Julia Extra Band 0301
dann haben Dad und ich über Familie gesprochen. Über unsere Beziehung zueinander. Durch diese Gespräche ist mir klar geworden, was ich vermisse. Wie viel mir auch in Zukunft fehlen würde, wenn ich nicht … Jedenfalls“, schloss sie kurz angebunden, „war das der Zeitpunkt, an dem ich Jon kennenlernte.“
Peter wendete die Steaks und gab keine Antwort. Die Tätigkeit schien ihn vollkommen in Anspruch zu nehmen. Er wirkte so versunken, dass Ally sich bereits wunderte, ob er ihr überhaupt noch zugehört hatte.
Oder vielleicht fiel ihm auch nichts ein. Und was außer „Wo soll ich unterschreiben?“ wollte sie eigentlich von ihm hören?
„Kann ich helfen?“, bot sie schließlich an. „Den Salat machen? Den Tisch decken?“
„Salat wäre schön. Nimm, was immer du brauchst, aus dem Kühlschrank. Könntest du auch das Brot in den Ofen schieben, bitte?“
Dankbar, eine Beschäftigung zu haben, schlenderte Ally in die Küche. Wie im Wohnzimmer gaben die Wände den Blick auf das Mauerwerk frei. Die Schränke bestanden aus heller Eiche, die Griffe aus glänzendem Stahl. Alles war meilenweit entfernt von dem Apartment in Oahu.
Allmählich wurde sie neugierig, wer der Mann war, der hier lebte.
Während sie den Salat putzte, schaute sie hin und wieder zu Peter hinaus, der gedankenversunken über die Steaks wachte.
Ein Ehemann und seine Frau, die am Ende des Tages miteinander kochten.
Es kam ihr fast surreal vor, mit Peter Antonides, wie ein ganz normal verheiratetes Paar, das Abendessen zuzubereiten.
Ein paar Minuten später betrat Peter mit den fertig gegrillten Steaks und den Maiskolben die Küche. „Erzähl mir, wie du auf die Idee mit dem Stoffdesign gekommen bist.“
Während sie über den kleinen Stoffladen in Kalifornien und ihre anfänglichen Experimente mit Materialien und Farben sprach, richtete er Fleisch und Gemüse auf Tellern an und nahm das Brot aus dem Ofen. Schließlich schenkte er ihr Weinglas nach und holte eine weitere Bierflasche für sich aus dem Kühlschrank.
„Experimente“, meinte er und setzte sich ihr gegenüber. „Ja, das kenne ich. Genauso bin ich bei meinem Windsurfer vorgegangen. Erzähl weiter, ich höre dir zu.“
Als sie zögerte, fügte er hinzu: „Wir haben uns zehn Jahre minus einen Abend nicht gesehen, Al. Also, fang an, oder bist du …“
„… ein Feigling“, beendete sie den Satz lächelnd. „Na schön. Hier kommt die Zusammenfassung.“
Vielleicht konnte sie ihn so sehr langweilen, dass er die Scheidungspapiere unterschrieb, nur um sie loszuwerden?
Sie kramte die Geschichte hervor, die sie auch immer den Zeitungen bei Interviews auftischte. Doch damit gab Peter sich nicht zufrieden.
„Hattest du Angst?“, hakte er nach, als sie bei der Eröffnung ihrer ersten Boutique angelangt war.
Das war neu; das hatte bislang noch niemand wissen wollen. Peter hingegen bombardierte sie geradezu mit Fragen.
Und Ally beantwortete sie.
Vielleicht antwortete sie so ausführlich, weil sie aufrichtig stolz auf ihre Leistungen war. Vielleicht, um sicherzugehen, dass er wirklich verstand, wie wichtig ihr die Chance war, die er ihr durch die Heirat gegeben hatte. Vielleicht, um ihm zu zeigen, dass sie nicht die unhöfliche Person war, die er vor fünf Jahren getroffen hatte.
Und vielleicht war es auch einfach das, was geschah, wenn man jemanden fand, der einem interessiert zuhörte.
Als sie mit dem Essen fertig waren, wurde ihr bewusst, dass sie fast die ganze Zeit geredet hatte, Peter hingegen kaum. „Genug von mir“, schloss sie endlich. „Jetzt bist du an der Reihe.“
Möglicherweise öffnete sie mit der Aufforderung die Büchse der Pandora. Vielleicht war es besser, nichts über den Mann zu erfahren, der ihr Ehemann war.
„Du hast doch den Zeitungsartikel gelesen.“ Peter erhob sich und begann, das Geschirr zusammenzuräumen.
„Und du hast gesagt: Bla bla bla.“
„Das Grundsätzliche haben sie richtig dargestellt. Mehr Wein?“
„Nein, danke.“ Sie war schon ein bisschen beschwipst und musste doch einen klaren Kopf bewahren, um die Dinge voranzutreiben.
„Du willst also nicht darüber reden, womit du die letzten Jahre verbracht hast?“, drängte sie.
„Ich arbeite. Ich spiele Softball. Und wenn mir ein freies Wochenende bleibt, fahre ich nach Long Island hinaus und surfe.“
„Das Leben eines Mönchs, was?“
Peter grinste. „Ich tue mein Bestes.“
Ally verdrehte die Augen. So hatte es der Artikel nicht ausgedrückt. Doch bevor sie ihm
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