Julia Extra Band 0301
frustriert den Kopf und bemerkte durchaus, dass ihn seine sonst so lässige Argumentationsweise verlassen hatte. Er war es einfach nicht gewohnt, seine Gefühle auszudrücken. „Also, wir bekommen ein Kind, und wir heiraten. Wir leben in einem schönen Haus, und alles könnte wunderbar sein. Ich bin sogar einverstanden, dass du wieder arbeiten gehst, weil ich weiß, wie wichtig dir das ist. Und weil ich bewundere, was du auf die Beine gestellt hast. Aber ich dränge dich nicht. Ich versuche herauszufinden, was dir wichtig ist, weil du es mir ja nicht erzählst! Ich bekomme mit, dass du ein Meeting in Paris planst und unterstütze dein Vorhaben, hinzufliegen.“
„Gianluca …“
„Aber auch das war nicht richtig“, schnitt er ihr erzürnt das Wort ab. „Weil ich dich nicht ständig mit Telefonanrufen nerve, sondern dir die Zeit gebe, um dich auf deinen Job zu konzentrieren, stürmst du nach Hause wie eine Besessene!“
„Ich habe mich ausgegrenzt gefühlt“, flüsterte sie, „als wolltest du mich aus dem Weg haben.“
Verzweifelt schüttelte er den Kopf. „Ach, Eileen, warum ist alles mit uns bloß so schiefgegangen?“
Eileen stand das Herz still. Es war einer dieser Momente, in denen man den Eindruck hat, eine missliche Lage doch noch zum Guten wenden zu können – wenn man jetzt genau die richtigen Worte fand.
„Weil ich Angst hatte“, gestand sie ihm schließlich ein.
„Wovor denn?“
„Vor so vielen Dingen …“ Würde es ihn abstoßen, wenn sie ihm davon erzählte? Würde das abgeklärte, kühle Bild, das er von ihr hatte, dadurch zerstört werden? Und wenn schon … Sie musste das Risiko eingehen. So wie bisher konnten sie nicht weitermachen. „Ich hatte Angst, so zu enden wie meine Mutter, die sich immer ängstlich auf einen Mann verlassen hat und am Ende verlassen wurde. Ich hatte Angst, keine Karriere zu haben, die mich im Notfall auffängt. Aber in Paris war ich mit den Gedanken nur bei euch.“
„Du bist nicht deine Mutter, und ich bin nicht dein Vater. Egal, was passiert, ich würde immer dafür sorgen, dass du finanziell nicht Not leiden musst.“
„Ja, das weiß ich jetzt auch. Aber alte Verhaltensmuster schüttelt man nicht einfach so ab. Meine Gefühle zu verbergen, war mein Lebensmotto, wenn du so willst.“ Sie versuchte ein Lächeln, das ihr allerdings gründlich misslang. Hatte sie wirklich auf seinem Herzen herumgetrampelt? War sie so von seinem Playboy-Image gefangen genommen gewesen, dass sie den Menschen dahinter nicht erkannt hatte? „Ich habe nicht gewagt, dir meine Liebe einzugestehen. Und jetzt habe ich Angst, dass du mir nicht glaubst, wenn ich sage, dass ich dich liebe.“
Während er ihr zuhörte, sah er die Maske fallen, und ihm wurde allmählich klar, welche Überwindung es Eileen gekostet haben musste, so offen zu sein. Er konnte jetzt aber auch die wahre Eileen sehen, die ihn zugleich zärtlich, leidenschaftlich und in Liebe ergeben anschaute, und dieser Anblick brachte sein Herz zum Schmelzen. Er erinnerte sich wieder, wie er vor ihrer Wohnung im Wagen gesessen und gedacht hatte, wie schnell sich das Leben doch ändern konnte. Und dann, als er Claudio auf dem Arm gehalten hatte und in Liebe für ihn entbrannt war. Ein ganz ähnliches Gefühl hatte er jetzt. Die Liebe zu Eileen war immer da gewesen, er musste sie nur zulassen. Im selben Augenblick, in dem er sich das eingestand, fühlte er eine unendliche Befreiung. Claudio hatte ihn gelehrt, dass es einen Mann nicht schwach machte, Gefühle zu zeigen. Ganz im Gegenteil, die Liebe konnte einen so stark machen, dass man glaubte, es mit der ganzen Welt aufnehmen zu können.
„Vielleicht glaubst du mir nicht, wenn ich dir jetzt sage, dass ich dich auch liebe“, erklärte er schließlich. „Aber eins musst du mir glauben, mia bella … bella , dass ich den Rest meines Lebens damit verbringen werde, dir meine Liebe zu zeigen.“
Später konnte sich Eileen nicht erinnern, wer von beiden den ersten Schritt getan hatte. Vielleicht waren sie auch gleichzeitig losgelaufen und einander in die Arme gefallen – zwei Menschen mit einem wunden Herzen, die Heil ineinander fanden.
EPILOG
Unter großem Interesse der internationalen Presse hatten Gianluca und Eileen an diesem Morgen in London den Kaufvertrag für das Vinoly unterzeichnet und fuhren nun nach Hause zum Weingut.
Eileen war zu dem Schluss gekommen, dass ihr ihre kleine Familie das Wichtigste auf der Welt war. Deshalb hatte sie ihre Firmenanteile des
Weitere Kostenlose Bücher