Julia Extra Band 0301
ist sie jedenfalls bestimmt nicht scharf“, gab Mark grinsend zu Bedenken. „Cristina spielt gerne die Beschützerin.“
„Weil sie denkt, ich kann mich selbst nicht wehren“, warf Peter ein und reichte seinem Schwager eine Flasche Bier.
„Immerhin bin ich älter als du“, zwitscherte Cristina.
Peter rollte mit den Augen. „Vier Minuten.“
„Und ich habe nur dein Bestes im Sinn. Also geh jetzt in den Garten und unterhalte dich mit Mark über seine Reise. Oder über Baseball. Oder Boote. Und lass mich meine schwesterliche Pflicht tun. Raus!“
Wie hat seine Schwester eigentlich herausgefunden, dass ich hier bin, schoss es Ally durch den Kopf. Aber anstatt zu fragen, wandte sie sich beherzt an Peter: „Geh nur. Ich freue mich, mit deiner Schwester zu plaudern. Dazu brauche ich dich nicht.“
Peter zog eine Augenbraue hoch, doch Ally hielt seinem Blick stand. Sie wirkte weder besorgt noch verängstigt. Im Gegenteil, es schien, als freute sie sich darauf, mit Cristina zu sprechen. Nachdem sie erfahren hatte, wer die andere Frau war, war auch die innere Anspannung verflogen. Vor ihr stand kein Flittchen, das sie vertreiben musste.
Vertreiben? Innerlich schüttelte Ally den Kopf. Was dachte sie da nur? Peters Liebesleben interessierte sie doch gar nicht!
Außerdem sah es so aus, als hätte Cristina den Job schon übernommen, jede Frau, die seinen Weg kreuzte, gründlich zu überprüfen. Bei dem Gedanken musste sie unwillkürlich lächeln.
Bislang hatte sie niemanden aus Peters Familie kennengelernt. Nur selten hatte er über seine Verwandten gesprochen. Sie wusste immerhin so viel, dass er in einer lauten und fröhlichen griechischen Familie aufgewachsen war.
„Ich war nie alleine“, hatte er sich immer beschwert. „Nie! Nie gab es Ruhe. Cristina wollte einfach nie den Mund halten. Das Zimmer musste ich mit meinen Brüdern teilen. Ich hatte nie Platz.“
Ally, in deren Kindheit es reichlich Einsamkeit, Schweigen und Platz gegeben hatte, waren diese Erfahrungen nie furchtbar, sondern im Gegenteil, beneidenswert vorgekommen.
Kaum waren die beiden Männer nach draußen gegangen, setzte Cristina sich auf den Stuhl ihr gegenüber und begann mit dem Verhör. Als Erstes wollte sie wissen, warum Peter und Ally geheiratet hatten.
„Eigentlich würde ich nach dem Warum nicht fragen“, erklärte sie. „Denn normalerweise wäre das völlig klar. Du siehst gut aus, und Peter hatte schon immer ein Faible für schöne Frauen. Aber wenn das der Grund gewesen wäre, hätte er dich nicht gehen lassen. Also … warum?“
Die aufrichtige Sorge auf Cristinas Gesicht überzeugte Ally, die Wahrheit zu sagen.
Zunächst erzählte sie von ihrem despotischen Vater, der alles in ihrem Leben hatte bestimmen wollen. Selbst in ihren Ohren klang es recht mittelalterlich und melodramatisch. Fast erwartete sie, dass Cristina ihr nicht glaubte.
Doch Peters Schwester hörte ihr aufmerksam zu und nickte hin und wieder eifrig.
„Väter!“, murmelte sie. „Meiner ist genauso. Immer glaubt er zu wissen, was das Beste für mich ist. Dabei hat er absolut keine Ahnung.“
Ihre Empörung verschwand jedoch, als Ally von dem Erbe ihrer Großmutter berichtete, mit dessen Hilfe sie dem vorherbestimmten Leben ihres Vaters entkommen konnte.
„Deshalb hat Peter dich geheiratet!“ Erfreut klatschte Cristina in die Hände. „Das ist eine wunderbare Geschichte.“
Sie beschuldigte Ally noch nicht einmal, ihren Bruder nur benutzt zu haben.
„Dich beschuldigen?“, fragte Cristina entrüstet, als Ally nachfragte. „Was hättest du denn sonst tun sollen?“
Darauf konnte Ally nur noch verwundert den Kopf schütteln.
„Und dann?“, wollte Cristina wissen. „Was hast du dann gemacht? Mir ist völlig klar, dass du nicht in Hawaii bleiben konntest. Du musstest dich erst selbst finden. Und Peter war vermutlich außer sich, aber er wusste genau, dass er dich gehen lassen musste.“
„Ich glaube nicht, dass er außer sich war.“
„Natürlich war er das. Wie denn auch nicht? Du verkörperst alles, was er sich von einer Frau wünscht.“ Mit unverhohlener Bewunderung betrachtete Cristina sie. „Das ist ja alles sooo romantisch. Wer hätte gedacht, dass Peter ein Romantiker ist?“
„Ist er nicht!“, stieß Ally hervor.
Die Vehemenz ihrer Worte verwirrte Cristina, doch dann lachte sie und deutete zum Wohnzimmer hinüber. „Vielleicht nicht. Aber wenn er keine romantische Ader besitzt, warum hat er Martha dann gebeten, das
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