Julia Extra Band 0300
Alexeis gesagt. Es war etwas faszinierend Neues für ihn. Andererseits war alles faszinierend neu, was er gerade getan hatte, noch immer tat und beabsichtigte zu tun. Diese noch nie gemachten Erfahrungen besaßen einen Reiz, den er nicht vorhergesehen hatte.
Und er konnte verstehen, dass sie vorsichtig war. Es gefiel ihm sogar, denn es bestätigte den guten Eindruck, den er von ihr hatte. Sein Verstand sagte ihm deutlich, dass er unbesonnen handelte und es bereuen würde. Dennoch war Alexeis fest entschlossen, den Weg weiterzuverfolgen, den er impulsiv begonnen hatte.
Schließlich ging er kein echtes Risiko ein. Nichts an der jungen Frau war unangenehm. Ganz im Gegenteil. Seine Meinung von ihr hatte sich nicht geändert: Sie war wirklich reizend.
Warum also sollte er nicht seiner unerklärlichen Laune nachgeben und noch ein bisschen Zeit mit ihr verbringen? Außerdem hatte er seinem Fahrer noch aus einem anderen Grund befohlen anzuhalten. Die junge Frau hatte mutlos gewirkt. Deprimiert.
Zweifellos brauchte sie etwas, was sie ihren Kummer vergessen ließ. Dass er seiner Laune folgte, würde auch für sie gut sein, rechtfertigte sich Alexeis. Er würde nichts von der Frau verlangen, was sie nicht wollte. Und er würde sie jederzeit gehen lassen.
Doch sich schon so früh von ihr zu trennen, wäre schade. Er benötigte etwas mehr Zeit, um ihr die Ängste zu nehmen. Die sie zu Recht hatte. Großstädte wie London konnten für schöne junge Frauen gefährlich sein.
Alexeis griff in seine Innenbrusttasche und zog ein schmales silbernes Visitenkartenetui heraus. Er öffnete es und gab ihr eine Karte. „Dies wird Sie beruhigen, glaube ich.“
Zögernd las sie den fremden Namen. „Alexe…is Ni…Nicol…aides.“
„Vielleicht haben Sie schon der Nicolaides Group gehört?“, fragte Alexeis mit einer Spur von Arroganz in der Stimme.
Die junge Frau schüttelte den Kopf.
Wieder überkam ihn das Gefühl, etwas ganz Neues zu erleben. Noch nie war Alexeis jemandem begegnet, der den Namen Nicolaides nicht kannte. Natürlich, er bewegte sich in Kreisen, wo jeder wusste, wer Geld hatte und woher es stammte. Wieso erwartete er, dass eine einfache Kellnerin solche Dinge wusste?
„Die Firmengruppe ist börsennotiert und hat einen Kapitalwert von knapp einer Milliarde Euro. Ich bin der Vorstandschef, und mein Vater ist Aufsichtsratsvorsitzender. Daraus können Sie erkennen, dass ich ein seriöser Geschäftsmann bin und Sie in Sicherheit sind.“
Unschlüssig sah Carrie ihn an. Der Nachname war ein Zungenbrecher, aber der Vorname brachte in ihrem Herzen eine Saite zum Klingen. Sie sollte ihn schleunigst bitten, sie aussteigen zu lassen. Damit sie schnell zurück zu ihrem winzigen Einzimmerapartment in dem baufälligen Haus kam.
Da es jedoch eine wenig verlockende Aussicht war, schlich sich ein anderer Gedanke ein. Wäre es denn so falsch, mit diesem Alexeis Nicolaides zu Abend zu essen? Mit einem Mann, der offensichtlich Millionär war? Noch einmal in ihrem Leben würde sich ihr so eine Gelegenheit nicht bieten.
Nur war es gar nicht der Reichtum, der Carrie in Versuchung führte. Es war der Mann selbst. Der Mann, der ihr schon beim ersten Anblick den Atem geraubt hatte. Der Mann, den sie hatte anstarren müssen, weil er so unglaublich gut aussah.
Vernunft und Vorsicht setzten aus. Ein anderer Teil ihres Verstands schien sich in den Vordergrund zu drängen und Carrie etwas zu sagen, was immer überzeugender wurde. Verlockender.
Warum denn nicht? Schließlich hatte sie nicht gerade ein voll gepacktes gesellschaftliches Leben. Sie kannte nicht viele Leute in London, die sie besuchen könnte. Und es war ja nicht so, dass sie an diesem Abend irgendetwas anderes vorgehabt hätte. Was hatte sie zu verlieren?
„Also? Werden Sie mit mir essen?“, fragte Alexeis.
„Tja … ich weiß nicht. Ich …“
Sie blickte ihn hilflos an, als wartete sie darauf, dass er die Entscheidung für sie traf.
Was er auch tat. „Gut. Dann ist das geklärt. Möchten Sie ein Restaurant aussuchen?“ Alexeis überließ ihr die Wahl, damit sie das Gefühl bekam, mehr Kontrolle über eine für sie offenbar überwältigende Situation zu haben.
Stattdessen wirkte sie jetzt noch verunsicherter. „Ich weiß nicht, wo man in London gut essen kann.“
Alexeis lächelte. „Ich schon, glücklicherweise.“
Sein Lächeln war aus dem Nichts aufgetaucht und ließ Carrie dahinschmelzen. Verwirrte sie. Dann war es verschwunden und ließ prickelnde
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