Julia Extra Band 0302
spät gemerkt.
„Offensichtlich hat Ihnen jemand sehr wehgetan.“
Natasha war hin und her gerissen. Einerseits hätte sie sich Dante gern anvertraut, andererseits wäre sie am liebsten schreiend aus der Bar gelaufen.
Ich sollte auf nüchternen Magen keinen Wein trinken, dachte sie. Das bekommt mir nicht.
Eines Tages war sie vielleicht wieder in der Lage, einem Mann zu vertrauen. Aber einem Fürsten, der aussah wie ein Model und das Gebaren eines Playboys hatte? Wohl kaum.
„Wehgetan ist der falsche Begriff. Man hat mir nur die Augen geöffnet. Die Geschäftswelt ist ein hartes Pflaster, und Telford Towers bedeutet mir sehr viel. Ich habe praktisch mein Leben in das Hotel investiert.“
„Ja, das Geschäftsleben ist mörderisch. Und ich verstehe sehr gut, dass Ihnen dieses Hotel viel bedeutet.“ Er hob das Glas und beschrieb einen weiten Bogen, der die gesamte Lobby umfasste.
Natasha atmete erleichtert auf. Dante war ihr Ablenkungsmanöver entgangen.
„Sie haben hier hervorragende Arbeit geleistet. Ich werde mein Versprechen nur zu gern erfüllen, mich für das Hotel einzusetzen. Die ganze Welt soll wissen, wie wunderbar es hier ist.“
So viel Lob. Fast hätte sie sich verschluckt. Wenn Dante wüsste, wieso sie so dringend auf seine Unterstützung angewiesen war …
„Das ist sehr nett, vielen Dank“, erwiderte sie schließlich. „Ich freue mich meinerseits, dass ich Ihnen diese Woche mit Rat und Tat zur Seite stehen darf.“
„Ich freue mich schon darauf, morgen mit Ihnen den Streichelzoo zu inspizieren und die Hüpfburg auszuprobieren. Ich weiß gar nicht, was mich da erwartet.“ Die Lachfalten verstärkten sich bei seinem fröhlichen Lächeln.
Sehr sexy!
Natasha entspannte sich ein wenig. Das lag wohl am Wein, der sie von innen her wärmte, und an der lockeren Atmosphäre. „Ach, wissen Sie, Dante, in meinem Beruf muss ich mich täglich auf neue Situationen einstellen. Ich bin das gewohnt. Halten Sie sich einfach an mich, dann wird schon nichts passieren.“
„Soll das heißen, Sie würden mich vor tollwütigen Waschbären und gruseligen Clowns beschützen?“
Geheimnisvoll bedeutete sie ihm, sich vorzubeugen, damit sie ihm vertraulich ins Ohr flüstern konnte. „Ich verrate Ihnen ein Geheimnis: In Melbourne gibt es keine Waschbären, schon gar keine tollwütigen. Und die Clowns sind ganz harmlos. Die tun Ihnen nichts. Aber sollte Eure Durchlaucht trotzdem in die Fänge von niedlichen Kuscheltieren oder Kinder-Unterhaltern geraten, werde ich selbstverständlich zur Stelle sein.“
Sie lachten vergnügt, bis Natasha die Tränen kamen. So entspannt war sie schon lange nicht mehr gewesen. Dantes Gesellschaft tat ihr gut. Vielleicht sollte sie seine Einladung zum Abendessen doch annehmen. Was konnte denn schon passieren?
Natasha trank ihr Glas aus und stellte es auf den Tisch. „Dieser Wein ist wundervoll, aber er macht mich auch müde. Ich würde mich jetzt gern zurückziehen.“
Sofort erhob Dante sich und half ihr auf. „Entschuldigen Sie, Natasha. Ich hätte berücksichtigen sollen, dass Sie den ganzen Tag hart gearbeitet haben. Vielen Dank, dass Sie mir trotzdem noch Gesellschaft geleistet haben. Und nun wünsche ich Ihnen eine Gute Nacht.“
Sie ließ sich von ihm aufhelfen. Plötzlich hatten ihre Knie begonnen zu zittern. Das lag weniger an dem Wein, als vielmehr an Dantes Berührung.
„Ich danke Ihnen.“ Seine Wortwahl hatte ihr wieder einmal bewusst gemacht, wie verschieden sie waren. „Dann bis morgen.“
„Ja, bis morgen.“
Sie sahen einander tief in die Augen. Eine Sekunde lang dachte Natasha, er würde ihr die Hand küssen, doch er drückte sie nur leicht und gab sie wieder frei. Fast war sie ein wenig enttäuscht.
Sie rang sich ein Lächeln ab und begleitete ihn zum Lift im Foyer. Dann riss sie sich zusammen und machte sich auf den Weg zu ihrem Büro.
„Weit und breit kein Waschbär in Sicht.“
„Da haben Sie aber wirklich Glück gehabt“, erwiderte Natasha und betrachtete verzückt Dantes muskulösen Körper, als dieser sich bückte, um ein Kaninchen auf den Arm zu nehmen.
„In Calida haben wir keinen Streichelzoo. Ich bin wirklich beeindruckt.“
Gerührt streichelte er das weiße Kaninchen, das sich an seine breite Brust geschmiegt hatte. Natasha musste schnell den Blick abwenden, sonst hätte sie sich noch zu sehr gewünscht, den Platz des Tierchens einzunehmen.
Dieser Mann war einfach hinreißend – reich, nett und charmant, und er liebte
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