Julia Extra Band 0302
nicht anders gekonnt. Er hatte sie an sich ziehen und sie verlangend küssen müssen.
Wenigstens hatte er mit dieser List sein Ziel erreicht.
Doch zu welchem Preis?
Dante hatte gespürt, dass zwischen Natasha und ihrem Ex noch etwas war. Vielleicht empfand sie doch noch etwas für diesen Kerl. Das gefiel ihm überhaupt nicht. Was hatte sie nur an diesem arroganten Schnösel gefunden?
Der Kerl war unhöflich, von sich eingenommen und herablassend. Was wollte so eine temperamentvolle Frau wie Natasha mit ihm? Aber wer verstand schon die Frauen? Seine Schwester Gina trieb ihn noch in den Wahnsinn, und seine Mutter wollte ihn bei seiner Rückkehr nach Calida sofort verheiraten.
Im Zusammenhang mit Gina fiel ihm auf, dass Natasha die ideale Kandidatin für sein Vorhaben wäre. Dante würde nicht allein mit Gina fertig werden. Er brauchte dringend Hilfe. Und die zierliche Brünette vom Empfang war dafür genau richtig.
Natasha trank einen Schluck Cappuccino aus dem Styroporbecher und betrachtete das Telford Towers – stolz lächelnd. In der Morgensonne glänzten die Sandsteintürme wie Gold. Ein wolkenloser blauer Himmel umrahmte die beeindruckende Fassade mit den blitzsauberen Fenstern. Der Anblick war einfach atemberaubend.
Das war ihr Zuhause. Fragte sich nur, wie lange noch.
Bei dem Gedanken verging ihr das Lächeln. Schnell trank sie noch einen Schluck, um den plötzlich bitteren Geschmack im Mund zu vertreiben.
Was hatte Clay ihr nur angetan? Er war ein durch und durch schlechter Mensch. Je eher sie die letzten beiden Raten bezahlte, desto besser. Dann würde der Kerl endlich für immer aus ihrem Leben verschwinden.
Die gestrige Begegnung hatte zu viele schmerzliche Erinnerungen geweckt. Bis zum heutigen Tag konnte sie nicht verstehen, wie sie so dumm gewesen sein konnte, sich von so einem Typen einfangen zu lassen.
Dantes ungläubige Miene, als er erfahren hatte, dass sie mit Clay zusammen gewesen war, tat ihr noch immer weh. Jetzt hielt er sie sicher für eine Närrin. Dabei wollte sie doch den Eindruck einer gelassenen und ausgesprochen tüchtigen Hotelmanagerin erwecken, denn andernfalls würde Dante sich bestimmt nicht darauf einlassen, für ihr Hotel zu werben.
Sie trank den Becher aus, warf ihn in einen Abfalleimer und näherte sich dem Hoteleingang. Die fünf Minuten vor Schichtbeginn wollte sie mit dem Nachtportier noch schnell die Übergabe machen.
Allerdings kam mal wieder etwas dazwischen.
„Haben Sie kurz Zeit für mich?“
Dante löste sich aus dem Schatten einer Säule in der Nähe des Hoteleingangs und vertrat ihr den Weg.
„Sicher, aber wirklich nur ganz kurz.“ Natasha lächelte höflich und hoffte, der Fürst hatte ihren freudig überraschten Gesichtsausdruck nicht bemerkt.
Sie konnte sich kaum an ihm sattsehen. Dunkle Jeans, kakifarbenes T-Shirt, Segelschuhe. Verwuseltes Haar, Dreitagebart – er sah aus, als wäre er gerade von einem Segeltörn zurückgekehrt. Dieser Mann war einfach sehr, sehr faszinierend!
„Es dauert nicht lange.“ Er schob sie hinter eine riesige Kübelpflanze.
„Wegen gestern Abend brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Das ist schon in Ordnung.“ Selbst wenn sie die halbe Nacht wach gelegen und über den unglaublichen Kuss nachgedacht hatte.
„Es geht tatsächlich um gestern Abend.“ Er fuhr sich unsicher übers Gesicht. „Ich war sehr beeindruckt, wie Sie die Situation gemeistert haben und wollte fragen, ob sie nicht vorübergehend als meine persönliche Assistentin tätig werden könnten.“
„Wie bitte?“ Natasha glaubte, sich verhört zu haben.
„Das kommt jetzt sicher sehr überraschend für Sie, aber ich brauche Ihre Hilfe. Meine familiären Angelegenheiten gestalten sich komplizierter, als ich erwartet hatte. Allein schaffe ich das nicht.“
Er lächelte so unschuldig und unwiderstehlich – was sollte sie machen?
„Es geht also tatsächlich um Ihre Familie?“
„Ja, natürlich. Das hatte ich Ihnen doch schon gesagt.“ Dante musterte sie misstrauisch. „Haben Sie mir etwa nicht geglaubt?“
„Doch, doch, natürlich.“ Verlegen senkte sie den Blick. In Dantes Nähe hatte sie Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. Das war eine völlig neue Erfahrung. Schließlich war sie den Umgang mit Prominenten gewohnt. Allerdings hatten die alle nicht halb so sexy ausgesehen wie Dante. Aber am Aussehen allein lag es nicht. Es hatte vielmehr damit zu tun, wie er sie anschaute, wie er sie behandelte. Sie spürte seine Wertschätzung.
Weitere Kostenlose Bücher