Julia Extra Band 0302
war den Tränen nahe. War es auch wirklich Dante? Schnell sah sie noch einmal genauer hin. Ja, er war es. Allerdings trug er jetzt einen Kurzhaarschnitt und einen Designeranzug.
Der Fürst war in sein normales Leben voller Verpflichtungen zurückgekehrt. Den Rockstar hatte es nie gegeben.
„Er hat ausgecheckt? Was soll das heißen?“
Natasha atmete tief durch. Sie war nicht in der Stimmung, die aufgebrachte Gina zu besänftigen, die sie über den Empfangstresen hinweg wütend anfunkelte.
„Aber er hat mir doch gesagt, dass er in diesem Hotel wohnt. Wieso sollte er plötzlich in ein anderes umziehen?“
„Ich habe keine Ahnung“, behauptete sie und funkelte ihrerseits Gina an. Im Moment war ihr alles egal. Eigentlich hätte sie vor Glück Purzelbäume schlagen sollen, weil sie Clay endgültig los war. Stattdessen trauerte sie dem Mann nach, in den sie sich unsterblich verliebt hatte.
Sie hatte keine Lust, sich jetzt ausgerechnet mit Gina abzugeben.
„Aber Sie sind doch mit ihm befreundet. Ihnen wird er doch gesagt haben, warum er in ein anderes Hotel gezogen ist.“
Natasha biss die Zähne zusammen. „Ich bin doch nicht das Kindermädchen Ihres Bruders. Während seines Aufenthaltes hier habe ich lediglich einige Dinge für ihn erledigt. Wenn Sie ihn sprechen wollen, können Sie ihn doch anrufen.“
Allerdings dachte sie gar nicht daran, Gina die neue Adresse des Herzensbrechers zu verraten.
„Ich finde das alles sehr merkwürdig.“ Gina musterte sie misstrauisch. Offensichtlich glaubte sie Natasha kein Wort. „Dante handelt doch sonst nicht so impulsiv. Das passt überhaupt nicht zu ihm. Die Suite in diesem Hotel ist bereits vor Monaten gebucht worden. Ich verstehe nicht, wieso er einfach mir nichts dir nichts auscheckt und mich nicht einmal informiert.“
Natasha blieb ganz ruhig. Aber es gab ihr zu denken, dass selbst seine Schwester keine Ahnung hatte, was in Dante vorging.
„Wenn Sie seine Beweggründe erfahren wollen, müssen Sie Dante schon selbst fragen. Es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht weiterhelfen kann.“
„Vielleicht sollte ich das Gleiche zu Ihnen sagen.“ Gina lächelte wissend.
Natasha wich einen Schritt zurück und gab sich völlig unbeteiligt. „Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.“
Gina wedelte mit ihrer beringten Hand vor ihrem Gesicht umher. „Ich bin weder blind noch blöd. Obwohl mein Bruder mich vielleicht dafür hält. Ich weiß, dass ich in meinem Leben ab und zu eine falsche Entscheidung getroffen habe, aber das heißt noch lange nicht, dass ich nicht sehe, was mit Dante los ist.“
Sie lehnte sich vor und flüsterte Natasha vertraulich ins Ohr: „Dante mag Sie. Sonst hätte er Sie niemals mit zu mir gebracht. Und Ihrem langen Gesicht nach zu urteilen, hat sein Hotelwechsel Sie ebenso verwirrt wie mich.“
Natasha versuchte, die aufkeimende Hoffnung im Keim zu ersticken. Dante mochte sie also. Prima! Deshalb hatte er sich auch ohne Erklärung aus dem Staub gemacht.
„Es hat nichts mit mir zu tun, dass Dante ausgezogen ist“, behauptete sie. „Wenn das dann alles ist, würde ich jetzt gern weiterarbeiten.“
„Dante ist sehr stolz und dickköpfig. Lassen Sie sich von seinem lässigen Auftreten in den vergangenen Tagen nicht täuschen. Er ist mit Leib und Seele der Fürst von Calida. Wenn Sie also wissen wollen, woran Sie sind, sollten Sie direkt mit ihm sprechen.“
„Ich denke nicht daran, Dante aufzusuchen.“
Verflixt, nun hatte sie sich verraten.
Gina lächelte triumphierend. „Sie haben auch etwas für ihn übrig. Das habe ich mir doch gleich gedacht.“
Natasha sah sie nur schweigend an. Natürlich empfand sie etwas für Dante. Nachts konnte sie nicht einschlafen, weil sie ständig an ihn denken musste. Und wenn sie dann doch eingeschlafen war, träumte sie von ihm.
„Ich sehe Ihnen an, dass ich recht habe.“ Gina lächelte ihr aufmunternd zu. „Gehen Sie zu ihm.“
Verträumt blickte Natasha vor sich hin.
Gina sah sich das einige Minuten lang an. Dann warf sie mit südländischem Temperament die Arme in die Luft. „Sie sind in ihn verliebt!“
Natasha zuckte zusammen. „Was haben Sie gesagt?“
„Sie haben genau gehört, was ich gesagt habe.“
Ja, das stimmte, aber sie glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen. Da kam diese Frau, die sie kaum kannte und die sie davor gewarnt hatte, sich Hoffnungen auf ihren Bruder zu machen, so einfach daher und sagte ihr auf den Kopf zu, was sie selbst die ganze Zeit zu verdrängen versucht
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