Julia Extra Band 0300
muss sie ausziehen.“ Erleichtert seufzend bewegte Beatrice danach die Zehen, und Azil kicherte, bis ein Schatten auf sie beide fiel. Auch wenn Azil nicht umgehend verstummt wäre, hätte Beatrice sofort gewusst, wer hinter ihr aufgetaucht war. Ein eisiger Schauer lief ihr über den Rücken.
Tariq sagte etwas zu der Bediensteten, woraufhin diese den Kopf neigte und davoneilte.
Beatrice wäre ihr am liebsten gefolgt.
Bei ihrer ersten Begegnung hatte diese Miss Devlin kein Make-up getragen, doch jetzt wirkte sie, als wäre sie in einen Farbeimer gefallen. Auch ihre Kleidung war so unmöglich, dass man eigentlich nur darüber lachen konnte.
Aber Tariq lachte nicht. Er wusste, dass es ein Fehler wäre, sie zu unterschätzen. Von seinem Büro aus hatte er ihre Ankunft beobachtet. Ihr Gang war ungeheuer sexy gewesen.
Doch Tariq schöpfte Hoffnung, weil die beiden sich nicht wie ein turtelndes Liebespaar verhielten, das die Finger nicht voneinander lassen konnte – genau genommen, berührten sie sich überhaupt nicht.
Hatte es womöglich eine kleine Auseinandersetzung zwischen ihnen gegeben? Hatte sein Bruder erkannt, wie hanebüchen es war, eine Beziehung zu dieser Frau aufrechtzuerhalten, nachdem er sie in seiner heimatlichen Umgebung gesehen hatte?
Als sich ihre Blicke trafen, fühlte sich Beatrice wie gelähmt. Im Anzug hatte Tariq bereits umwerfend ausgesehen, aber jetzt, mit den vom Wüstenstaub bedeckten Reitstiefeln unter den Wüstengewändern, übertraf er auch ihre kühnsten Vorstellungen eines attraktiven Mannes.
Beatrice schluckte trocken und erinnerte sich dann daran, dass sie ihn nicht leiden konnte. Natürlich sah er ganz anders aus als andere Männer. Die wirkten ja auch nicht, als wären sie soeben einem Beduinenzelt entsprungen. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund hatte sie erwartet, Tariq wäre nach westlicher Manier gekleidet. Sie war einfach nicht darauf vorbereitet gewesen, dass er in der folkloristischen Tracht seiner Heimat noch mehr Sex-Appeal ausstrahlte. Aber unter den Klamotten war er doch ein Mann wie jeder andere – abgesehen von seinem unglaublichen Selbstbewusstsein und seiner überhöhten Meinung von sich selbst und dem unerschöpflichen Reichtum. Also, beruhige dich, Bea! Auf keinen Fall darf er mitbekommen, wie eingeschüchtert du bist.
Kampflustig hob sie das Kinn.
Ich bin gelassen und habe alles unter Kontrolle, sagte sie sich, als er mit fließenden Bewegungen einen Schritt auf sie zukam, sodass sich ihr Magen vor Aufregung zusammenzog.
Während sie Tariq ansah, zwang sie sich, daran zu denken, dass dieser Mann dabei war, das Leben ihrer Freunde zu ruinieren. Das würde sie einfach nicht zulassen!
Beatrice atmete tief durch, wobei der Ausschnitt ihres ohnehin schon gewagten Minikleids noch größer zu werden schien. Das hatte Tariq offensichtlich auch bemerkt. Trotz der Hitze überlief Beatrice jetzt eine Gänsehaut, während sie die äußerst prägnanten Konturen seiner markanten Züge erforschte. Sie wusste ja, dass seine Mutter Engländerin gewesen war, doch vom europäischen Erbgut zeigte sich herzlich wenig in seinem Gesicht. Das glatt rasierte Kinn war kantig, und die deutlich betonten Wangenknochen bildeten mit den herrlich geformten Lippen ein sinnliches Zusammenspiel.
Er war wirklich der attraktivste Mann, den sie jemals gesehen hatte, und übte eine beinah spürbare Anziehungskraft auf sie aus. Wie zum eigenen Schutz verschränkte sie die Arme vor der Brust. „Ich dachte, Sie warten auf Khalid.“
„Ich werde meinen Bruder in Kürze treffen, und wenn Sie bei unserer Rückkehr nicht mehr da sind, verdopple ich mein ursprüngliches Angebot.“
Es war schwer, seine schroffe Art nicht mit Khalids Liebenswürdigkeit zu vergleichen. Aber kein Wunder, dass jemand, der von Kindesbeinen an wie ein kleiner König behandelt wurde, als Erwachsener eine unerträgliche Arroganz an den Tag legte. Natürlich zeigte sich das auch in seinem überheblichen Gesichtsausdruck. Doch Beatrice bot ihm Paroli.
„Verlockend“, schnurrte sie und rang sich ein Lächeln ab. „Aber, wissen Sie, jetzt, wo ich mir das hier alles so ansehe, bleibe ich umso mehr bei meiner Meinung. Ich möchte doch ganz gerne Prinzessin werden. Wie Sie sicherlich wissen, ist das der Traum eines jeden kleinen Mädchens.“
„Aber Sie sind kein kleines Mädchen mehr“, sagte er mit Blick auf ihren Ausschnitt. „Ich frage mich, ob Khalid wohl klar ist, dass Sie zu den Frauen gehören, die irgendwann
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