Julia Extra Band 0301
um und machte dann eine arrogante, alles umfassende Armbewegung. „Denkst du, ich gucke zu, wie mein Sohn in einer solchen Umgebung aufwächst?“
„Was stimmt denn nicht daran?“, fragte Eileen verletzt, da sie sehr stolz auf ihre Wohnung war.
„Ich habe nicht gesagt, dass deine Wohnung nicht schön ist. Sie ist es für eine berufstätige Frau, aber nicht für eine Mutter mit Kind. Es gibt zum Beispiel nur ein richtiges Schlafzimmer. Wo wird er krabbeln, wenn er erst einmal so weit ist? Draußen in deinem minuscolo – winzig kleinen – Garten? Oder direkt in den Verkehr hinein?“
„Viele Menschen ziehen ihre Kinder in London groß!“
„Ja, aber mein Kind wird hier nicht aufwachsen. Es sei denn, du erwartest, dass ich dir ein Haus kaufe? Ist es das, worauf du aus bist?“
Wie gebannt sah sie ihn an, empört, dass er ihr so etwas unterstellte. „Ich nehme kein Geld von dir – nicht für ein Haus!“, sagte sie dann stolz. „Du kannst zu seinem Lebensunterhalt beitragen, wenn du darauf bestehst.“
Lebensunterhalt! Was für ein seelenloses Wort, aber es bezeichnete exakt, was Gianluca von Anfang an befürchtet hatte, dass Eileen ihn bei der Erziehung ihres Sohnes nicht dabeihaben wollte. Das hatte ihn längst dazu gebracht, an eine ganz andere Lösung zu denken. Es gab nur eine Möglichkeit, die ihm garantierte, was Claudio betraf, nicht an den Rand gedrängt zu werden. „Ich bestehe auf viel mehr als das, cara “, schwor er jetzt leise.
„Du wirst meine Meinung nicht ändern.“ Eileen sank zurück in den Sessel. „Es gibt keine Alternative.“
„Doch …“ Einem Tiger vor dem Sprung gleich, hielt Gianluca für einen Moment inne, wie es so seine Art war, bevor er etwas Wichtiges zu verkünden hatte.
„Und zwar?“
„Du wirst mich heiraten.“
„D… dich heiraten?“
„Sì, cara. Mi sposa.“
Für einen winzigen, verrückten Augenblick gestattete sich Eileen einen Anflug von Glück, als habe er ihr diesen Antrag aus Gründen gemacht, aus denen solche Anträge normalerweise gemacht wurden. Aber sein arroganter Gesichtsausdruck ließ jedwedes Gefühl vermissen, bis auf eines: Habgier. Er wollte ein Eigentum an seinem Sohn erwerben, so wie er es mit Hotels und Grundstücken tat. Dazu musste er vorher dessen Mutter heiraten.
„Das ist die einzig vernünftige Lösung“, betonte er jetzt noch einmal.
Eileen schluckte den Schmerz hinunter. „So, denkst du?“
„Ich weiß nur, dass mir eine Ehe mit dir gleiche Rechte bei meinem Sohn sichert. Komm schon, Eileen, du als praktische Frau wirst doch erkennen, dass das nur gerecht wäre.“
Wie gebannt sah Eileen ihn an und wusste gleichzeitig, dass sie ihm keinen vernünftigen Grund entgegenhalten konnte. Denn dummerweise war sie sehr gut in der Lage, sich in Gianluca hineinzuversetzen. Bereits jetzt liebte er Claudio mit einer Innigkeit, die für diesen mächtigen Mann Seltenheitswert besaß. Hatte sie da wirklich das Recht, ihm vom Leben seines Sohnes auszuschließen?
Eileen schluckte. „Aber eine Ehe ist …“
„Ist was? Zunächst einmal ist sie praktisch – etwas, das dich reizen sollte, Eileen. Man muss lediglich ein offizielles Dokument unterzeichnen, genau wie bei einem Vertrag.“
Und da hatte sie bisher in ihrer grenzenlosen Naivität gedacht, die Ehe hätte etwas mit Liebe und Romantik zu tun!
„Wenn sich zwei Leute um ein Kind kümmern, ist das auch viel einfacher, als wenn es einer allein machen muss“, fügte er leise hinzu.
Hatte er etwa bemerkt, wie unbeholfen sie mit Claudio war? Hielt er sie für unfähig, allein mit dem Kind klarzukommen? Doch das war eine Frage, die sie ihm nicht zu stellen wagte. Deshalb formulierte sie lieber eine andere. „Wo schlägst du denn vor, dass wir leben sollen?“
Gianluca kniff die dunklen Augen zusammen. „Es gibt nur ein Land auf dieser Welt, das angemessen wäre, und zwar Italien.“
„Gianluca …“
„Denkst du, ich lasse zu, dass Claudio hier in London auf beengtem Raum groß wird, während er in Umbrien auf dem Land so viel Platz hat, wie er nur braucht, mit der besten Luft für seine kleinen Lungen, die man sich vorstellen kann? Du weißt, dass ich in den Hügeln Umbriens ein großes Haus mit ausreichend Personal besitze, um euch beiden jeden nur erdenklichen Komfort bieten zu können.“
„Aber was ist mit meiner Unabhängigkeit?“, wagte Eileen jetzt zu fragen. Doch als Gianluca dabei sofort verächtlich den Mund verzog, wusste sie, einen Fehler begannen zu
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