Julia Extra Band 0301
wartete auf sie im kleinen Salon. Einige Lampen mit dezentem Licht brannten, und im Kamin loderte ein Feuer. Er hatte auch eine Flasche Wein geöffnet und zwei Gläser eingeschenkt. Es sah aus wie ein gemütlicher Abend zu zweit, nachdem das gemeinsame Kind im Bett war. Am liebsten hätte sich Eileen die Szenerie für immer bewahrt, aber sie war nicht echt, und der Schmerz in ihrem Herzen wurde plötzlich schmerzlich real.
Gianluca bemerkte, wie sie blass sie aussah, und zog die Brauen zusammen. „Was ist denn los?“, wollte er dann wissen. „Stimmt etwas nicht?“
Sie zögerte. Normalerweise hätte sie gesagt: Nein, nein, al les in Ordnung, ich bin nur ein bisschen müde. Aber nichts war in Ordnung, und deshalb antwortete sie: „Ja, es stimmt etwas nicht.“ Dann ließ sie sich auf den nächstbesten Stuhl fallen und begann zu weinen.
Gianluca war sehr erstaunt, ließ sich aber nichts anmerken. „Gab’s ein Problem bei der Arbeit?“
Betroffen sah Eileen ihn an. „Siehst du mich wirklich so? So ehrgeizig und zielorientiert im Job, dass nur das mich aus der Ruhe bringen könnte?“
„Ich dachte, so würdest du dich selber sehen.“
„Wenn du wüsstest, welches Bild ich von mir habe, würdest du meilenweit vor mir davonlaufen.“ Sie senkte die Stimme und wagte es, ihre schlimmste Befürchtung zu äußern. „Aber vielleicht hast du das ja ohnehin vor.“
„Sì , kann schon sein“, stieß er hervor. „Denn alles ist besser, als mit einer verdammten Schaufensterpuppe zu leben!“
Die Furcht, ihn zu verlieren, wurde einen Augenblick von seiner Anschuldigung überlagert. „Was meinst du denn damit?“
„Ich meine, dass alle Gefühle an dir abperlen, dass du funktionierst wie ein Roboter. Du zeigst nie irgendwelche Regungen – außer im Bett! Glaubst du, ich will mit einem Eisklotz verheiratet sein?“
Eileen schlug sich die Hand vor die Brust und spürte, wie schnell ihr Herz pochte. „Aber … aber ich dachte, das ist, was du wolltest!“
Er runzelte die Stirn. „Was redest du denn da?“
„Du hast mir gesagt, dass du dich gerade deshalb zu mir hingezogen fühlst, weil du nie weißt, was in meinem Kopf vorgeht. Dass ich dir Rätsel aufgeben würde und dass Männer geheimnisvolle Frauen mögen. Besonders du, der du dein Leben damit verbracht hast, in Frauen lesen zu können wie in einem offenen Buch!“
Gianluca stellte sein Glas so heftig auf den Kaminsims, dass er etwas Wein verschüttete. „Ja, deine geheimnisvolle Aura hat mich am Anfang fasziniert – aber doch nicht nur. Ich binde mich doch nicht an eine Frau, die Rührmichnichtan spielt! Denkst du nicht, dass mich auch dein Verstand angezogen hat?“, fragte er kopfschüttelnd. „Und seitdem haben wir uns weiterentwickelt, zumindest hatte ich das gehofft. Aber anscheinend habe ich mich geirrt, meine freddo bella. Denn was ich sehe, ist eine Frau, die nicht interessiert, wie es ihrem Mann geht, eine Frau, die nicht weiß, wie man zeigt, dass man einen anderen Menschen mag.“
„Aber wieso interessiert dich das überhaupt?“, fragte sie mit bebender Stimme. „Du hast mich doch nur wegen des Kindes geheiratet. Wenn ich nicht schwanger geworden wäre, hätte wir uns nie wieder getroffen.“
„Aber das war auch deine Entscheidung, Eileen – erinnerst du dich noch? Du bist gleich nach der ersten Nacht vor mir geflüchtet. Du, die einzige Frau, die ich jemals mit in mein Schlafzimmer in meinem Elternhaus genommen habe. Und, ja, ich gebe zu, wahrscheinlich habe ich es getan, weil du mir so rätselhaft vorgekommen bist wie die Sphinx!“
Eileen blinzelte verwundert und auch, um die Tränen zurückzudrängen. „Das wusste ich nicht, und ich war in Panik geraten.“
Er machte eine ungeduldige Handbewegung. „Und was war in der Stadt, als ich zu dir ins Büro gekommen bin?“
„Aber du hast mich vorher wochenlang warten lassen und dann gesagt, du hättest ohnehin in London zu tun gehabt.“
„Glaubst du denn, ich habe keinen Stolz, cara ? Ich erlaube keiner Frau, auf meinem Herzen herumzutrampeln. Also habe ich dich zum Essen ausgeführt und noch einmal mit ins Bett genommen. Aber am nächsten Morgen konntest du es wieder kaum erwarten, zu verschwinden.“
„Aber unser Pakt …“
„Vergiss den verdammten Pakt! Du gibst mir ständig das Gefühl, ich sei nur ein beliebiger Kerl, ein Gigolo!“
„Das war bestimmt das Letzte, was ich mit meinem Verhalten vermitteln wollte!“, protestierte Eileen.
Gianluca schüttelte
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