Julia Extra Band 0301
langweiligen Abend, aber was war Ihr eigentliches Problem?“
Ja, das fragte er sich auch. Es war nicht das Gefühl gewesen, ein Außenseiter zu sein. Das kannte er von klein auf. Es war auch kein Neid auf die anderen, denn er hatte nie Kinder gewollt. Aber es störte ihn, nicht zu haben, was alle anderen besaßen!
Neuerdings ließ sich Erfolg nicht mehr an Statussymbolen wie Häusern, Autos und Jachten messen, an dem, was man kaufen konnte. Seit es um Familien ging, konnte er, Tyler Watts, nicht mehr mitspielen. Schlimmer noch: Er kannte die Spielregeln nicht.
Jetzt wusste er nur eins: Um zu bekommen, was er so dringend haben wollte, musste er Mary gegenüber völlig aufrichtig sein.
„Das Problem war die Erkenntnis, dass ich – um mit den anderen mithalten zu können –, ein anderer Mensch sein müsste. Und ich weiß nicht, wie ich der werden soll“, bekannte er ehrlich. „Zuerst dachte ich, es sei einfach. Jeder kann heiraten und Kinder haben, warum nicht ich?“
„Es ist nie so einfach, wie man sich das vorgestellt hat“, meinte Mary und dachte an Alan.
„Stimmt.“ Tyler gestand sich ein, dass er es nicht ertrug, als Versager angesehen zu werden, und das war er in den Augen der anderen gewesen. Sein Erfolg als Unternehmer galt nichts im Vergleich, eine Windel wechseln zu können.
Denen werde ich’s zeigen, hatte er sich vorgenommen. Bisher war es ihm nicht gelungen.
„Ich hatte mir eine Strategie zurechtgelegt“, berichtete er Mary weiter. „Zuerst wollte ich eine Frau finden.“
„Genial! Es ist immer gut, eine Mutter zu wählen, bevor man sich Kinder zulegt.“
Tyler warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. „Ich überlegte mir, was für eine Frau für mich infrage käme.“
„Lassen Sie mich raten!“, unterbrach sie ihn. „Sie soll jung und schön sein, sexy und charmant. Was noch? Intelligent, natürlich, aber keine Intellektuelle. Feminin, ohne das hilflose Luxusweibchen zu markieren. Habe ich recht?“
„Sie soll auch gut mit Kindern umgehen können“, ergänzte er – missmutig, weil sie ihn durchschaute.
„Wie konnte ich das nur vergessen! Natürlich brauchen Sie eine Frau, mit der Sie nicht nur angeben können, sondern die eine gute Mutter ist.“
„Ist das etwa zu viel verlangt?“, fragte er aufsässig.
„Haben Sie dieses Wunderwesen denn schon kennengelernt?“, konterte Mary.
„Nein“, gab er, ungewohnt kleinlaut, zu. „Ich hatte viele Freundinnen, aber keine, die man heiraten würde – wenn Sie verstehen, was ich meine.“
„Nein, das tue ich nicht“, erwiderte Mary gespielt unschuldig.
„Sie alle dachten nur ans Vergnügen, was mir bei einer Geliebten durchaus recht ist. Zur Ehefrau möchte ich aber eine mit mehr Klasse“, erklärte er hochmütig. „Ich will einen ganz besonderen Menschen.“
„Den wollen wir alle.“ Mary seufzte.
„Also habe ich mich auf andere Frauen konzentriert: attraktive Powerfrauen, wenn Sie so wollen. Die gibt es heutzutage zur Genüge.“
Das glaubte Mary ihm. Sie hatte viele attraktive, intelligente und warmherzige Freundinnen, denen es immer schwerer fiel, überhaupt einen Mann im richtigen Alter zu finden, geschweige denn einen Partner fürs Leben.
Und ich gehöre auch dazu, wurde ihr plötzlich schockiert bewusst. Na ja, attraktiv war sie nicht, wenn man Tyler glaubte. Sie verlor einfach nicht die überzähligen Kilos, die ihr die Schwangerschaft beschert hatte, und oft war sie zu müde, um sich um ihr Aussehen zu kümmern, wie sie gerade mal wieder unter Beweis gestellt hatte. Ihre Freunde würden sie trotzdem als wunderbare Frau beschreiben!
Allerdings dachte sie im Moment gar nicht daran, einen neuen Mann kennenzulernen. Zum Glück! Sonst wäre sie jetzt vielleicht ganz geknickt, weil sie nicht auf Tyler Watts’ Wunschliste stand. Nein, das wollte sie ja gar nicht. Sie bevorzugte Männer mit mehr Herzenswärme.
Obwohl Tyler ja durchaus ein nettes Lächeln hatte … Und einen athletischen Körper.
Rasch rief sie sich zur Ordnung, als ein Prickeln sie überlief. Das alles genügte nicht, um ihn akzeptabel zu machen.
Um sich abzulenken, aß sie noch einen Keks. „Wenn Sie so viel Auswahl haben, warum stehen Sie dann nicht längst am Altar?“, fragte sie mit vollem Mund.
„Ich weiß es nicht. Das ist ja das Problem.“ Tyler klang frustriert. „Zuerst läuft alles ganz prächtig, und wenn ich glaube, die Richtige gefunden zu haben, fängt sie an, alles zu kompliziert zu
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