Julia Extra Band 0300
ertragen.
Draußen im Garten war es so heiß, dass sie beinahe wieder Zuflucht im kühlen Haus gesucht hätte, aber das kam im Augenblick gar nicht in Frage. Lieber wäre Lizzy bei lebendigem Leibe verbrannt, als jetzt zurückzugehen. Also lief sie weiter – mit unbekanntem Ziel.
Es war ihr unbegreiflich, wie Luc so herzlos und grausam zu ihr sein konnte, nachdem sie die Nacht in seinen Armen verbracht hatte. Erst seit vierundzwanzig Stunden war sie verheiratet, und schon jetzt wusste Lizzy nicht, wie viel mehr sie ertragen konnte.
Auf den Stufen des weißen Pavillons ließ sie sich nieder und schlang die Arme um ihre Knie. Dann starrte sie aufs Meer hinaus und stellte sich im Geiste vor, wie sich die Hausangestellten kichernd über die prüde Engländerin austauschten. Luc nannte es mittelalterlich, sie selbst fand es einfach nur …
In diesem Moment hörte sie Schritte neben sich.
8. KAPITEL
„Bitte entschuldige!“, begann Luc zerknirscht. „Das war unverzeihlich grausam von mir.“
Dass er sich seiner Schuld bewusst war, freute Lizzy ungemein. Trotzdem saß der Schmerz über sein unsensibles Verhalten tief. Sie blinzelte ein paar Mal und drehte den Kopf zur Seite.
„Wenn du genug davon hast, mich dafür zu bestrafen, dass ich die falsche Braut bin“, flüsterte sie, „dann tu mir bitte einen Gefallen, Luc. Buche einen Heimflug für mich, so schnell wie möglich.“
Lucs Seufzer wurde von der Brise, die vom Ozean herüberwehte, in alle Windrichtungen fortgetragen. Langsam ließ er sich neben ihr nieder und strich dann mit dem Handrücken über Lizzys blasse Wange.
Sie befürchtete, jeden Augenblick in Tränen auszubrechen.
„Ich war selbst geschockt, als ich es heute Morgen entdeckt habe“, gestand er zögernd. „Mir vermittelte es den Eindruck, ich hätte etwas von dir gestohlen, das mir nicht zustand.“
„Ist das die Erklärung für dein widerliches Verhalten?“,erkundigte sie sich, ohne ihn dabei anzusehen.
„Nein. Es gibt noch andere Gründe, von denen ich aber glaube, dass du sie zurzeit lieber nicht hören willst.“
Damit hatte er vermutlich recht. Sie hatte in den letzten Tagen genug von seinem Zynismus ertragen müssen. Ihr Herz schien ganz langsam in kleine Stücke zu zerbrechen.
„Ich werde nicht akzeptieren, dass du deine Wut auf Bianca an mir auslässt! Du hast mir den Beginn dieser Ehe gründlich schwer gemacht, und ich glaube, du hast es absichtlich getan.“
„Es war so …“ Verzweifelt suchte er nach den passenden Worten. „Ein Fall von: Angriff ist die beste Verteidigung. Ich habe mit heftigen Vorwürfen von dir gerechnet, und deshalb gedacht, ich muss dem im Vorfeld überlegen begegnen. Das war Quatsch, ich weiß …“, setzte er kleinlaut hinzu.
Endlich sah sie ihm ins Gesicht, hatte jedoch nicht das geringste Mitleid mit ihm und seiner plötzlich reumütigen Haltung. „Du bist so kalt und zynisch in Bezug auf buchstäblich alles um dich herum, dass dir die Gefühle deiner Mitmenschen einfach entgehen. Anscheinend glaubst du, mich herumschubsen zu können, weil ich von Anfang an so deutlich gemacht habe, dass ich mich … zu dir hingezogen fühle.“
Ein seltsames Lächeln umspielte seinen Mund. „Ich würde das nicht herumschubsen nennen.“
„Da war also Blut auf dem Laken“, fuhr sie unbeirrt fort. „Ein sensibler Mann hätte mich behutsam darauf hingewiesen, du aber nicht. Du spazierst einfach in deinen Tag hinein, ohne dir darüber Gedanken zu machen, wie sehr mich dieser Vorfall beschämen könnte.“
„Ich dachte, du würdest es selbst sehen.“
„Habe ich aber nicht“, gab sie zurück. „Warum musst du überhaupt ständig auf meiner Unerfahrenheit herumhacken? Wieso glaubst du, es wäre in Ordnung, das alles ins Lächerliche zu ziehen?“
„Ich mache es wieder gut.“
Zu spät für mich, antwortete Lizzy in Gedanken.
„Gestern war ich wegen vieler Sachen wütend“, versuchte er zu erklären. „Das hätte ich natürlich nicht an dir auslassen dürfen. Und jetzt bitte ich dich aufrichtig um Verzeihung und darum, mein Versprechen zu akzeptieren, dass ich es in Zukunft besser machen werde.“
Erzähl ruhig weiter solche Märchen, dachte Lizzy ironisch, war tief im Herzen aber dennoch beeindruckt. Einem Mann wie Luc mussten diese Worte ziemlich schwer gefallen sein.
„Bring mich noch einmal absichtlich in die Position, mich vor dir schämen zu müssen!“, drohte sie ihm. „Dann werde ich unsere Beziehung beenden, ganz gleich, womit
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