Julia Extra Band 0302
erledigen hatte.“
Erschöpft lehnte Natasha sich zurück. Was als Gardinenpredigt begonnen hatte, endete mit der verzweifelten Bitte nach einer Erklärung.
Aufmerksam ließ sie den Blick über Dantes Gesicht gleiten. Sie kannte es schon so gut. Er sah sie mit großen Augen gequält an.
Gequält? Nein, da hatte sie sich wohl getäuscht. Warum sollte er bedauern, ihr nach einer bedeutungslosen Woche den Rücken zu kehren?
„Ich schulde Ihnen keine Erklärung“, behauptete er und begegnete ihrem Blick mit unbewegter Miene.
„Nein, wahrscheinlich haben Sie recht.“
Verlegen senkte sie den Blick. Was war nur in sie gefahren, ihm all diese Dinge an den Kopf zu werfen! Schließlich hatte sie es mit einem Fürsten zu tun. So ein Mann war es nicht gewohnt, sich zu rechtfertigen. Warum sollte er ausgerechnet ihr sein merkwürdiges Verhalten erklären? Wie eingebildet konnte man denn sein?
„Auf Wiedersehen, Natasha.“
Dante stand auf und nickte ihr höflich zu. Sie tat es ihm gleich.
Einen Moment lang trafen sich ihre Blicke. Voller Hoffnung sah sie ihn an. Doch seine Miene blieb undurchdringlich. Er wandte sich ab und verschwand aus ihrem Leben.
Es fiel Dante schwer, einfach wegzugehen, ohne sich noch einmal umzusehen. Am liebsten hätte er auf dem Absatz kehrtgemacht, hätte Natasha an sich gezogen und sie nie wieder losgelassen.
Er hatte nicht damit gerechnet, sie noch einmal zu sehen. Eigentlich war geplant gewesen, den Scheck mit einer kurzen Notiz an der Hotelrezeption für sie zu hinterlegen.
Nach einer unruhigen Nacht war es ihm schließlich gelungen, sich einigermaßen zu fangen. Die beste Lösung war, das Hotel zu wechseln. Im Telford Towers konnte er nicht bleiben, weil er hier ständig Natasha über den Weg laufen würde. Wie sollte er sich ihr gegenüber verhalten, als wäre nichts geschehen, wenn ihn das Bild von ihr in den Armen ihres Ex bis in die Träume verfolgte?
Der Plan, ihr nicht mehr zu begegnen, wäre aufgegangen, wenn es Dante nicht nach einem Espresso verlangt hätte. Wie hätte er ahnen sollen, dass er ausgerechnet in Natashas Stammrestaurant gelandet war?
Denn das musste es sein, so begeistert wie der Kellner sie begrüßt hatte.
Seine eigene Reaktion bereitete ihm Kopfzerbrechen. Er, der sie nie wieder sehen wollte, bat sie an seinen Tisch. So dumm konnte auch nur er sein.
Als sie ihm dann gegenübersaß, wollte er auch mit ihr reden, eine Erklärung von ihr verlangen. Doch irgendwie war er dann doch davor zurückgeschreckt.
Wahrscheinlich stand ihm mal wieder sein Stolz im Weg oder seine Dickköpfigkeit.
Als sie ihm so kühl und frisch in dem trägerlosen Sommerkleid gegenübergesessen hatte, hatte es ihm wohl die Sprache verschlagen.
Dabei wollte er doch unbedingt wissen, wieso sie ihren Ex immer noch liebte, obwohl sie doch das Gegenteil behauptet hatte. Empfand sie denn gar nichts für ihn, für Dante? Hatte er sich das nur eingebildet? Spürte sie denn das innere Band zwischen ihnen nicht?
Er sehnte sich so sehr nach ihr, wünschte sich, sie zu berühren, sie zu küssen, sie zu streicheln und ihren frischen blumigen Duft einzuatmen.
Er begehrte sie.
Er wollte sie nie wieder gehen lassen.
Und was tat er? Saß einfach da und fragte sich zornig, wieso ein Mann, der doch alles haben konnte, nicht über seinen Schatten springen konnte, um die Frau zu erobern, die ihm alles bedeutete.
Weil er sich nicht anders zu helfen gewusst hatte, hatte er versucht, alle Gefühle zu unterdrücken und sich kühl und abweisend zu geben. Es tat so weh, Natasha nicht haben zu können.
Doch was immer sie auch gesagt hätte, seine Reaktion wäre die gleiche gewesen. Schon als Kind hatte er gelernt, sich Enttäuschungen nicht anmerken zu lassen. Niemand durfte wissen, wie es wirklich in ihm aussah.
Auch das war Teil seines Lebens als Fürst.
Natasha saß reglos am Tisch – die Hände gefaltet. Sie zuckte zusammen, als Luigi ihr den Cappuccino brachte.
„Ist der junge Mann schon wieder fort? Wie schade.“ Der ältere Mann zwinkerte ihr zu.
Luigi liebte Klatsch und Tratsch. Da stand er Ella in nichts nach. Doch Natasha hatte keine Lust, die Gerüchteküche anzuheizen. Danach stand ihr der Sinn nun wirklich nicht.
„Ja, er hatte es eilig. Danke für den Kaffee. Er duftet einfach köstlich.“
Luigi nahm das Kompliment gern an, plusterte sich auf wie ein Pfau und zog sich dann hinter den Tresen zurück.
Und Natasha war wieder allein. Und unendlich einsam. Und ratlos.
Sie konnte
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