Julia Extra Band 0300
wirklich daran erinnern. Aber ich glaube, Tariq hat es ganz schön mitgenommen. Sie ist nach England zurückgekehrt und durfte uns nicht zu sich holen.“
„Das war bestimmt grausam für sie“, sagte Beatrice.
„Wir haben sie immer in den Ferien besucht, oder besser gesagt, ich. Tariq weigerte sich, sie und unsere Halbschwester zu sehen. Und dann hatten die beiden den Unfall …“
„Er hat ihr die Schuld gegeben“, fuhr Emma fort, die offensichtlich Bescheid wusste.
„Was denn für einen Unfall?“
„Einen Autounfall. Unsere Mutter war sofort tot.“
„Das tut mir leid, Khalid.“ Beatrice war betroffen, fand aber, dass der Tod der Mutter noch lange keine Entschuldigung für das unmögliche Verhalten seines Bruders war. Sie hatte auch ihre Mutter verloren, leitete davon aber nicht das Recht ab, vorschnell über andere zu urteilen.
Khalid nahm Emmas Hand und fuhr dann an Beatrice gewandt fort: „Es tut mir leid, dass du dich so hast von Tariq behandeln lassen müssen.“
„Besser ich als Emma“, erklärte Beatrice und fügte achselzuckend hinzu: „Ich war sauer, aber nicht verletzt.“
„Tariq wird Emma mögen, wenn er sie erst einmal kennengelernt hat. Wir müssen nur auf den richtigen Moment warten.“
Beatrice taten die beiden leid. Nach ihrem Erlebnis heute Morgen war sie sicher, dass der richtige Zeitpunkt niemals kommen würde. Und Khalid wusste das wohl auch. „Aber es muss doch etwas geben, womit man deinen Bruder umstimmen kann“, überlegte Beatrice laut. Der Mann lebte wirklich im vorletzten Jahrhundert und glaubte, mit Geld jeden kaufen zu können. Was für ein Irrsinn. Doch dann hatte sie eine Idee!
„Er wird mich niemals akzeptieren“, erklärte Emma in diesem Moment. „Khalid wird sich zwischen mir und seiner Familie entscheiden müssen. Aber dass er sich von ihnen lossagt, kann ich einfach nicht zulassen.“
„Vielleicht gibt es doch einen Ausweg?“
Khalid und Emma sahen Beatrice teils zweifelnd, teils hoffnungsvoll an.
„Vielleicht sieht er dich in einem ganz neuen Licht, wenn er zuvor die Horrorbraut erlebt hat.“ Beatrices grüne Augen blitzten übermütig auf, während das Paar sie nun verwundert ansah.
„Wovon redest du?“, fragte Khalid schließlich ungeduldig.
„Frag besser nicht“, riet Emma. „Sie hat wieder einen ihrer verrückten Pläne!“
„Nicht verrückt, sondern perfekt!“, rief Beatrice und stieß triumphierend mit der Faust in die Luft. „Es kann gar nicht schiefgehen. Und das Beste daran ist, dass Tariq selbst den Anstoß dafür gegeben hat. Komm, Khalid, nimm mich mit zu dir nach Hause.“
„Wie bitte?“
„Ich werde deine Braut spielen. Dein Bruder glaubt ja sowieso, dass ich es bin. Und wenn du mich verlässt, wird er so erleichtert sein, dass jede andere, die du ihm danach vorstellst, seinen Segen bekommt.“ Außerdem, so dachte Beatrice, würde sie sich an diesem schrägen Typen so richtig rächen können.
„Meint sie das ernst?“, wandte sich Khalid an Emma.
„Natürlich“, kam Beatrice ihrer Freundin zuvor. „Es sei denn, du hast eine bessere Idee.“
„Das ist nicht so einfach. Meine Familie …“
„Siehst du, familiäre Zwänge sind mir völlig fremd!“, unterbrach ihn Beatrice fröhlich, obwohl sie sich als junges Mädchen nichts sehnlicher gewünscht hatte, als eine Familie zu haben.
„Wenn Tariq dahinterkommt, wird es die Sache nur verschlimmern“, meinte Khalid kopfschüttelnd.
„Wie denn?“, fragte Emma leise. „Was kann schlimmer sein, als sich ständig verstecken zu müssen und unsere Beziehung geheim zu halten, als wären wir Schwerverbrecher. Ich darf ja nicht einmal meinen Freunden und meiner Familie von uns erzählen.“
Mit einem tiefen Seufzer wandte sich Khalid an Beatrice. „Würdest du das wirklich tun?“
„Aber natürlich.“ Beatrice freute sich schon darauf, es diesem Tariq heimzuzahlen.
3. KAPITEL
„Ist es hier immer so heiß?“, fragte Beatrice und zupfte an ihrem hautengen Minikleid, das ihr unangenehm am Körper klebte. Nach dem Verlassen des klimatisierten Privatjets mit königlichem Wappen hatte die extreme Hitze ihr fast die Luft zum Atmen genommen.
„Nein, normalerweise weht von den Bergen her eine Brise“, antwortete Khalid, während sie zum Hubschrauber hinübergingen, dessen Pilot bereits auf sie wartete. „Bist du sicher, dass du das durchziehen willst?“, fragte er dann unvermittelt.
Nein, das war sie nicht, aber es war zu spät, um einen Rückzieher zu
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