Julia Extra Band 0301
für ihren Aufenthalt zahlen.“
„Wenn ich es aber möchte?“
„Nein“, erwiderte er knapp.
„Und was mache ich jetzt?“ Sie dachte an das kleine Apartment und dass sie es ohne Luciens Erlaubnis nicht einmal anmieten konnte. „Du weißt es, nicht wahr?“
„Dass du versucht hast, ein Haus in der Stadt zu mieten?“
„Hier gibt es wohl nichts, was du nicht erfährst, oder?“
Eine Bemerkung, die seiner Ansicht nach keiner Antwort würdig war.
„Dann weißt du auch, dass ich ohne deine Unterschrift nirgendwo eine Wohnung bekomme.“
„Die Reformen sind bereits geplant.“
„Würdest du unterschreiben?“
„Damit du in Armut leben kannst? Welchen Sinn hätte das?“
„Ich würde es schon schaffen …“
„Aber das musst du nicht.“
Freya hätte sich innerlich triumphierend die Hände gerieben, doch Tara fühlte sich nur erniedrigt. „Was schlägst du also vor, Lucien?“
„Ich denke, das weißt du bereits.“
Nein! Alles in ihr sträubte sich dagegen. Es würde niemals funktionieren. „Ich soll deine Geliebte werden?“, sprach sie offen aus. „Im Pförtnerhaus leben, sodass ich immer zu deiner Verfügung stehe? Meinst du, ich hätte nichts aus Freyas Verhalten gelernt?“
„Du brauchst nicht dein ganzes Leben in Freyas Schatten zu verbringen. Es liegt bei dir, aus diesem Schatten herauszutreten. Wie sähe denn dein Vorschlag aus, Tara?“ Abwartend schaute er sie an.
Dies war der Moment, in dem Tara sich eingestehen musste, dass ihre Tagträume zu Ende waren. Niemals würde sie ein Leben mit Poppy und Lucien zusammen haben können, es wurde Zeit, dass sie die Realität akzeptierte. Sie liebte Lucien aus tiefstem Herzen, sie wollte den Rest ihres Lebens mit ihm und Poppy verbringen, doch Lucien hatte ihr gerade eröffnet, dass sie nicht mehr als die Krümel vom Tisch haben konnte. Aber die Tara Devenish, die sich dankbar damit zufriedengab, existierte nicht mehr.
„Wer bist du eigentlich, Lucien?“ Der Ärger ließ ihre Stimme lauter werden. „Was hat dich so eiskalt werden lassen?“
„Willst du das wirklich wissen?“, fragte er kühl.
Sie hatte Angst vor dem, was sich vor ihr auftun würde, dennoch … „Ja, das will ich.“ Sie wagte sich nicht zu rühren, aus Angst, Lucien könnte sich in letzter Sekunde wieder verschließen.
„Ich bin ein Bastard“, sagte er mit klirrender Stimme. „Ich bin der uneheliche Sohn des Grafen von Ferranbeaux. Bist du jetzt zufrieden?“
Er lächelte ein schmales Lächeln voll bitterem Hohn, doch Tara wollte mehr erfahren. „Ich dachte, du wärst hier im Schloss aufgewachsen?“
„Nun, da hast du etwas Falsches angenommen.“ Ihre Hartnäckigkeit erweckte Gefühle in ihm, die er lieber verbergen wollte. „Ich bin bei einer Mutter aufgewachsen, die ihren reichen Wohltäter immer vor ihren Sohn gestellt hat. Du brauchst kein Mitleid mit mir zu haben. Es hat mich zu dem Mann gemacht, der ich heute bin.“
Sein hartes Auflachen ließ sie sich innerlich krümmen. „Ich hatte ja keine Ahnung“, meinte sie leise.
„Dass ich der abgeschobene Sohn des Grafen bin? Abgeschoben natürlich nur, bis der legitime Erbe meines Vaters seine Pflichten nicht übernehmen wollte.“
Tara hörte den Schmerz in seiner Stimme, und sie begann zu verstehen, warum Lucien sich so gefühllos gab. Wie schrecklich musste es für ein Kind sein, wenn seine Gefühle überall auf Abweisung stießen? Und dann hatte er sein Leben einer Verantwortung verschrieben, die er von Leuten übernommen hatte, die seine Hilfe nicht verdient hatten.
„Ferranbeaux bedeutet mir alles.“
Das überraschte sie nicht. „Die Menschen hier brauchen dich“, erwiderte sie schlicht.
„Stimmt. Und ich brauche dich. Ich will, dass du bei mir in Ferranbeaux bleibst, Tara.“
Sie wünschte, das Echo seiner Worte würde auf ewig in ihrem Kopf nachhallen. Als er aufstand und sie zu sich hochzog, durchlief sie ein Schauer des Verlangens.
Er hatte zwar die Worte gesagt, die sie so unbedingt hatte hören wollen, doch ihre Hoffnung erlosch und ihr Herz brach. „Als deine Geliebte?“
„Wenn ich heirate, dann wird es für das Wohl meines Landes sein.“
„Und ich habe natürlich nichts zu bieten …“
Er sagte nichts, brauchte nichts zu sagen. Wer war sie, dass sie seine Entscheidungen infrage stellen könnte? Er war der Mann, den sie liebte. Und er war der Regent eines Landes, der – eine Zeit lang jedenfalls noch – allein bleiben musste.
„Ich kann nicht, Lucien.“ Ihre
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