Julia Extra Band 0301
ging davon aus, dass sie auch den letzten Schritt gehen wollte. Dann würde sie Freya Bericht erstatten können, dass sie den Grafen, wie befohlen, in der Tasche hatte. Was ihr gelungen war, wie er mit leichtem Bedauern dachte. Mit Bedauern, weil er wusste, dass er manipuliert wurde. Bei seinem Hunger war es unwahrscheinlich, dass ihm eine Nacht mit dieser jungen, hübschen Frau reichen würde. Er konnte nur hoffen, dass er morgen früh aufwachen würde und dann wieder zu Sinnen gekommen war.
Und so nahm er sie in Besitz, langsam, sehr langsam. Was immer er über sie denken mochte und welche Erfahrungen auch immer sie bisher gemacht haben mochte, die Ehre verlangte von ihm, dass er sie vorsichtig behandelte. Als er meinte, ihr wehzutun, hielt er inne, doch das ließ sie nicht zu.
„Bitte, Lucien, hör nicht auf …“, flehte sie, als er sich leicht zurückziehen wollte. Und dann entspannte sie sich wieder.
Als sie zum Gipfelsturm ansetzte, öffnete sie die Lippen, und ihre ekstatischen Seufzer fachten seine Lust an. Er blickte ihr unentwegt in die Augen, wollte sichergehen, dass sie diese Erfahrung genoss. Seltsam, aber es war ihm wichtiger, als er gedacht hätte, denn sein Verstand warnte ihn noch immer ständig, dass sie Instruktionen erhalten hatte, einem Mann zu gefallen.
Er sah es sehr klar vor sich. Die Devenish-Schwestern waren ausgezogen, um für jede den Hauptpreis zu ergattern. Doch während Freya ihr Ziel erreicht haben mochte, lag Taras Zukunft allein in ihren eigenen Händen.
Tara betrachtete Lucien, während er schlief. Der märchenhafte Traum war vorbei, doch sie würde jeden Moment sicher in ihrer Erinnerung bewahren. Selbst den scharfen Schmerz, der das Ende ihrer Unschuld markiert hatte, denn das war das Einzige, was sie Lucien hatte schenken können.
Ein schüchternes Lächeln umspielte ihre Lippen. Die Lust, die sie verspürt hatte, war überwältigend gewesen, doch Lucien hatte noch mehr daraus gemacht. Und das würde sie ihm nie vergessen. Auch ihn würde sie nie vergessen. Was immer das Leben für sie noch bereithielt, die Erinnerung an Lucien Maxime, Comte de Ferranbeaux, würde sie auf ewig sicher in ihrem Herzen tragen.
3. KAPITEL
Zwei Jahre später
Dunkle Gewitterwolken bauschten sich am Himmel zusammen, als Lucien Maxime, der elfte Graf von Ferranbeaux, vor einem der vielen Landhotels, die er besaß, aus seinem Austin Martin ausstieg. Regen war ungewöhnlich zu dieser Jahreszeit im Süden Frankreichs. Während er nach seinem Sommerjackett auf dem Rücksitz griff, fühlte er einen Blick auf seinem Rücken. Er drehte sich um und sah auf. Eine unscheinbare, leicht mollige junge Frau mit einem Baby auf dem Arm stand am schmiedeeisernen Geländer des Balkons und schaute zu ihm hinunter.
Tara Devenish.
Der Schock, sie wiederzusehen, war wie ein Schlag in den Magen. Die Zeiger der Zeit drehten sich zurück, während er sie ansah. War es tatsächlich erst zwei Jahre her seit jenem Abend? Er hatte einen Bruder verloren und eine Nichte gewonnen. Guy und Freya waren knapp ein Jahr verheiratet gewesen, als sie bei einem Autounfall ums Leben kamen. Das Baby in Taras Armen war die Tochter, die verwaist zurückgeblieben war.
Seine Nichte zu sehen ließ sein Herz schneller klopfen, doch bei Taras Anblick konnte er nur daran denken, wie sie sich ihm in jener Nacht so lustvoll hingegeben hatte. Sie war gut gewesen, besser als gut. Später hatte er herausgefunden, dass sein Bruder ebenso gedacht haben musste.
Angewidert schlug Lucien die Wagentür zu. Kurz vor dem tödlichen Unfall hatte Freya ihren Mann öffentlich in der Presse angeklagt, mit ihrer Schwester geschlafen zu haben. Wer konnte schon sagen, wie es in Guys Kopf ausgesehen haben mochte, als er sich hinter das Steuer gesetzt hatte? Luciens Überzeugung nach klebte Guys Blut an Taras Händen. Wenn sie sich einbildete, das Bild, wie sie seine Nichte auf den Armen hielt, würde ihn milde stimmen, dann irrte sie. Er war lange nicht so leichtgläubig wie Guy. Deshalb konnte er ja noch immer nicht fassen, dass er sich derart von ihr hatte blenden lassen.
Der Portier in Uniform, mit dem Familienwappen derer von Ferranbeaux auf der Brust, wollte diensteifrig die Eingangstür für ihn aufhalten, doch Lucien war schneller. Dennoch begrüßte er den Mann mit Namen. Er verabscheute die devote Haltung und Ehrerbietung der Angestellten, die viele Männer in seiner Position voraussetzten, doch das war kein Grund, die Leute vor den Kopf zu
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