Julia Extra Band 0301
zurück.
Liebe, nicht die körperlichen Aspekte, nicht die heiße Leidenschaft, die Zärtlichkeiten, die sie vergangene Nacht geteilt hatten. Nein, es waren die tief empfundenen Gefühle, die selbstlosen Gefühle, die ihn an seinem Platz verharren ließen.
In der Liebe, in der wahren Liebe, ging es nicht um das, was man selbst wollte. Es ging vielmehr darum, was das Beste für den anderen war.
Es ging darum, nicht die Hoffnungen und Träume eines Vaters zu zerstören, um seine eigenen zu verwirklichen. Peter kannte Ally gut genug, um zu wissen, dass die Schuldgefühle sie umbringen würden. Und das würde letztendlich auch ihre Liebe zu ihm ersterben lassen.
Eine Krankenschwester legte eine Hand auf seinen Arm. „Alles in Ordnung? Möchten Sie sich setzen? Dr. Tanaka oder Mr. Maruyamas Tochter kommen bestimmt bald heraus und sprechen mit Ihnen. Ich kann ihnen ausrichten, dass Sie hier sind.“
Benommen schüttelte Peter den Kopf. „Nein“, sagte er mit gequälter Stimme. „Ich muss gehen.“
Trotzdem bewegte er sich noch immer nicht. Schaute nur durch die Scheibe ins Zimmer, um sich die Szene für immer einzuprägen.
Und dann schaute Ally auf und sah ihn. Ihre Augen weiteten sich, ihr ganzer Körper versteifte sich.
Natürlich hatte sie Angst. Denn wenn er das Zimmer betrat, würde er alles zerstören, was sie liebte.
Ein letztes Mal nahm er ihren Anblick in sich auf. Die weichen Lippen, die makellose Haut, das rabenschwarze Haar und die wundervollen Augen. Einen Moment schloss er seine, als könne er ihr Bild so für immer in sein Gedächtnis brennen. Endlich verstand er alles, spürte die Liebe bis in die Tiefen seines Herzens, bis auf den Grund seiner Seele.
Dann wandte er sich um und ging.
11. KAPITEL
Natürlich hatte der Besuch doch länger als eine halbe Stunde gedauert.
Bestimmt verstand Peter, dass sie ihren Vater nicht auf die Sekunde genau wieder verlassen konnte.
Als sie jedoch vierzig Minuten später das Zimmer verließ, war Peter nicht mehr da.
Sie fand ihn weder im Warteraum noch in der Lobby. Der kleine Kiosk, in dem man Getränke und Zeitschriften kaufen konnte, war geschlossen. In der Cafeteria stand nur ein Mann und wischte den Boden.
Vielleicht machte er einen Spaziergang.
Ally wünschte, sie hätte ihm ihren Vater vorstellen können.
Doch das war unmöglich. Ihr Vater war zu krank. Bei der geringsten Aufregung konnte sich sein Zustand verschlechtern.
Sie verließ das Krankenhaus, um draußen Ausschau nach Peter zu halten. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie noch nicht einmal wusste, wo er den Wagen geparkt hatte.
Wahrscheinlich hat er Hunger bekommen und besorgt sich ein paar Sandwiches, dachte sie. Vielleicht ist er zu Benny’s gefahren. Ein müdes Lächeln erhellte für einen Augenblick ihr Gesicht.
Sie machte kehrt, um bis zu seiner Rückkehr am Bett ihres Vaters zu sitzen.
Wie lange sie schon die Hand ihres Vaters gehalten hatte, vermochte sie nicht genau zu sagen, als ihr Blick plötzlich auf einen neben der Tür abgestellten Koffer fiel.
Ihr Herz schien einen Schlag auszusetzen. Es war ihr Koffer.
Hastig eilte sie zum Zimmer der Krankenschwestern. „Der Koffer im Zimmer meines Vater! Wer hat den gebracht?“
„Ein Gentleman hat ihn hier abgegeben“, lautete die Antwort. „Er hat gesagt, Sie würden ihn brauchen.“
„Wann war das?“
„Vor ein paar Stunden.“
„Wo ist er jetzt? Wohin ist er gegangen?“
Die Krankenschwester zuckte die Schultern. „Keine Ahnung. Es schien ihm nicht gut zu gehen. Ich habe ihn gefragt, ob alles in Ordnung sei, aber er meinte bloß, er müsse gehen.“
Ally fühlte sich, als habe ihr jemand die Luft zum Atmen geraubt.
„Ist mit Ihnen alles in Ordnung?“, fragte die Schwester.
Irgendwie gelang es ihr, das Zittern in ihren Beinen abzustellen. „Ich … mir geht es gut“, behauptete sie. „Ich … ich muss mich nur kurz setzen.“
Sie ging zurück ins Zimmer ihres Vaters. Er schlug die Augen auf, als der Stuhl, auf den sie sich sinken ließ, ein leises Geräusch von sich gab.
„Mein Mädchen“, flüsterte er rau.
Automatisch ergriff Ally seine Hand. Ihr Vater brauchte sie. Doch als sie fühlte, wie seine kraftlosen Finger sich um ihre schlossen, erinnerte sie sich an die wunderbare Unterstützung, mit der Peter sie den ganzen Tag über begleitet hatte.
Bis jetzt.
Jetzt war er fort.
Es ist ganz einfach, sagte sie sich in den folgenden Tagen immer wieder. Peter liebt mich nicht.
Schließlich hatte er das auch
Weitere Kostenlose Bücher