Julia Extra Band 0302
flehten, geküsst zu werden. Er begehrte diese Frau mit einer Heftigkeit, die ihn völlig überrumpelte. Dabei überraschte ihn doch so leicht nichts mehr.
Doch keine seiner bisherigen Erfahrungen hatten ihn auf dieses unbekannte Gefühl der Hilflosigkeit vorbereitet. Er wünschte sich etwas von ganzem Herzen, wusste jedoch nicht, wie er es bekommen sollte.
„So, jetzt sind Sie dran.“ Natasha setzte zu einem gewaltigen Sprung an, landete und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Im nächsten Moment lagen sie beide lachend am Boden.
„Gefällt es Ihnen?“
„Und wie!“ Allerdings sprach er nicht von der Hüpfburg, und das Strahlen in Natashas Augen verriet ihm, dass ihr das nicht verborgen geblieben war.
Wahrscheinlich wendet sie jetzt gleich den Blick ab, dachte Dante, wurde jedoch angenehm überrascht, als sie sich auf die Seite rollte, den Kopf aufstützte und seinen Blick erwiderte.
„Ist Ihnen eigentlich klar, dass hier, wo wir liegen, schon einige tausend schmutzige Kinder herumgehüpft sind?“
„Und?“
„Haben Sie keine Angst vor Läusen?“
„Vor Läusen?“
Sie lächelte, und wieder hätte er sie am liebsten an sich gezogen und sie halb um den Verstand geküsst.
„Sie sind tatsächlich ein waschechter Fürst, oder?“
„Haben Sie das bezweifelt?“
Ihr anziehendes Lächeln verstärkte sich. „Eigentlich sehen Sie gar nicht so aus.“
„Wie sehe ich denn aus?“
„Wie die Sorte Mann, deren Umgang mir meine Mum verboten hat.“
„Au!“ Mit gespielter Tragik griff er sich ans Herz und wünschte sich, dass Natashas Lächeln bei der Erwähnung ihrer Mutter nicht verschwunden wäre.
Vermutlich ist ihr eingefallen, dass sie mir nicht über den Weg traut, dachte er enttäuscht. Ausgerechnet jetzt! Wie gern er ihr Vertrauen gewonnen hätte. Vielleicht sollte er sie ein wenig nach ihrer Familie ausfragen und ihr beweisen, dass er sich für sie interessierte und gar nicht der rücksichtslose Herrscher war, der seine Untertanen ausbeutete.
„Sie haben mir noch gar nichts von Ihren Eltern erzählt.“ Vorsichtig tastete er sich vor. Hoffentlich verschloss sie sich nicht gleich wieder. Erfreut stellte er fest, dass sie gern bereit war, über ihre Familie zu sprechen.
„Mein Vater hat den ganzen Monat geschäftlich in Perth zu tun, kommt aber bald zurück. Und meine Mum ist vor einiger Zeit an einem Herzinfarkt gestorben“, fügte sie traurig hinzu.
„Das tut mir sehr leid.“ Tröstend legte er ihr eine Hand auf den Arm.
„Danke. Es war eine schwierige Zeit. Wir haben uns sehr nahegestanden.“
„Und ich beschwere mich über meine Mutter. Sie müssen mich für herzlos halten.“
„Na ja, wir haben eben alle unser Päckchen zu tragen.“ Sie rang sich ein Lächeln ab.
Irgendetwas macht ihr Angst, dachte Dante. Wenn er nur wüsste, was!
„Diese Hüpferei hat uns ganz müde gemacht“, sagte er schließlich. „Wie wär’s mit einem Kaffee?“
„Gute Idee.“
Sie sprang auf, klopfte sich den Staub vom Po und brachte Dante damit fast um den Verstand. Er bewunderte ihre makellose Figur, die sie geschickt mit der richtigen Kleidung zur Geltung brachte. Zu der weichen türkisfarbenen Kaschmirjacke trug sie ein eng anliegendes beigefarbenes Top und eine kamelhaarfarbene Hüfthose mit dazu passenden Stiefeln.
Für ihn war Natasha die schönste Frau der Welt. Aber sie war tabu, denn in seiner Position konnte er sich keine Affäre leisten.
Er sprang aus der Hüpfburg und breitete die Arme aus, um Natasha aufzufangen.
Als sie zögerte, zwinkerte er ihr zu und sagte: „Ich verspreche auch, Sie nicht fallen zu lassen.“
„Das wäre ja halb so schlimm“, murmelte sie, beugte sich dann aber doch vor. Dante umfasste ihre Taille und hob Natasha behutsam von der Hüpfburg und stellte sie auf festem Boden ab.
Die Zeit schien stillzustehen, als sie eng voreinander standen und einander tief in die Augen sahen. Die Atmosphäre knisterte vor Spannung.
Natashas frischer, blumiger Duft umfing ihn und verführte ihn, sie endlich zu küssen, wie er es sich so sehr ersehnt hatte. Er wollte sie so lange küssen, bis die Dämonen, die sie offensichtlich verfolgten, besiegt waren.
„Danke“, sagte sie schließlich leise und brachte sie damit in die Realität zurück.
Nein, das kann ich ihr nicht antun, dachte Dante. Sie hat schon genug Probleme. Wenn ich jetzt einen Flirt mit ihr anfange und mich dann Richtung Calida verabschiede, mache ich alles nur noch viel schlimmer für sie. Er
Weitere Kostenlose Bücher