Julia Extra Band 0302
durch eine Tür auf der anderen Seite des Raums eingetreten war, kam zu ihnen. Ann stand auf und wartete, bis Mrs. Theakis sie einander vorgestellt hatte. Wieder murmelte Ann ein paar höfliche Worte auf Griechisch, die der Cousine ihrer Gastgeberin ein freundliches Lächeln entlockten und eine Antwort auf Griechisch, die Mrs. Theakis schnell übersetzte, mit der Bemerkung, dass Eupheme kaum Englisch sprach.
Dann wandte sich das Gespräch zu Anns Erleichterung wieder Ari zu. Doch sie spürte, dass Nikos sie anschaute wie ein gieriger Raubvogel. Ein Schauer lief ihr über den Rücken.
Was machte dieser verdammte Kerl eigentlich mit ihr? Sie mochte ihn nicht – und er mochte sie nicht. Das hatte er mehr als deutlich gemacht. Also sollte sie ihn einfach ignorieren, denn wichtig war nur, dass sie hier bei Ari in seinem Zuhause war, zum ersten Mal in ihrem Leben. Und sie würde nicht zulassen, dass Nikos Theakis ihr dieses wertvolle Geschenk zerstörte.
Dank der erfahrenen Gastgeberin Mrs. Theakis verlief das Abendessen in angenehmer Atmosphäre, zumal ihr Sohn nicht viel mehr beisteuerte als seine männlich-attraktive Erscheinung, die durch das weiße Dinnerjacket noch unterstrichen wurde.
„Vielleicht hat Tina Ihnen schon erzählt, dass sie uns in Kürze verlässt, weil sie heiratet“, bemerkte Mrs. Theakis während des Essens zu Ann. „Dr. Forbes, ihr Verlobter, ist Archäologe und leitet die Ausgrabungen auf unserer Nachbarinsel Maxos. Sie verbringt den heutigen Abend mit ihm. Natürlich freue ich mich für sie, aber ich muss gestehen, dass ich sie auch vermissen werde. Genauso wie Ari, da sie seit seiner Ankunft ein wichtiger Teil der Familie für ihn ist. Ihre Anwesenheit, meine Liebe, wird ihn jedoch von dem bevorstehenden Verlust ablenken.“
„Ich bin froh, wenn ich ihm helfen kann“, meinte Ann begeistert.
Nach dem Essen gingen sie in den Salon, um einen Kaffee zu trinken, doch Ann entschied sich wenig später, zu Bett zu gehen, da sie einen anstrengenden Tag hinter sich hatte. Mit aufgesetzter Höflichkeit begleitete Nikos sie zur Tür, als sei er der perfekte Gastgeber. Kaum waren sie dem Blickfeld der anderen entschwunden, spürte Ann wieder seinen trägen Blick, der einen Moment auch ihre Brüste streifte. Entsetzt spürte sie, dass sich ihre Knospen aufrichteten.
„Wieder ein Kleid, das ihrer Schönheit schmeichelt“, murmelte er leise. „Es freut mich, dass Sie mein Geld so geschmackvoll angelegt haben …“
Als er lächelte, wirkte er wie ein Löwe, der seine Zähne fletscht. Entschieden wandte sie sich ab und glaubte ein wissendes Lachen hinter sich zu hören, während sie durch die große, marmorgeflieste Eingangshalle zur Treppe ging.
Verdammt, warum setzte ihr dieser Mann nur so zu? Weshalb verschwendete sie überhaupt einen Gedanken daran, was er über sie dachte? Er bedeutete ihr doch nichts – rein gar nichts .
Ich bin wegen Ari hier, das ist alles .
Und nur daran sollte sie denken, an nichts anderes.
Tinas Worte am nächsten Tag bestärkten sie in ihrem Entschluss. Die beiden Frauen waren am Strand, der sich vor der Villa erstreckte, und beobachteten Ari, der geschäftig ein tiefes Loch ein kleines Stück von ihnen entfernt ausgrub. Ann war gern mit der freundlichen Tina zusammen, die etwa in ihrem Alter war. Sie war voll des Lobes für Mrs. Theakis und deren Sohn. Bei der Mutter konnte Ann nur zustimmen, doch was Nikos betraf, war sie ganz anderer Meinung.
„Nikos ist ein wunderbarer Arbeitgeber und sehr großzügig“, meinte das Kindermädchen begeistert. „Er unterstützt Sams Ausgrabung, und ich darf meinen Hochzeitsempfang in der Villa ausrichten. Außerdem ist er ein wunderbarer Onkel für Ari und kümmert sich rührend um seine Mutter.“
Ja, dachte Ann, so rührend, dass er sich sogar dazu zwingt, mir einen lächerlichen Geldbetrag zu zahlen, weil seine Mutter mich hier haben will!
Laut murmelte sie nur: „Das versteht sich wohl von selbst, bei Mrs. Theakis’ geschwächter Gesundheit.“
Tinas Augen leuchteten auf. „Wissen Sie, was ich glaube? Dass Mrs. Theakis ihre Schwäche ganz nützlich findet. Nikos war strikt gegen die Reise nach London. Er meinte, es wäre zu anstrengend für sie, doch siehe da, Mrs. Theakis’ Arzt empfahl einen Herzspezialisten in London, und so sind wir abgereist. Allerdings“, fuhr sie fort, „ist er bei keiner anderen Frau auch nur annähernd so hilfsbereit. Und Sie können sich ja vorstellen, dass bei seinem Aussehen und mit
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