine Bediensteten mir leider nicht in die Koffer gepackt haben“, begann sie, um die Atmosphäre zu entschärfen.
„Als da wären?“, murmelte er heiser.
„Ein Gentleman hinterfragt so etwas nicht“, erwiderte sie abwesend.
„Wir hatten uns doch darauf geeinigt, dass ich kein Gentleman bin.“
Sein Mund war viel zu nah an ihrem Gesicht, und Lizzy hatte Mühe, sich zu konzentrieren. „Zum Beispiel einen Sonnenhut und jede Menge Sonnenmilch“, erklärte sie bereitwillig.
Er lächelte, und dann tat er es endlich. Luc küsste sie. Es war nur ein kurzer Kuss, aber dennoch verstörend intensiv.
„Dann lass uns shoppen gehen“, sagte er schlicht.
Im Cabrio fuhr er sie in das kleine Hafenstädtchen, das sie auf dem Hinweg durchquert hatten. Seine Haltung war wieder so souverän und kühl wie eh und je. Gemeinsam schlenderten sie durch die in Pastelltönen gestrichenen Läden, und Lizzy hätte sich die recht exotischen Auslagen gern etwas näher angeschaut, aber Luc schien dafür keinen Sinn zu haben.
Er suchte ihr einen pinkfarbenen Strohhut mit breiter Krempe aus, den er bezahlte und ihr auf den Kopf setzte. Dann schob er sie aus dem Geschäft hinaus auf die Straße, ohne ihr Gelegenheit zu geben, sich eine andere Farbe oder ein anderes Modell auszusuchen.
„Arroganter Kerl“, beschwerte sie sich.
„Schon mein ganzes Leben lang“, entgegnete er gelassen und spazierte mit ihr zur Apotheke hinüber. Dort kaufte er Sonnenschutz mit dem höchsten Lichtschutzfaktor, den es gab, und Lizzy ließ ihn gewähren.
Warum auch nicht?, dachte sie im Stillen. Schließlich hatte er in kürzester Zeit das Kommando über jede einzelne Entscheidung in ihrem Leben in die Hand genommen. Also kümmerte sich Lizzy um ein paar andere persönliche Besorgungen und maß Lucs eigenmächtigem Handeln keine große Bedeutung zu.
Immerhin zahlte er die Rechnung.
Und Lizzy fühlte sich schon jetzt wie die verwöhnte Ehefrau eines reichen Mannes, der die Fäden in seiner Hand hielt – und das gefiel ihr überhaupt nicht.
Während sie nebeneinander hergingen, berührte er sie ständig: am Arm, an der Taille, an der Hand. Plötzlich stießen sie auf ein paar Bekannte von Luc, und sofort schlang er seinen Arm fester um Lizzy, so als wollte er damit etwas beweisen.
Lizzy wusste mit dieser Geste nicht viel anzufangen und lächelte nur, als er sie vorstellte. „Das ist meine Frau Elizabeth.“
An den Gesichtern der Fremden erkannte sie, dass die Nachricht ihrer skandalösen Hochzeit sogar diese abgeschiedene kleine Insel erreicht hatte.
„Cara, das sind Elena und Fabio Romano, Freunde von mir“, fuhr er fort.
Elena Romano war jung, schlank und extrem hübsch. Aber das neugierige Funkeln in ihren dunklen Augen erinnerte Lizzy augenblicklich an eine missgünstige Hexe mit scharfen Krallen. Fabio Romano war ein hoch gewachsener, tief gebräunter Mann mittleren Alters, den eine unerträgliche Aura träger Langeweile umgab. Lizzy fragte sich unwillkürlich, ob Luc in dem Alter genauso uninteressant werden könnte …
Die beiden kreuzten mit ihrer Jacht in der Karibik umher und luden Lizzy und Luc für den Nachmittag zu sich aufs Boot ein. Luc lehnte souverän und höflich ab, und Fabio akzeptierte dies mit eben derselben Förmlichkeit. Seine Frau war dagegen aus anderem Holz geschnitzt. Ihre Augen blitzten auf, als sie sich an Lizzy wandte.
„So ein süßer Hut, meine Liebe“, flötete sie. „So
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