Julia Extra Band 0302
ganz von vorn an. Wir beide als Team in der Hotelbranche, das wär’s doch. Wir würden die ganze Szene aufmischen und hätten einen Riesenerfolg. Uns kann keiner das Wasser reichen. Was hältst du davon?“
Natasha hätte ihm natürlich genau erzählen können, was sie davon hielt, aber sie riss sich zusammen und blieb sachlich. Sie tippte lediglich auf den vor ihm liegenden Vertrag.
„Wie du siehst, ist dies ein rechtsgültiger Vertrag. Hier steht, dass meine Schulden beglichen sind und dass die geschäftliche Beziehung zwischen uns damit beendet ist. Hast du das verstanden?“
Clay fuhr so unvermittelt hoch, dass Natasha erschrocken zurückwich.
Das triumphierende Glitzern in seinen Augen machte ihr Angst.
„Und was tust du, wenn ich nicht unterschreibe und die Schmutzkampagne gegen dein geliebtes Hotel trotzdem anzettele?“
Am liebsten hätte sie ihm einen Briefbeschwerer an den Kopf geworfen. Es fiel ihr unglaublich schwer, es nicht zu tun.
„Deine leeren Drohungen kannst du dir sparen. Du wirst unterschreiben. Und wenn du deine schmutzigen Tricks anwenden willst – nur zu. Du wirst schon sehen, was du davon hast.“
Sein höhnisches Grinsen machte sie nur noch entschlossener, sich dieses Mistkerls ein für alle Mal zu entledigen.
„Was willst du denn dagegen unternehmen?“
Sie ballte die Hände zu Fäusten. „Ich werde mich schon wehren. Bisher bist du nur ungeschoren davongekommen, weil ich auf meine Mutter Rücksicht nehmen musste. Du wusstest von ihren Herzbeschwerden und dass sie sich nicht aufregen durfte. Und was hast du getan? Du hast der versammelten Familie verkündet, dass du uns Geld geliehen hast und dafür das Hotel haben willst.“
Natasha versagte fast die Stimme. Jetzt kam alles wieder hoch. Dieser gemeine Widerling hatte ihre Mutter auf dem Gewissen!
Sie machte einen Schritt auf ihn zu und zeigte mit dem Finger auf ihn. „Du hast sie umgebracht. Du mit deiner miesen Tour, durch mich an unser Hotel zu kommen. Du mit deinen unverschämten Zahlungsfristen und Wucherzinsen. Du hast meine Mutter auf dem Gewissen.“
Clay starrte sie schockiert an. Doch Natasha war noch nicht fertig.
„Weißt du was? Der Schaden ist nicht wiedergutzumachen. Ich habe meine Mutter verloren. Deine dämliche Schmutzkampagne kann ihr nichts mehr anhaben. Ich habe mich nur ihretwegen auf deine Forderungen eingelassen, damit sie sich nicht über weitere Skandale aufregen musste. Aber das ist ja nun hinfällig. Mach doch, was du willst. Der Name Telford genießt einen so guten Ruf, dass man ihm so leicht nichts anhaben kann. Aber wie steht es mit deinem Ruf, Clay? Kannst du dir einen Skandal leisten? Was tust du, wenn ich in ganz Melbourne verbreite, mit welchen Geschäftsmethoden du arbeitest? Dein Ruf wäre im Handumdrehen ruiniert. Willst du das riskieren?“
„Niemand würde dir glauben.“
„Du hältst mich wohl für sehr dumm, oder? Selbstverständlich habe ich sorgfältig dokumentiert, wie hoch der Betrag war, den du uns ursprünglich geliehen hast, und wie viel Geld ich dir zurückgezahlt habe. Jedes Kind kann sich ausrechnen, dass du ein Wucherer bist. Die Geldgier steht dir ins Gesicht geschrieben. Du solltest dir also sehr gut überlegen, ob du wirklich dein schmutziges Maul aufreißen und mein Hotel schädigen willst.“
Clay war vor Wut rot angelaufen.
Natasha tippte erneut auf den Vertrag. „Unterschreib jetzt gefälligst. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.“
Sie wusste, dass sie ihn am Schlafittchen hatte. Niemals würde Clay seinen guten Ruf aufs Spiel setzen. Jetzt griff er tatsächlich zu einem silbernen Füllfederhalter, unterschrieb den Vertrag und wandte ihr den Rücken zu.
Ich bin frei, dachte sie triumphierend. Der Kerl wird mich nie wieder belästigen.
Sie griff nach dem Dokument, verstaute es sorgfältig in ihrer Handtasche und schritt hoch erhobenen Hauptes aus dem Büro.
Erleichtert verließ sie das Hochhaus in der Collins Street und schien förmlich dahinzuschweben.
Ihr Glücksgefühl war jedoch von kurzer Dauer. Kaum hatte sie in der Straßenbahn Platz genommen, die sie zu ihrem eigenen Hotel zurückbringen sollte, entdeckte sie vor dem neuen Sofitel Hotel eine ihr bekannte Person, die soeben aus einer glänzend polierten silberfarbenen Stretchlimo gestiegen war.
Dante war gar nicht abgereist!
Offensichtlich hatte er nur das Hotel gewechselt. Aber wieso?
Vermutlich weil er ihre Nähe nicht mehr ertrug. Das war die einzige sinnvolle Erklärung.
Natasha
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