Julia Extra Band 0302
Schwung seiner Lippen, ehe er mit seiner Verurteilung über sie fortfuhr.
„Für Sie gibt es keinen Platz im Leben meines Neffen – kei nen Platz –, haben Sie verstanden? Dem haben Sie doch vor vier Jahren zugestimmt, als Sie das Baby Ihrer Schwester an mich verkauft haben.“
Die Verachtung in seiner Stimme erschütterte sie, und Ann spürte, dass sein Hohn sie erröten ließ. Sie öffnete den Mund, um zu kontern, aber sein scharfer Blick war wie ein Peitschenhieb.
„Und ich sehe ja, wo all das Geld hingeflossen ist.“ Seine Hand grub sich in den weichen Stoff ihres Mantels, ehe er mit einem Finger an ihrem Arm herunterfuhr. „Kaschmir“, murmelte er. „So weich, so warm.“ Sein Mund verzog sich. „So teuer. Und“, fuhr er in gefährlich klingendem Ton fort, „ist die Million aufgebraucht? Haben Sie deshalb beschlossen, die Vereinbarung zu brechen, um ihre gierigen kleinen Finger wieder einmal in den Honigtopf der Theakis’ zu stecken?“
Träge fuhr er mit seiner Hand über Anns Ärmel. Es sollte eine harmlose Geste sein, doch Ann spürte seine leichte Berührung bis auf die Haut.
Ihr Herz begann schneller zu schlagen, während sein Blick über ihr goldblondes Haar und ihre zarten Gesichtszüge schweifte, kurz auf den grauen Augen mit den langen Wimpern verharrte und dann weiter wanderte über die sanften Rundungen ihres Körpers zu ihren langen Beinen.
Ihr blieb die Luft weg. Da war er wieder, dieser Moment, so flüchtig und kurz wie nach dem Lunch. Sie hatte ihn absichtlich ignoriert, doch dazu war sie jetzt nicht imstande …
Von seiner Verachtung, die er ihr vor vier Jahren entgegengebracht hatte, war jetzt nichts mehr zu spüren.
Sein träger Blick, mit dem er ihren Körper bedachte, nahm ihr den Atem. Sie versuchte Luft zu holen, doch sie konnte nur dasitzen, während sein Blick zurück zu ihrem Gesicht wanderte, das ihren Gefühlsaufruhr deutlich zeigte.
Er lächelte.
Es war kein freundliches Lächeln, und trotzdem sandte es eine Welle der Hitze durch Anns Körper. Mit verschleiertem Blick beobachtete er sie, als könnte er bis in ihr Innerstes schauen.
Die Luft im Taxi war plötzlich drückend. Sie spürte, dass er seine Hand von ihrer Schulter nahm und mit seinem Zeigefinger über ihre Wange fuhr.
Sie erschauerte.
Im nächsten Moment zog er die Hand weg, die nun wieder unschuldig auf der Rücklehne lag. Doch sie hatte Verderben angerichtet. Ann spürte seine sengende Berührung auf ihrer Wange, als hätte sie sich in ihre Haut eingebrannt …
„Ich werde Ihnen sagen, wie es weitergeht, Miss Turner“, informierte Nikos Theakis sie. In seiner Stimme schwang nun keinerlei Gefühl mehr mit. Der Anflug von Erkenntnis, dass sie eine Frau war, war verschwunden. „Es wird kein weiteres Geld von den Theakis’ für Sie geben. Es ist Ihr Pech, wenn Sie all das Geld schon verschwendet haben. Zudem werden Sie keine Gelegenheit bekommen, einen Vorteil aus der Großzügigkeit und Freundlichkeit meiner Mutter zu ziehen“, fuhr er mit ausdrucksloser Stimme fort. „Demzufolge gibt es für Sie auch keinen kleinen Urlaub auf Sospiris. Und keine Fortsetzung dieses herzerweichenden Wiedersehens mit dem Kind, das Sie für eine Million Pfund verkauft haben, um sich damit für ein paar Jahre einen Lebensstil zu leisten, den sie nicht verdient haben. Es wird überhaupt keinen weiteren Kontakt zu meinem Neffen oder meiner Familie geben. Haben Sie das verstanden?“
Wütend biss Ann sich auf die Unterlippe. Sie wollte ihn anschreien, aber wozu sollte das gut sein? Sie hatte bereits beschlossen, dass sie Mrs. Theakis’ Einladung nicht annehmen konnte. Es war unmöglich .
Dass sie Ari wie aus heiterem Himmel getroffen hatte, war ein wundervolles Geschenk. Aber dabei musste es bleiben. Vielleicht würde es ihr ja eines Tages erlaubt sein, ihm zu schreiben, jetzt, da sie Mrs. Theakis kannte. Vielleicht dürfte sie ihn irgendwann sogar mal besuchen. Aber sie würde nie zu einem Teil seines Lebens werden. Das wusste sie – und hatte es akzeptiert. Schon vor langer Zeit.
Daher konnte sie jetzt nur mit schmalen Lippen erwidern: „Ja, ich verstehe, Mr. Theakis.“
„Dann ist es ja gut“, meinte er knapp und klopfte an die Trennwand aus Glas. „Wie ich sehe, verstehen wir uns. Und sorgen Sie dafür, dass es auch so bleibt, Miss Turner.“
Dann hielt das Taxi, Nikos Theakis stieg aus, drückte dem Fahrer einen 20-Pfund-Schein in die Hand und wies ihn an, den verbliebenen Fahrgast weiterzufahren. Kurz
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