Julia Extra Band 0300
besetztes Restaurant zumuten“, beruhigte er sie. „Oben haben wir es ruhiger.“
Im Fahrstuhl bemerkte Alexeis, dass sich Carrie wieder auf die Lippe biss. Plötzlich regte sich sein Gewissen. Sollte er es wirklich tun?
Dann lächelte sie ihn zaghaft an, und seine Zweifel verschwanden. Ihr Lächeln war entwaffnend …
„Alles wird in Ordnung sein. Ich verspreche es Ihnen“, beruhigte er sie.
Ihr Blick flackerte unsicher. „Es ist nur, dass … dass …“
„Dass Sie mich überhaupt nicht kennen und ich Sie auf der Straße aufgegabelt habe.“
Carrie wurde rot, als Alexeis ihre Ängste und ihr Unbehagen unverblümt aussprach.
„Aber man kann es auch anders sehen“, fuhr er fort. „Die Iren haben ein Sprichwort: ‚Alle Freunde sind sich einmal fremd gewesen.‘ Stimmt das nicht? Wir sind nicht förmlich miteinander bekannt gemacht worden. Na und? Hätten wir uns auf einer Party getroffen, hätte ich Sie auch zum Essen einladen wollen. Ist es wichtig, wie wir uns kennengelernt haben?“
Seine Stimme wurde weicher, und er blickte ihr tief in die Augen. „Jetzt kennen wir uns. Und beim Abendessen werden wir uns besser kennenlernen. Aber es wird absolut nichts passieren, was Sie nicht wollen. Sie haben mein Wort darauf.“
Auf seinem ernsten Gesicht breitete sich plötzlich ein charmantes Lächeln aus. Wie schon im Auto verwirrte es Carrie völlig.
Langsam nickte sie. Nein, sie war nicht dumm! Sie war einfach …
Überwältigt. Hingerissen. Und warum nicht? Was konnte es schaden? Er hatte recht. Wenn sie ihn auf einer Party getroffen hätte, wäre sie nicht so nervös gewesen, aber wo war der Unterschied?
Außerdem konnte sie jetzt nicht weggehen. Sie brachte nicht die Willenskraft auf, das zu tun. Warum sollte sie? Schließlich war er nicht irgendein heruntergekommener, unheimlicher Kerl. Alexeis war … atemberaubend. Fantastisch. Umwerfend. Unwiderstehlich.
So ein Mann würde nicht zweimal in ihrem Leben auftauchen.
Die Fahrstuhltüren gingen auf, und Carrie trat hinaus.
Noch immer schien Champagner in ihren Adern zu sprudeln.
3. KAPITEL
„Oben haben wir es ruhiger“, hatte Alexeis versprochen, und es stimmte. Er hatte das Esszimmer seiner Suite gemeint, mit Blick auf die Gartenanlage entlang des Victoria Embankments und die Themse. Als sie die Aussicht erblickte, wurden Carries Augen groß. Sie protestierte nicht dagegen, in seiner Suite zu essen. Tatsächlich sagte sie überhaupt nichts. Staunend blickte sie über den Fluss auf das andere Ufer.
„Die Royal Festival Hall, das National Theatre, die Hayward Gallery – die ganze South Bank“, erklärte Alexeis. Er stellte sich hinter sie und legte ihr die Hand auf die Schulter, während er mit der freien Hand auf die Gebäude zeigte. Carrie war wie eine Gazelle, sehr schreckhaft. Man konnte ihr leicht Angst machen, deshalb berührte Alexeis sie nur kurz.
Er trat zurück und lächelte ironisch, während er sie von hinten musterte. Sie hatte ihre Arbeitssachen „blöd“ genannt. Er hatte ein anderes Wort dafür. Aber eines, das er in ihrem Beisein nicht benutzen würde. Stattdessen würde er einfach … genießen.
Und er genoss ihre Gesellschaft tatsächlich. Beim Essen bemühte er sich, ihr die Befangenheit zu nehmen. Er probierte es mit mehreren konventionellen Einleitungen, zum Beispiel Londons kulturellem Leben. Verlegen gestand ihm Carrie, sie gehe nicht ins Theater und wisse nicht viel über Kunst.
Sofort dachte Alexeis an Marissa und ihr wichtigtuerisches Gerede über die Kunstwelt. Es war erfrischend, nicht über solche Themen sprechen zu müssen. Ihm war bewusst, dass er sich überhaupt nicht langweilte, während er sich mit Carrie über nichts allzu Intellektuelles unterhielt. Ihm war auch bewusst, wie sehr er wollte, dass sie sich wohlfühlte.
Und vor allem, dass sie auf ihn reagierte.
Nicht, dass er es ihr offen zeigte. Carrie war keine Frau, die man im Sturm erobern durfte. Sie musste man umwerben. Nichts wird passieren, was sie nicht will, ermahnte sich Alexeis.
Während er mit ihr über die anspruchslosen Themen sprach, die er ihretwegen auswählte – im Moment über Touristenattraktionen in London –, musterte er Carrie ausgiebig. Sie war ein zurückhaltender Typ, doch gerade das wirkte anziehend auf ihn. Er schätzte sie auf Mitte zwanzig, was es unwahrscheinlich machte, dass sie noch unschuldig war. Wenn sie es gewesen wäre, hätte er sich sehr unbehaglich bei dem gefühlt, was er gerade tat.
Aber so, wie die
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