Julia Extra Band 0301
Reichtum und Selbstsicherheit aus, jeder Zoll der elegante französische Graf, während Tara sich völlig fehl am Platz fühlte. Sie blieb ein wenig zurück und sah ihm zu. Ihr Körper zehrte noch immer von seinen Berührungen, und plötzlich hatte sie das Gefühl, ihr adrettes Kostüm wäre um mindestens zwei Nummern geschrumpft.
Als Lucien sich zu ihr umdrehte, so als wolle er nachsehen, ob sie noch da sei, nahm sie Haltung an wie eine Palastwache. Vielleicht hatte er befürchtet, sie würde die Flucht ergreifen. Der Himmel wusste, sie würde nichts lieber tun! Lucien hatte diese Pressekonferenz einberufen, um die Ehre des Familiennamens zu retten. Sie zweifelte nicht daran, dass es ihm gelingen würde.
Tara kannte die Rolle, die ihr zukam. Sie war das Ass in seinem Ärmel. Sie war die in Ungnade gefallene Schwester, die erkannt hatte, dass das Leben, das der Comte de Ferranbeaux ihrer gemeinsamen Nichte bieten konnte, ein Geschenk für die Kleine war. Deshalb war sie nicht nur bereit, zurückzustehen, sondern würde den Grafen bei dieser Konferenz unterstützen und danach sang- und klanglos verschwinden.
6. KAPITEL
Doch selbst Lucien würde nicht alle Unwegsamkeiten ausräumen können, überlegte Tara. Sicher, er konnte Poppy adoptieren. Und dann? Ihm würde gar nichts anderes übrig bleiben, als das Mädchen der Aufsicht anderer zu übergeben.
Sie musste etwas unternehmen, musste etwas sagen …
Genau in diesem Augenblick kam Bewegung in die Menge der Paparazzi. Blitzlichter flammten auf und blendeten Tara. Ihr Kopf war plötzlich völlig leer, das Einzige, was sie noch fühlen konnte, war blanke Angst. Sie riss die Arme hoch, um sich vor den Kamerablitzen zu schützen, und stolperte prompt. Sie wäre gestürzt, hätten starke Hände sie nicht aufgefangen. Es dauerte einen Moment, bevor ihr klar wurde, dass diese Hände Lucien gehörten. Er führte sie in den Saal, der für die Konferenz vorbereitet worden war, und fragte sie, ob sie vielleicht ein Glas Wasser wünsche, bevor sie anfingen.
„Gern, danke.“ Niemand könnte dem Grafen von Ferranbeaux mangelnde Manieren vorwerfen. Er rückte ihr auch den Stuhl zurecht, damit sie neben ihm Platz nehmen konnte.
Tara saß auf der erhöhten Bühne an dem langen Tisch, der sie von der Menge der Journalisten trennte, die jetzt in den Saal strömten und ihre Plätze einnahmen. Sobald Lucien sich erhob, senkte sich Stille über den Saal. Er brauchte kein Mikrofon, um die Presse in seinen Bann zu schlagen. Mit einem selbstbewussten Lächeln beantwortete er fließend Fragen in mehreren Sprachen. Sie hatte nicht die geringste Chance gegen ihn, wurde Tara klar. Und dann erfolgte die ultimative Erniedrigung für sie, als Lucien sich ihr zuwandte und auf sie herabschaute.
„Miss Devenish erhält natürlich für ihre bisherigen Bemühungen um meine Nichte eine angemessene Vergütung. Mit dieser Summe plant sie die Gründung einer eigenen Kindertagesstätte.“
Benommen stellte sie fest, dass sie tatsächlich zustimmend nickte. Auf den Gesichtern sah sie die Anerkennung. Wie passend, wie lobenswert. Lucien hatte die Situation gerettet. Wieder einmal. Und sie war ihm dankbar dafür, oder nicht? Natürlich war sie ihm dankbar. Wie ein gehorsames Kind nickte sie weiter.
„Und Sie, Miss Devenish?“
„Wie bitte …?“ Das Blut schoss Tara heiß in die Wangen, als die allgemeine Aufmerksamkeit sich plötzlich auf sie richtete. Alle Augen im Raum lagen jetzt auf ihr. Es dauerte einen Moment, bevor ihr bewusst wurde, dass es nicht Lucien war, der mit ihr sprach. „Ich habe Ihre Frage nicht verstanden …“
Wissende Blicke wurden getauscht, ein Raunen lief durch den Saal, der Reporter wiederholte seine Frage. Doch bevor Tara überhaupt zu einer Antwort ansetzen konnte, flog ihr schon die nächste Frage zu.
„Sie haben doch sicher Ihre eigene Meinung dazu, dass die kleine Tochter Ihrer Schwester jetzt so weit von Ihnen entfernt leben wird. Befürchten Sie nicht, dass Sie sie nie wiedersehen werden?“
„Natürlich …“ Eiskalte Angst überlief sie. Lucien sah sie aufmunternd an. Was hatte er ihr befohlen zu tun?
Nicken und freundlich lächeln … mehr nicht.
Sie versuchte es. Hob den Kopf. Jetzt wieder nach unten. Die Lippen zu einem Lächeln verziehen. Lucien würde sich um alles kümmern …
„Miss Devenish – Miss Devenish …“
Von allen Seiten stürzten jetzt die Fragen auf sie ein. Dafür war ihr Zögern verantwortlich. Sie konnte sehen, wie Lucien
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