Julia Extra Band 0300
besessen hatte, ihn zu unterbrechen, außer vielleicht … Doch während er Beatrice zuhörte, fragte er sich, ob nicht etwas Wahres an dem war, was sie sagte. Außerdem hatte diese junge Frau das ausdrucksvollste Gesicht, das er jemals gesehen hatte, und er war fasziniert davon, wie sich ihre Gefühle darauf spiegelten.
„Tariq sorgt sich um Sie und um seinen Bruder. Und so lieb und nett Khalid auch ist, verstehe ich nicht, warum er in der Weltgeschichte herumgondelt und dem Playboy-Leben frönt, während Tariq hier die ganze Arbeit machen muss. Verantwortung zu tragen würde Khalid ganz gut tun. Mir ist klar, dass mich das alles nichts angeht … Außerdem haben Sie mich ja hergebeten, weil Sie etwas von mir wissen wollten.“ Beatrice zog eine Augenbraue hoch und wartete gespannt auf seine Frage, während sie überlegte, wie hoch wohl die Strafe darauf war, mit dem König zu unverschämt zu reden.
„Ja, das wollte ich. Aber Sie haben all meine Fragen schon beantwortet, Miss Devlin.“
Beatrice zerbrach sich noch den Kopf über diese rätselhafte Antwort, als der König wissen wollte, ob er ihr einige Erfrischungen bringen lassen dürfe. Da er sie höflich gebeten hatte, lächelte Beatrice schließlich nervös und nahm Platz.
10. KAPITEL
Von wegen Formalität! Tariq musste einsehen, dass er seinen Vater völlig falsch eingeschätzt hatte. Denn wider Erwarten war der König strikt gegen eine Heirat von Khalid und der Europäerin und änderte seine Meinung auch nach einer hitzigen Diskussion nicht.
Am Ende stürmte Tariq regelrecht aus den Gemächern seines Vaters und eilte direkt ins Krankenhaus. Er wollte Khalid die ganze Situation erklären und ihm versprechen, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um ihren Vater umzustimmen. Aber dass es einige Zeit in Anspruch nehmen könnte.
Gerade als Tariq ins Zimmer seines Bruders gehen wollte, kam ihm der Chefarzt auf dem Flur entgegen. Sie sprachen über Khalids Genesung, und Tariq fasste abschließend noch einmal zusammen: „Es wird also keinerlei Spätfolgen geben?“
„Nein“, antwortete der Arzt lächelnd.
Tariq dankte ihm überschwänglich und öffnete dann die Tür zum Zimmer seines Bruders. Khalid saß mit dem Rücken zu ihm in einem Sessel, hatte sein Handy ans Ohr geklemmt und blickte auf die geschäftige Stadt hinunter.
Tariq trat ein und schloss leise die Tür hinter sich. Er wollte warten, bis Khalid das Telefonat beendet hatte.
„… und ich liebe dich, Emma. Das weißt du, und bald werden wir – He! Was soll das?“, rief er, als ihm das Handy entrissen wurde. „Tariq! Ich habe dich gar nicht hereinkommen hören …“
„Aber ich habe dich gehört, kleiner Bruder“, sagte Tariq während er das Telefon in dem Wasserkrug auf dem Nachttisch versenkte. „Wer“, fragte er dann eisig, „ist Emma?“
Zunächst wich Khalid dem anklagenden Blick seines Bruders aus. „Ich wusste nicht, dass du im Zimmer bist …“
„Wer ist sie?“
„Ach, nun ist es schon egal“, murmelte Khalid dann und sah seinen Bruder herausfordernd an. „Ich habe es ohnehin satt, ständig Versteck zu spielen. Emma ist die Frau, die ich liebe.“
Tariq kochte vor Wut, aber äußerlich blieb er eiskalt. „Gestern hast du noch Beatrice geliebt.“
„Wenn du Emma triffst, wirst du sie auch lieb haben.“
Tariq biss die Zähne zusammen. „Ich verliebe mich nicht so schnell wie du. Und willst du sie auch heiraten? Hast du vor, dir einen Harem zuzulegen?“
Khalid errötete. „Wenn du es genau wissen willst“, schrie er dann mit sich überschlagender Stimme, „wir sind schon verheiratet. Wir waren auf dem Standesamt, und Emma bekommt ein Baby. Und wenn dir und Vater das nicht passt – Pech gehabt!“
Tariq wurde blass. „Stimmt das, was du da sagst?“
„Ja, aber …“
„Du ekelst mich an!“
Khalid war erschüttert. „Ich wollte dich nicht belügen, aber Beatrice hat …“
Tariq atmete hörbar ein und hob abwehrend die Hand. „Ich habe ihr Gesicht gesehen, als sie von deinem Unfall gehört hat. Sie hat stundenlang an deinem Bett gesessen.“ Er hielt inne, schüttelte den Kopf und sah seinen Bruder verächtlich an. „Wenn du nicht schon im Krankenhaus wärst, würde ich dafür sorgen, dass du am Ende dort landest.“ Und mit einem letzten verächtlichen Blick auf seinen Bruder marschierte Tariq aus dem Zimmer.
Als Beatrice die Tür öffnete, um Tariq hereinzulassen, war ihr nur zu bewusst, dass im Nachbarzimmer ihre gepackten Koffer
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