Julia Extra Band 0301
noch weitere Fragen stellen konnte, klingelte es an der Tür.
„Wer das wohl ist“, murmelte Peter. „Ich schaue kurz nach und wimmle ihn ab.“
Jetzt, dessen war Ally sich bewusst, war der ideale Zeitpunkt für sie zu gehen. Es hatte keinen Sinn, noch länger zu bleiben. Peter würde die Papiere nicht unterschreiben. Und so schön es auch war, mit ihm in der Küche zu sitzen und zu plaudern, so lenkte es sie doch von ihren Zielen ab.
Es war so leicht, sich in die Vertrautheit fallen zu lassen, die schon damals ihr Verhältnis zu Peter geprägt hatte. Schlimmer jedoch war, dass die Erinnerungen an ihre einzige gemeinsame Nacht immer lebendiger wurden.
Diese Nacht gehört der Vergangenheit an, rief sie sich ins Gedächtnis. Jon ist die Zukunft.
Stimmen drangen aus dem Wohnzimmer hinüber. Peters und eine weitere. Offensichtlich wurde er seinen Besucher doch nicht so rasch los, denn die Stimmen kamen näher.
„… ich glaube kein Wort davon“, empörte sich eine Frau. Die Fremde trat in die Küche und starrte Ally an.
Unvermittelt sah Ally sich einer elfenhaften Frau gegenüber. Sie musste ungefähr dreißig sein, trug kurze schwarze Haare und die schönsten ausdrucksstärksten Augen, die sie je gesehen hatte.
Unvermittelt blitzte es darin auf, dann wandte die Unbekannte sich an Peter.
„Willst du damit sagen, es ist wahr? Das ist deine Frau?“
4. KAPITEL
Peter erschien hinter der Fremden auf der Türschwelle. „Ich habe dir doch gesagt …“
Doch die Frau fiel ihm ins Wort. „Als ob du mir jemals die Wahrheit erzählst.“ Dann wandte sie sich wieder Ally zu. „Sind Sie Peters Ehefrau?“
Der unausgesprochene Vorwurf ließ Ally aufstehen. Und sie weckte in ihr einen Wunsch, mit dem sie nie gerechnet hatte.
„Ja, das bin ich.“ Selbstbewusst blickte sie der Unbekannten in die Augen. „Und Sie sind?“
Denn eines war ihr völlig klar: Wenn diese Frau mit den hohen Wangenknochen, den roten Lippen und dem knallharten Auftreten Peters Freundin war, dann musste sie ihn aus den Klauen dieser besitzergreifenden Furie retten.
Die Frau blinzelte überrascht, dann streckte sie den Rücken durch und richtete sich zur vollen Größe auf. „Ich? Ich bin Cristina.“
„Meine Schwester, der Himmel möge mir beistehen“, kam es von Peter.
„Mir auch“, bat Cristina.
„Der Himmel hätte wirklich Erbarmen mit ihrer Mutter zeigen können“, meldete sich eine weitere Stimme trocken zu Wort. Ein Mann Mitte dreißig trat hinter Peter in die Küche. Auf dem Arm hielt er einen kleinen Jungen. „Stellen Sie sich vor, solche Zwillinge haben zu müssen.“
Zwillinge?
Plötzlich fiel Ally ein, dass Peter einmal von Zwillingsgeschwistern gesprochen hatte. Aber nie im Traum wäre sie darauf gekommen, dass er damit die Frau meinen könnte, die jetzt vor ihr stand.
Die Gemeinsamkeiten erschöpften sich in den dunklen Haaren. Seine Schwester war klein, er groß. Ihre Augen waren braun, seine grün.
„Ich bin Mark, Cristinas Ehemann.“ Der Mann mit dem Kind streckte eine Hand aus. „Und das ist Alex.“ Er wiegte den kleinen Jungen beruhigend auf dem Arm. „Und Ihr Name ist …?“
„Ally.“ Ally ergriff die dargebotene Hand und zwinkerte Alex zu, der sofort seinen Kopf an der Brust seines Vaters verbarg. Gleich darauf jedoch schaute er Ally neugierig an.
Er ähnelte seinem Onkel. In Allys Kopf flackerte ein Bild auf, wie Peter als Kind ausgesehen haben musste. Unglaublich niedlich. Hastig schob sie den Gedanken beiseite. „Alice Maruyama … Antonides.“
Cristina stieß ein schnaubendes Geräusch aus.
„Sei fair, Cristina“, mahnte Peter und trat zwischen die beiden Frauen. „Wie wäre es mit einem Glas Wein? Bier? Wir waren gerade beim Nachtisch angelangt. Es gibt Ananas.“
„Lenk jetzt nicht ab, Peter.“ Cristina musterte Ally immer noch wie ein Adler eine Maus. „Wenn sie deine Frau ist …“
„Sie ist meine Frau!“
„Dann will ich alles über sie wissen.“
„Ich nehme ein Bier“, warf Mark ein. „Setz dich“, wandte er sich an seine Frau, während Peter zum Kühlschrank ging. „Du machst Ally nervös.“
„Gut“, erwiderte Cristina offen. „Wenn sie nichts vor mir zu verbergen hat, wird ihr auch nichts geschehen.“
„Was sollte sie denn zu verbergen haben?“, erkundigte Mark sich verwundert.
„Wer weiß? Wo sie gewesen ist. Was sie gemacht hat. Warum sie jetzt aufgetaucht ist. Vielleicht ist sie hinter seinem Geld her!“
„Auf seine gut erzogenen Verwandten
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