Julia Extra Band 0300
mit überflüssigen Pfunden zu kämpfen haben werden.“
„Wohl kaum. Unser Khalid ist doch so ein Naiver. Er hält sogar Sie für einen großartigen Kerl“, konterte Beatrice und versuchte, sich ihre Empörung nicht anmerken zu lassen.
Tariq runzelte die Stirn. „Wenn Sie irgendetwas für meinen Bruder empfänden, Miss Devlin, würden Sie ihn nicht heiraten.“
Einmal mehr ließ er den Blick über ihren sich stark hebenden und senkenden Busen gleiten, und Beatrice hätte am liebsten ihren Ausschnitt verhüllt, der ihr inzwischen so unpassend vorkam, als stünde sie nackt vor diesem Tariq. Doch stattdessen warf sie ihm unter halb gesenkten Lidern einen verführerischen Blick zu. „Ach ja, und nennen Sie mich doch ‚Bea‘. Schließlich gehöre ich ja bald zur Familie.“
„Sie, Miss Devlin“, erklärte Tariq eisig, „werden niemals zur Familie gehören.“
Während er mit großen Schritten und wehenden Gewändern davonstürmte, schluckte Beatrice ihre Verärgerung herunter. Schließlich war dies ja genau die Reaktion, die sie hatte provozieren wollen.
Ihre eigene Reaktion bei seinem unverschämt offenen Blick auf ihren Körper war weniger erwünscht gewesen. Noch jetzt kribbelte es überall.
„Miss …?“ Azil hielt Beatrice die Stilettos hin.
Lächelnd nahm Beatrice die Schuhe entgegen und warf noch einen letzten Blick auf die sich im langen Flur entfernende Gestalt. Wenn ihre Nerven bei einer Konfrontation mit ihm schon so blank lagen, wie hätte da erst Emma reagiert?
4. KAPITEL
Drei Tage später kannte Beatrice jeden Winkel ihrer Suite und des kleinen, angrenzenden Teils des Palastes in- und auswendig. Sie hatte genau zwei Anrufe von Khalid erhalten, wobei er jedes Mal nicht genau sagen konnte, wann er zurückkehren würde. Beide Male verlieh er seiner Hoffnung Ausdruck, man möge sich gut um sie kümmern.
Das konnte man wohl behaupten! Sie schlief in einem wahnsinnig luxuriösen Zimmer, alle Wünsche wurden ihr von den Augen abgelesen, und das Essen war so gut, dass sie bestimmt schon zwei Kilo zugenommen hatte! Man behandelte sie wie einen Ehrengast, doch Beatrice fühlte sich wie in einem goldenen Käfig. Von Khalid wusste sie, dass einige der anderen Flügel des Palastes ebenfalls bewohnt waren, aber sie war noch niemandem vorgestellt worden, jeglicher Kontakt zu anderen Menschen wurde unterbunden. Natürlich geschah das sehr subtil – hier eine verschlossene Tür und dort ein höfliches: „Entschuldigung, aber das sind Privaträume!“ Wie verlässlich diese Barrieren waren, hatte sie noch nicht ausprobiert, aber das sollte sich jetzt ändern.
Mit entschlossenem Blick betrachtete sie ihr Spiegelbild, während sie das Tuch, das ihr Azil freundlicherweise zur Verfügung gestellt hatte, um ihr rotes Haar band und einige lose Strähnen darunterschob. Dann überprüfte sie noch einmal den Sitz des langen Rocks und des Kaftans – ebenfalls Leihgaben von Azil. Beatrice nickte zustimmend, öffnete die Tür ihrer Luxusgemächer und schenkte dem Bediensteten, der draußen Posten bezogen hatte, ein strahlendes Lächeln. „Guten Morgen, Sayed.“
Der kleine, untersetzte Mann in traditioneller Wüstentracht neigte höflich den Kopf.
„Ich gehe heute aus.“
Sein sonst so gleichgültiger Ausdruck änderte sich, und er fragte mit Unbehagen in der Stimme: „Sie wollen den Palast verlassen?“
Beatrice nickte fröhlich. „Ja, ich möchte mich ein bisschen in der Stadt umsehen.“
„Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist, Miss …“
„Wenn Ihr Chef zurück ist, erzähle ich ihm davon. Ich nehme doch an, dass Sie direkt an den Kronprinzen berichten?“
Es entstand eine kleine Pause, bevor der Mann antwortete: „So ist es, Miss Devlin.“
„Gut, ich werde ihm sagen, dass Sie alles versucht haben, um mich von meinem Vorhaben abzubringen. Dass ich aber einfach nicht auf Sie gehört habe. Würden Sie mir jetzt bitte ein Taxi bestellen?“
„Ich glaube nicht …“
„Selbstverständlich schickt mein Bekannter in der britischen Botschaft auch gerne eine Limousine, wenn Sie zu beschäftigt sind …“, unterbrach ihn Beatrice und war erstaunt über ihren Einfallsreichtum. „Natürlich möchte ich das lieber vermeiden, weil er meistens einen Staatsakt daraus macht. Aber er sagt immer, wenn ich jemals im Land bin, soll ich mich melden.“
„Ich lasse Ihnen einen Wagen bereitstellen, Miss …“
Beatrice wusste nicht genau, was Tariq Al Kamal mit ihrer „Einzelhaft“ erreichen
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