Julia Extra Band 0301
Stimme war nur mehr ein Flüstern. „Ich liebe dich über alles, doch das ist das eine, was ich nicht für dich tun kann. Es tut mir leid, aber … meine Antwort lautet Nein.“
12. KAPITEL
„Wohin willst du gehen? Was willst du machen? Und was wird mit Poppy?“
„Das hängt davon ab, ob du den Mietvertrag unterzeichnest“, sagte Tara sehr gefasst. „Poppy werde ich natürlich weiterhin jeden Tag sehen.“
Lucien fühlte mehr als nur Bewunderung für sie, aber er durfte die Realität nicht vergessen. „Wie wirst du für deinen Lebensunterhalt sorgen?“
„Ich werde arbeiten.“ Sie runzelte die Stirn.
Als er ihr in die Augen blickte, zweifelte er nicht daran, dass sie genau das tun würde. Ihr stur vorgeschobenes Kinn brachte ihn zum Schmunzeln. Er wünschte, er könnte ihre Füße wärmen, er wollte sie glücklich lachen sehen, wenn er sie küsste. Wollte sie in Seide und Satin kleiden und verwöhnen, denn sie hatte es verdient. Er wollte sie genau wie eine Gräfin behandeln – nur nicht dem Namen nach.
Ihr Haar war nach ihrem gefährlichen Abenteuer windzerzaust und leuchtete im Schein des Feuers, und er dachte, dass sie die liebreizendste Frau war, die er je gesehen hatte. Auf jeden Fall war sie die nervtötendste Frau, die er kannte. Warum musste sie immer alles so schwierig machen? Manchmal wünschte er sich, sie wäre das verschüchterte Mädchen geblieben, doch dann rief er sich in Erinnerung, dass er schließlich für ihre Wandlung verantwortlich war.
Lucien hatte heiße Getränke kommen lassen, und so saßen sie jetzt nebeneinander auf dem Sofa und redeten sich die Anspannung von der Seele. Er hatte Tara gebeten, von ihrer Kindheit zu erzählen. Natürlich erzählte sie bewusst unbeschwert, doch die Berichte, die er gelesen hatte, sprachen eine andere Sprache. Die wunderschöne Schwester, über die sie mit solcher Liebe redete, kannte er überhaupt nicht, daher kam er zu dem Schluss, dass Tara vieles in ihrer Erinnerung beschönigte und hinzudichtete, um ihre trostlose Kindheit zu verdrängen. Er hatte Freya nie besonders sympathisch gefunden, doch er bewunderte Taras Loyalität gegenüber der Schwester. Die beiden Mädchen hatten dem Leben mehr Spaß abgerungen, als man für möglich halten sollte. Mehr als einmal lachte er sogar auf, wenn Tara von den unschuldigen Streichen erzählte, die sie zusammen angestellt hatten.
„Du musst sie vermissen“, sagte er, als sie schließlich eine kleine Pause machte. Augenblicklich füllten sich ihre Augen mit Tränen.
„Entschuldige.“ Hastig wischte sie die Tränen fort.
„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen.“ Er reichte ihr ein blütenweißes Taschentuch. „Man sollte sich nie dafür entschuldigen, wenn man jemanden liebt.“
„Und das vom Experten.“ Sie schnüffelte leise.
„Ich bin dabei, zu lernen.“
„Danke, dass du mir zugehört hast.“
„Blieb mir denn etwas anderes übrig?“, neckte er sie. Zärtlich umfasste er ihr Gesicht und küsste sie auf die Wange. Ein warmes Gefühl durchflutete ihn, als sie ihn anlächelte. „Ich wollte dich nicht zum Weinen bringen.“
„Ich bin über Freyas Verlust noch nicht hinweg. Sie hat eine Riesenleere in mir hinterlassen …“ Tara konnte nicht weitersprechen, ihre Stimme versagte.
Aber sie brauchte auch nichts weiter zu sagen, Lucien wusste, was sie meinte. Guy mochte keine schillernde Gestalt gewesen sein wie Freya, doch die Lücke, die er in Luciens Leben zurückgelassen hatte, war ebenso groß, auch wenn Lucien sich das bisher nicht eingestanden hatte. Das Reden mit Tara hatte diese Erkenntnis freigesetzt.
„Komm her“, sagte er leise und zog sie in seine Arme.
„Lucien?“ Sie klang kleinlaut.
„Ja?“ Er drückte einen Kuss auf ihr Haar.
„Kann ich heute Nacht bei dir bleiben?“
Er hätte wissen müssen, dass alles, was sie von ihm verlangte, leicht zu erfüllen war.
Die Nähe zu Lucien ließ sie vor Ungeduld aufschluchzen. Verlockende Süße sammelte sich in ihrem Innern, und als er sie nun noch leidenschaftlicher umarmte, da klammerte sie sich an ihn, schmiegte sich an ihn und erwiderte seinen Kuss voller Hingabe. Es war ein Moment voller Leidenschaft und Zärtlichkeit, der gleichzeitig ihren Weg hin zur Selbstständigkeit wie auch ihren Abschied aus dem Schloss einläutete.
Um sich von diesen trüben Gedanken abzulenken, schob sie die Hände in den offenen Kragen seines Hemdes und genoss das Gefühl seiner warmen Haut an ihren Fingern. „Du siehst so
Weitere Kostenlose Bücher