Julia Extra Band 0301
sie gleiten, von ihrem wallenden Haar bis zu den besonders sexy High Heels. Sandte sie ihm damit eine Botschaft, eine stillschweigende Aufforderung, diese unerträgliche Spannung zwischen ihnen beizulegen, auf die einzig mögliche Weise?
„Übrigens siehst du ausgesprochen delizioso aus.“ Gianluca lächelte verschmitzt. „ Sensuale wie ein Sahnestückchen – das man verspeisen möchte. Wozu ich jetzt im Augenblick übrigens allergrößte Lust verspüre.“
Eileen errötete, vom Gesicht übers Dekolleté bis hin zu den plötzlich kribbelnden Brüsten – und sie fühlte sich furchtbar verletzlich. War dieser Tag nicht schon schwer genug, ohne dass sie hier dahinschmolz, nur weil er angedeutet hatte …?
„Gianluca …“
„Gianluca, was ?“, fiel er ihr ins Wort und neckte sie dann: „Du wirst doch jetzt nicht das eine Thema ansprechen, das uns beide seit geraumer Zeit beschäftigt!“
Mit erhitzten Wangen sah sie zu Fedele, der glücklicherweise in ein Gespräch mit dem Besitzer des Restaurants vertieft war. „Bitte nicht vor den anderen“, flüsterte sie dann.
Gianluca neigte sich zu ihr – nah genug, um sie daran zu erinnern, wie es sich angefühlt hatte, seine Lippen auf sich und ihn in sich zu spüren. „Glaubst du nicht, dass es für Braut und Bräutigam normal ist, an ihrem Hochzeitstag an Sex zu denken, mia bella?“
Wenn er ein anderes Wort benutzt hätte, hätte Eileen vielleicht so etwas wie Vorfreude empfinden können. Oder machte sie sich da nur etwas vor? Gefiel ihr womöglich seine kaltblütige Formulierung, als würde diese die Tatsache unterstreichen, dass ihre Ehe lediglich auf dem Papier bestand? Sollte sie sein mangelndes Taktgefühl verurteilen, oder ihm hoch anrechnen, dass er so ehrlich war?
Eileen stocherte mit der Gabel in ihrem Stück vom Hochzeitskuchen herum, brachte es aber nicht fertig, auch davon zu kosten. War nicht überhaupt nur wichtig, dass sie ihn begehrte? Wäre sie nicht verrückt, sich die körperlichen Freuden zu versagen, die er ihr bereiten konnte – nur weil er sie nicht liebte? Sicherlich würde die ohnehin schon bestehende Spannung zwischen ihnen dann unerträglich.
Nach Beendigung des Menüs fuhr Gianluca Eileen und Claudio zum Weingut, und Eileen war froh, dass durch die Anwesenheit des Babys das traditionelle Über-die-Schwelle-getragen-werden überhaupt nicht zur Debatte stand. Während sie so darüber nachdachte, fiel ihr auf, dass sie gar nicht wusste, ob es auch in Italien Tradition war – und es schien ihr unangebracht, danach zu fragen.
Trotzdem sah Gianluca sie beinah besorgt an, als sich die Haustür hinter ihnen schloss. Er bemerkte, wie müde und abgespannt sie war. „Warum gehst du nicht hoch und nimmst ein Bad?“, schlug er vor. „Entspann dich ein bisschen. Es war ein langer Tag.“
Seine unerwartet freundlichen Worte rührten sie zu Tränen, doch sie wandte sich ab, bevor er es sehen konnte. „Ja, das werde ich.“
Gianluca hatte das obere Stockwerk des Palazzos neu aufteilen lassen, sodass ein Kinderzimmertrakt für Claudio und zwei Schlafzimmer entstanden waren. Das bedeutete, sie und ihr neuer Ehemann konnten getrennt oder gemeinsam schlafen …
Nachdem sich Eileen ihres Brautkleides entledigt hatte, ließ sie sich ein Bad ein und genoss die kostbaren Badezusätze. Auch wenn die körperliche Anspannung dabei allmählich von ihr abfiel, gelang es ihr nicht, zu entspannen. Sie lag in der Wanne, beobachtete, wie sich der Schaum setzte, und überlegte, wo diese Ehe wohl hinführen würde. Dabei kam es ihr so vor, als wäre ihre ganze Energie verpufft, nachdem sie die Reise nach Italien und die Eheschließung hinter sich gebracht hatte. Jetzt wartete das große Unbekannte.
Nach dem Bad schlüpfte sie in eine kühle Leinenhose und ein T-Shirt. Dann nahm sie ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zurück, bevor sie nach unten ging, um Claudio und Gianluca zu suchen.
Es war merkwürdig, sich in Gianlucas riesigem Haus zu bewegen, das er schon aus Kindertagen kannte, das ihr aber so fremd war. Würde es jemals auch ihr Zuhause werden? Beim Verlassen des Badezimmers hatte sie sich automatisch nach links gewandt – wie früher in ihrem Apartment. Aber sie musste rechts gehen, wenn sie nach unten wollte.
Sie fand die beiden im Garten, von dem man einen herrlichen Blick auf das abendliche Glitzern des Sees unten im Tal hatte. Ihr frischgebackener Ehemann hörte sie nicht kommen, er war viel zu sehr damit beschäftigt, seinen schlafenden
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