Julia Extra Band 0301
spät. Fast Mitternacht.“ Ihr Körper fühlte sich vom langen Sitzen steif an. Dennoch zögerte sie zu gehen. Lukas spielte noch immer leise auf der Gitarre. Und Connie, anscheinend resistent gegen alle Verkupplungsversuche, die sie an Peter hätten binden sollen, saß versunken neben ihm und lauschte ergriffen. Elias und Tallie hatten die Zwillinge ins Bett gebracht und saßen nun wieder auf der anderen Seite des Feuers und blickten, einander in den Armen haltend, in die flackernden Flammen.
Ally erkannte, dass sie das tun konnte, was sie als Kind immer gemacht hatte, wenn sie eines ihrer geliebten Bücher gelesen hatte: Sie konnte ihren Traum mit sich ins Bett nehmen und ihn, bis sie eingeschlafen war, weiterträumen.
Aber vorher, ging es ihr durch den Kopf, während sie Peter ins Haus folgte, damit er ihr das für sie vorgesehene Zimmer zeigte, würde sie Jon anrufen.
Dank der Zeitverschiebung war es auf Hawaii erst früh am Abend. Vielleicht konnte sie ihm ein bisschen von dem erzählen, was sie heute erlebt hatte. Vielleicht konnte sie ihn dazu bringen, ihren Traum zu verstehen. Und vielleicht gelang es ihr, in ihm dieselbe Sehnsucht nach der Geborgenheit einer großen Familie zu wecken.
Peter stieß eine Tür auf. „Da sind wir. Mein altes Kinderzimmer“, fügte er grinsend hinzu.
„Dein Kinderzimmer?“ Fasziniert schaute sie sich um. Offensichtlich war das Zimmer seit seinen Kindertagen renoviert worden. Die Wände waren in einem frischen hellen Grün gestrichen. Die Regale beherbergten jedoch noch die Bücher, die ein junger Peter Antonides gelesen haben mochte.
„Früher stand hier ein Hochbett“, fuhr er fort. Jetzt befanden sie sich vor einem großen Doppelbett mit einer hellgrauen Überdecke und einladenden bunten Kissen. „Ich habe oben geschlafen. Ich wollte schon immer hoch hinaus. Luke musste sich mit dem unteren Bett begnügen.“
Ally konnte sich die beiden Antonides-Jungen genau vorstellen. Unwillkürlich fragte sie sich, welche Träume er als Kind geträumt haben mochte. Denn ihren Traum hatte er ja nicht zu träumen brauchen – den hatte er gelebt.
Plötzlich wurde ihr klar, dass er sie noch immer anstarrte. „Was?“, fragte sie verwirrt.
Lächelnd schüttelte er den Kopf. „Nichts.“ Trotzdem machte er keine Anstalten zu gehen.
„Wo schläfst du eigentlich?“
„Hier“, erwiderte er. „Ich schlafe hier. Bei dir.“
8. KAPITEL
Peter wartete auf das unvermeidliche „Nein!“ und den Protest, der unweigerlich folgen würde.
Mit weit aufgerissenen Augen starrte Ally ihn an. Sie öffnete den Mund, und er wappnete sich gegen noch mehr von ihren verdammten Regeln.
Abrupt schloss sie den Mund wieder.
Ihre Miene änderte sich, wurde unlesbar. Oder zumindest unlesbar für ihn.
Vor zehn Jahren war Ally Maruyama für ihn ein offenes Buch gewesen. Stets hatte er gewusst, worauf sie hoffte, wovon sie träumte.
Die Ally von heute konnte er überhaupt nicht einordnen.
Sie hatte ihn geküsst, als würde sie ihn begehren. Und doch bestand sie auf der Scheidung.
Und jetzt sah sie ihn an und kein einziges Wort kam über ihre Lippen.
„Ich nehme an, du denkst, wir sollten in getrennten Schlafzimmern übernachten“, bemerkte er und machte ein finsteres Gesicht, während er die Knöpfe an seinem Hemd öffnete.
„Nein“, entgegnete sie aufreizend ruhig. „Das wäre bestimmt keine gute Idee. Deine Mutter würde unangenehme Fragen stellen. Ich hatte nur vorher nicht daran gedacht. Ich war wohl ein bisschen naiv.“ Sie zuckte die Schultern, als spiele alles gar keine Rolle.
Anscheinend völlig unbekümmert zog sie ihr T-Shirt über den Kopf.
Peters Mund war wie ausgetrocknet. Küssen wollte sie ihn nicht, aber sie zog sich vor ihm aus?
Noch zeigte sie ihm nichts, was sie nicht auch der Öffentlichkeit hätte präsentieren können. Unter dem T-Shirt trug sie einen elfenbeinfarbenen Spitzen-BH, der ebenso wenig preisgab, wie ein Bikini. Aber es war zehn Jahre her, dass er ihre Brüste gesehen hatte. Klein und Aufmerksamkeit fordernd, erinnerte er sich. Jetzt waren sie voller, reifer. Die Brüste einer Frau.
Und er musste sie küssen … sofort.
Wie ein langsames Feuer hatte sein Verlangen den ganzen Tag über geköchelt. Seit dem Moment, in dem er sie in der Lobby des Hotels entdeckt hatte, pulsierte sein Blut schneller durch die Adern, schien sein Bewusstsein geschärft zu sein.
Das liegt nur an der Hitze des Augenblicks, redete er sich ein, es wird wieder
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